Was ist Wechselspannung?

Gleichspannung und Wechselspannung im Vergleich.

Unser Stromnetz verwendet Wechselspannung. Wir sollten daher zuerst einmal verstehen, was Wechselspannung ist.


Eine Batterie, ein Akku oder ein Netzgerät liefern Gleichspannung.
Die beiden Pole der Quelle sind mit - und + bezeichnet. Am Minuspol verlassen energiereiche Elektronen die Quelle.
Sie fließen durch den Stromkreis und geben ihre Energie an ein Gerät ab.
Danach kehren sie als energiearme Elektronen zum Pluspol der Quelle zurück.
Die Stärke der Quelle - die Spannung - bleibt konstant. Dadurch ist auch die Stromstärke konstant.
Wechselspannung ist anders:
Hier wechseln die Anschlüsse der Quelle laufend ihre Polung.
Außerdem verändert sich die Stärke der Quelle die ganze Zeit.
Dadurch ändert sich auch die Stromstärke im Stromkreis ständig.

Beachte:
Die Länge des roten Pfeils gibt die Stromstärke an. Die Elektronen bewegen sich in Pfeilrichtung.
Beachte auch, wie sich die Helligkeit der Lampe ständig verändert.

Gleich- und Wechselspannung

Unten ist die Spannung, ihre Stärke und Polung aufgetragen, wie man sie auf einem Oszilloskop sehen würde (vergleiche dazu auch die Videos).


Hier kannst Du das Leuchten der Lampe noch einmal in einem Experimentvideo verfolgen. Vergleiche mit den Animationen von oben!
Wenn Du mit der Maus in ein Video klickst, dann kannst Du den Film auch mit den Pfeiltasten Bild für Bild weiterschalten.

Experimentvideo Gleichspannung Experimentvideo Wechselspannung
Quicktime-Film (2,26 MB) Quicktime-Film (3,18 MB)

Warum gehen unsere Glühlampen dann nicht ständig an und aus?

Im rechten Experimentvideo wurde als Quelle ein Funktionsgenerator verwendet. Bei ihm kann man die Frequenz der Wechselspannung (also wie schnell die Polung wechselt und wie schnell sich die Spannung verändert) einstellen. Sie wurde so niedrig gewählt, dass Du bequem beobachten kannst, was passiert.

Unser Stromnetz wechselt mit einer Frequenz von 50 Hz, d.h. die Quelle ist 1/100 s in einer Richtung gepolt und 1/100 s in der anderen Richtung.
Hier erfolgen die Wechsel so schnell, dass unser träges Auge sie gar nicht mehr wahrnehmen kann. Außerdem kann sich der Glühdraht der Glühwendel in der Lampe gar nicht so schnell abkühlen, dass die Lampe dann ganz ausgehen könnte. Dies kannst Du in diesem Video sehen.

Quicktime-Film (3,18 MB)

Warum leuchtet dann die Lampe bei Wechselspannung nicht dunkler?

Wenn die Lampe mal brennt und mal ausgeht, dann müsste doch die Lampe bei Wechselspannung dunkler leuchten als bei Gleichspannung, denn unser Auge würde die Helligkeit herausmitteln!

Hätte unsere Gleichspannungsquelle z.B. 5 Volt und die größte Spannung, die die Wechselspannungsquelle erreichen kann, wäre auch 5 Volt, dann wäre das tatsächlich so!

Nun ist die höchste Spannung der Wechselspannungsquelle aber höher, um diesen Effekt auszugleichen. Man nennt den höchsten Spannungswert, den die Wechselspannung erreichen kann, die Scheitelspannung (vgl. Diagramme oben!).
Ist die Scheitelspannung etwa 7 V, dann pendelt die Wechselspannung zwischen + 7 V und -7 V hin und her. Über die Zeit gemittelt, ist die Energieabgabe dann genauso wie bei einer Gleichspannung mit 5 V. Man nennt die 5 Volt dann den Effektivwert der Wechselspannung.

Scheitelspannung und Effektivwert bei unserem Stromnetz.

Unsere Wechselspannung an der Steckdose hat einen Effektivwert von 230 V.
Damit ist die Scheitelspannung 230 V * 1,41 = 325 V. (Der Multiplikationsfaktor ist genau Wurzel aus 2).

Wenn Du aus Versehen an beide Pole der Steckdose kommst, dann kann es sein, dass Du Glück hast, weil die Spannung in dem Augenblick 0 ist. Aber schon 5 Millisekunden später ist sie dann 325 V! So schnell wirst Du wohl kaum wegkommen!

Die Pole der Steckdose unter gar keinen Umständen berühren! Lebensgefahr!


© alle Fotos, Filme und Grafiken: Klaus-Dieter Grüninger, Landesbildungsserver