Ackerhummel |
Hummeln - Jahreszyklus
Die in Deutschland vorkommenden sozialen Hummelarten leben in einjährigen Staaten.
Nur junge, kurz vor dem Ende der Flugzeit geschlüpfte Königinnen überwintern. Sie verlassen die alte Kolonie, graben sich in den Boden ein und überwintern dort (Diapause). Beim Verlassen des Nestes haben sie ihren Kropf mit Honig gefüllt, als Nahrungsvorrat, u.a. für die ersten Flüge zu Nahrungsquellen im nächsten Frühjahr. Die Königinnen suchen nord- oder nordwestexponierte Bodenbereiche auf, die sich im Winter durch Sonneneinstrahlung nicht aufwärmen, oft z.B. unter Bäumen. Durch Glycerin in der Körperflüssigkeit vermeiden sie ein Einfrieren. Während der Diapause wird ihr Fett- und ihr Glykogenvorrat abgebaut.
Häufig schon im zeitigen Frühjahr verlassen die Königinnen ab einer bestimmten Bodentemperatur ihr Winterquartier: Anfang März: Erdhummel und Wiesenhummel, Anfang April: Steinhummel, Ackerhummel und Waldhummel. Sie besuchen zunächst Blüten, um Nahrung aufzunehmen. Dann beginnen sie mit der Suche nach einem Standort für ihr Nest: je nach Art in Bäumen, am oder im Boden.
In dieser solitären Phase gründen sie ihr Nest, legen befruchtete Eier hinein und sammeln Nektar und Pollen. Sie "bebrüten" diese ersten Eier regelrecht: Durch Wärmeproduktion in den Flugmuskeln erwärmen sie die Eier im sogenannten Brutklumpen auf bis zu 25 °C (abhängig von der Umgebungstemperatur). Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die von der Königin mit Pollen und Nektar versorgt werden. Die Larven sind augen- und beinlose Maden, der Mitteldarm ist zum Enddarm hin verschlossen. Erst kurz vor der Verpuppung öffnet sich der Darm und der Kot wird auf einmal als sogenanntes Meconium abgegeben. Die Entwicklung von der Eiablage bis zur erwachsenen Hummel dauert 4 - 5 Wochen.
Mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen beginnt die Wachstumsphase der Kolonie. Arbeiterinnen sind unfruchtbare Hilfsweibchen, die ihre Mutter bei der Aufsucht weiterer Nachkommen unterstützen. Es kommt zur reproduktiven Arbeitsteiligkeit, das heißt die Königin erzeugt weitere Nachkommen durch Eiablage, während die Arbeiterinnen alle übrigen Tätigkeiten zur Versorgung des Volkes übernehmen. Sie werden im Durchschnitt etwa vier, maximal etwa acht Wochen alt. Zunächst werden weitere Arbeiterinnen erzeugt, so dass die Kolonie schnell an Größe und Volksstärke zunimmt.
Mit Beginn der Reifephase schaltet die Kolonie auf die Produktion von Geschlechtstieren um. Aus unbefruchteten Eiern entstehen Männchen, die Drohnen. Aus befruchteten Eiern entstehen jetzt Königinnen. Das Signal, das dazu führt, dass sich die weiblichen Larven zu Königinnen entwickeln, besteht bei Arten mit geringen Kastenunterschieden (z.B. Baumhummel) lediglich in der größeren Futtermenge, die an diese Larven verfüttert wird. Bei Arten mit deutlichen Kastenunterschieden (wie z.B. Erdhummeln) wird die Entwicklung der Larven zu jungen Königinnen zusätzlich durch ein in der Nahrung enthaltenes, von der Königin produziertes Pheromon gesteuert.
Die jungen Königinnen und Männchen verlassen nach dem Schlupf das Nest und kopulieren miteinander. Die Kopulation dauert ungewöhnlich lang: je nach Art durchschnittlich eine halbe Stunde bis 3 (!) Stunden. Danach suchen sich die jungen Königinnen ein Überwinterungsquartier. Alle übrigen Angehörigen der alten Kolonie, die alte Königin, die Arbeiterinnen und die Männchen sterben hingegen am Ende der Flugzeit ab.
Hummelstaaten umfassen je nach Art durchschnittlich zwischen 50 und 600 Tieren.