Die Evolution der Heuschrecken
Spinnen, Tausendfüßer und Insekten eroberten das Land unabhängig voneinander. Vor ca. 360 Millionen Jahren traten die ersten geflügelten Insekten auf. Seit 320 Millionen Jahren gibt es Heuschrecken.
Die Schwanzfäden (Cerci) der Heuschrecken sind umgewandelte Beine: Ursprüngliche Insekten aus der Steinkohlezeit hatten noch Beine am Hinterleib. Genauso sind die Mundwerkzeuge umgewandelte Beine der früher voneinander getrennten Kopfsegmente.
Im späten Tertiär herrschte in Mitteleuropa ein warmes, tropisch-subtropisches Klima. Man kann davon ausgehen, dass in Mitteleuropa eine entsprechende Heuschreckenfauna lebte, obwohl es wenig fossile Funde aus dieser Zeit gibt.
Das Quartär war in seinem ersten Zeitabschnitt Pleistozän (vor 2,6 Mio. bis 10 000 Jahren) durch einen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten (Eiszeiten) geprägt. Während der Eiszeiten wurden die Heuschrecken Europas zum einen auf die verbleibenden warmen Gebiete im Süden der europäischen Mittelmeerstaaten zurück gedrängt: z.B. Südspanien und Süditalien. Zum anderen war das eisfreie Sibirien ein Rückzugsraum. Dadurch entstand eine geografische Isolation von Populationen der damaligen Arten, die zu einer Bildung von neuen Arten führen konnte. Bspw. ist es denkbar, dass die erdgeschichtlich junge Gruppe der Grashüpfer (Gomphocerinae) sich in einer dieser Perioden in weitere Arten aufgespalten hat. So sind die Arten Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus), Brauner Grashüpfer (Ch. brunneus) und Verkannter Grashüpfer (Ch. mollis) heute im Aussehen noch sehr ähnlich. Die Populationen nördlich der Alpen unterscheiden sich aber deutlich im Gesang und Verhalten. In den Alpen dagegen kommen auch intermediäre Formen vor, z.B. der Südliche Nachtigall-Grashüpfer (Ch. eisentrauti).
Nach Ende der Eiszeiten wanderten Heuschrecken aus dem Mittelmeergebiet und aus dem eisfrei gebliebenen Sibirien wieder nach Deutschland ein.