Besondere Aufgaben
1. Typ "Der Wächter im Apfelgarten"
Aufgaben vom Typ "Der Wächter im Apfelgarten" sind eine
besondere Art von Teilungsaufgaben. Die Bezeichnung verdanken sie der
Einkleidung einer Aufgabe aus einem byzantinischen Rechenbuch aus dem 15.
Jahrhundert.
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In einem anderen Gewand tauchte dieser Aufgabentyp bereits früher auf:
Zum erstenmal ca. 250 n. Chr. in China, um 700 in Armenien, um 900 bei den
Indern und um 1000 bei den Arabern. Von da aus gelangte er in die
mittelalterlichen Rechenaufgabensammlungen von Europa und Byzanz. Hier
ist in exemplarischer Weise der Weg der Algebra nachgezeichnet.
Bei
L. Euler findet sich eine entsprechende Aufgabe in seiner
"Vollständigen Anleitung zur Algebra", bei der es um die Verteilung
eines Erbes geht und die eine Variante folgender Version aus dem Rechenbuch
des byzantinischen Mönches Maximos Planudes (13. Jh.)
darstellt:
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Weitere Varianten dieses Aufgabentyps finden sich auch im Rechenbuch von Johannes Christoph Schäfer (1802 - 1854), das den Titel "Die Wunder der Rechenkunst" trägt und 1831 erschien. Der Untertitel der 8. Auflage von 1857 versetzt manche Jugendliche in Staunen, er lautet: "Eine Zusammenstellung der rätselhaftesten, unglaublichsten und belustigendsten arithmetischen Kunstaufgaben. Zur Beförderung der geselligen Unterhaltung und des jugendlichen Nachdenkens."
Daraus folgende Kostprobe:
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Eine Anekdote erzählt von einem Postmeister, der einmal gefragt wurde,
wieviele Pferde der "Alte Fritz" zum Wechseln auf der Poststation bestellt
hatte . Seine Antwort lautete:
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Weitere Aufgaben dieses Typs finden sich auch bei Leonardo Fibonacci (13.
Jh.) , Michael Stiefel (16. Jh.) und anderen.
2. Typ "Röhrenaufgabe"
Von den sogenannten "
Röhrenaufgaben", die seit Heron und Diophant sehr beliebt waren,
traten Abwandlungen bei Alkuin (ca. 731 - 804), dem Freund und Lehrer Karls
des Großen, und bei den Indern auf. Die folgende Variante erschien wohl
zuerst im zweiten deutschen Rechenbuch, das 1489 in Leipzig erschien und
dessen Verfasser Johannes Widmann aus Eger war. Sie ist ein Paradebeispiel
dafür, wie unrealistisch manche Einkleidungen sein können.
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(1) alpha, 17. Jg. Heft 3/1983, 59.
(2) alpha, 18. Jg. Heft 3/1984, 67.
(3) alpha, 17. Jg. Heft 6/1983, 131.
(4) Lietzmann, Lustiges und Merkwürdiges von Zahlen und Formen, 166.
(5) Flachsel, Hundertfünfzig Mathe-Rätsel, 24.