Balzgesänge der Heuschrecken
Ovales Tympanalorgan am oberen Ende der Schiene der Vorderbeine |
Einführung
Bei Heuschrecken dient der Gesang zum Finden der Geschlechtspartner und zum Einstimmen auf die Paarung. Bei manchen Arten singen nur die Männchen, bei anderen beide Geschlechter. Bei Kurzfühlerschrecken (Caelifera) singen nur wenige Arten, die Anlockung erfolgt durch optische Signale wie etwa bunte Beine. Die Arten der in Mitteleuropa weit verbreiteten Grashüpfer (Gomphocerinae) dagegen können teilweise sogar am besten an Hand ihrer Balzgesänge bestimmt werden. Bei Langfühlerschrecken (Ensifera) singen die meisten Arten.
Evolutive Bedeutung
Die Weibchen erkennen den arteigenen Gesang und reagieren nur auf diesen. Als maximale Reichweite des Schalls hat man zwei Kilometer gemessen. Die von manchen Arten produzierten Ultraschalltöne reichen sehr viel weniger weit, besonders in der feuchten Luft des tropischen Regenwalds. Heuschreckenweibchen werden von den Balzgesängen der Männchen angelockt, müssen also die teilweise im Ultraschallbereich liegenden Töne hören können. Von Gottesanbeterinnen weiß man, dass sie die Ultraschallschreie von Fledermäusen hören und sich durch schnelle Flucht retten.
Frequenzbereich
Der Gesang von vielen Langfühlerschrecken hat einen Anteil im für den Menschen hörbaren Bereich und einen Anteil im Ultraschallbereich. Das Grüne Heupferd hat bspw. ein Maximum im hörbaren Bereich von 8 bis 16 kHz und ein Maximum im unhörbaren Bereich zwischen 25 und 40 kHz. Die höchsten Töne - und zwar von allen Insekten überhaupt - produziert eine Laubheuschreckenart aus dem kolumbianischen Regenwald: 130 kHz erreichen ihre Balzgesänge, so hoch wie die höchsten Schreie von Fledermäusen. Kurzfühlerschrecken stridulieren meist nur im hörbaren Bereich zwischen 8 und 14 kHz.
Produktion
Langfühlerschrecken wie bspw. das Grüne Heupferd besitzen an der Unterseite des oberen Flügels eine mit Zähnchen besetzte Schrillleiste, die sie über die Schrillkante am unteren Flügel wie mit einem Bogen streichen.
Kurzfühlerschrecken erzeugen die Töne, indem die Hinterbeine an Adern der Vorderflügel gerieben werden. Bei den Grashüpfern sind dazu die Hinterbeine und bei den Ödlandschrecken (Oedipodinae) die Flügelkanten mit Zähnchen besetzt.und die Gegenseite mit einer scharfen Kante bestückt.
Hören
Heuschrecken hören wie andere Insekten mit dem sog. Tympanalorgan. Dieses ist eine Erweiterung einer Trachee und ist nach außen durch eine verdünnte Cuticula verschlossen. Diese stellt das Trommelfell (Tympanum) dar, dass mit den Schalldruck schwingt. Auf dem Trommelfell sitzen die Rezeptoren, die sog. Scolopidien.
Das Tympanalorgan der Langfühlerschrecken befindet sich an den Tibien der Vorderbeine. Bei Kurzfühlerschrecken liegen die Tympanalorgane in den Seitenplatten des ersten Hinterleibssegments, über die eine Membran gespannt ist.