Reale Spule im Wechselstromkreis.
Bevor du diese Seite durcharbeitest, solltest du diese beiden Seiten durchgearbeitet und verstanden haben:
Hilfreich ist auch diese Seite:
Spulen bestehen aus langen Drähten, die auf einen Spulenkörper aufgewicklt sind. Eine realistische Theorie der Spule im Wechselstromkreis muss dies berücksichtigen. |
1) Das gedankliche Hilfsmittel.
Man betrachtet daher die reale Spule als eine Hintereinanderschaltung einer idealen (widerstandsfreien) Spule und eines ohm'schen Widerstandes. Sein Wert entspricht dem Widerstandswert des Spulendrahtes. In der Realität können der Widerstand des Spulendrahtes und die Induktionswirkung eines aufgewickelten Drahtes natürlich nicht voneinandert getrennt werden! |
2) 3,81 V + 8,54 V = 10,07 V ??
Im Wechselstromkreis darf man Teilspannungen nicht einfach addieren !
Im Gleichstromkreis kann man die Teilspannungen an zwei hintereinandergeschalteten Widerständen einfach addieren und erhält die Gesamtspannung der Quelle. |
Der Versuchsaufbau im Photo entspricht dem Schaltbild von oben. Links sehen wir eine (reale) Spule, deren Widerstand in der weiteren Betrachtung vernachlässigt wird. Die Spannung an der Spule UL beträgt 3,81 V. Der Widerstand des Spulendrahtes wird nun durch den ohm'schen Widerstand rechts repräsentiert. (Der Widerstandswert ist 220 Ohm) Die Spannung am Widerstand UR beträgt 8,54 V. Statt der (vielleicht erwarteten) 12,35 V (3,81V + 8,54V) zeigt das Messinstrument für die Gesamtspannung Uges nur 10,07 V an. |
Beim Wechselstromkreis ist es also offensichtlich nicht möglich, die Teilspannungen einfach zu addieren um die Gesamtspannung zu erhalten, vor allem dann nicht, wenn unterschiedliche Bauelemente (z.B. ideale Spule und Widerstand) im Stromkreis sind! |
Warum eigentlich nicht??
3) Stromstärke und Teilspannung sind nicht immer phasengleich!
Beim ohm'schen Anteil (Spulenwiderstand) sind Stomstärke (grün) und Spannung ÛR (schwarz)in Phase. Beide Zeiger deuten in der gleichen Richtung. |
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Beim induktiven Anteil (Induktionswirkung der Spule) ist die Stromstärke der Spannung ÛL um 90 Grad in der Phase hinterher (oder die Spannung der Stromstärke um 90 Grad voraus). (vgl. hierzu auch diese Seite) |
4) Die Teilspannungen muss man vektoriell addieren.
Das Zeigersystem soll gegen den Uhrzeigersinn rotieren. Der Vektor für die Stromstärke weist nach rechts. Mit ihm phasengleich ist der Vektor für die Spannung am Widerstand ÛR. Die Spannung an der idealen Spule ÛL ist der Stromstärke in der Phase 90 Grad voraus. Die Gesamtspannung findet man als Vektoraddition von ÛR und ÛL zur Gesamtspannung Ûges |
Nach dem Satz des Pythagoras gilt also:
(Ûges)2 = (ÛL)2 + (ÛR) 2
5) Auch Wechselstromwiderstände werden vektoriell addiert!
Arbeiten wir mit der Gleichung von oben noch etwas weiter.
Die jeweilige Teilspannung ist das Produkt aus Wechselstromwiderstand und Stromstärke. (vgl. U = R * I)
(Ûges)2 = (ÛL)2 + (ÛR) 2 = ( XL * Î )2 + ( R * Î )2 = (XL2 + R2) * Î2 (1)
Entsprechend zu U = R * I gilt für den gesamten Wechselstromwiderstand Z der Reihenschaltung von Kondensator und Widerstand:
(Ûges)2 = ( Z * I)2 = Z2* I2 (2)
Ein Vergleich von (1) und (2) ergibt:
Z2 * Î2 = (XL2 + R2) * Î2
oder nach Kürzen von Î2 auf beiden Seiten:
Z2 = XL2 + R2
Das bedeutet: auch die Widerstände muss man vektoriell (mit dem Satz des Pythagoras) addieren!
Der gesamte Wechselstrormwiderstand Z ist nicht die Summe der einzelnen Wechselstromwiderstände XC und R.
6) Der Phasenwinkel zwischen Stromstärke und Gesamtspannung.
Hier ist noch einmal das Zeigerdiagramm. Der Phasenwinkel a zwischen Î und Ûges kann berechnet werden. Im grauen, rechtwinkligen Dreieck gilt: tan a = ÛL / ÛR = (XL * Î) / (R * Î) = XL / R Man kann also den Phasenwinkel sowohl über die Teilspannungen, also auch über die einzelnen Wechselstromwiderstände berechnen. Weil die Spannung der Stromstärke vorauseilt, ist der Phasenwinkel a positiv. |
Grenzfälle:
Ist R sehr groß gegenüber XL, dann ist der Phasenwinkel klein,
ist R sehr klein gegenüber XL, dann ist der Phasenwinkel groß,
ist R = XL, dann ist der Phasenwinkel gerade 45 Grad.
7) Das Oszilloskop zeigt, was auch das rotierende Zeigersystem zeigt.
Bedienung des Java-Applets: Ein Klick auf "Rotieren" dreht das Zeigersystem im Gegenuhrzeigersinn mit der gewählten Frequenz. |
Die Pfeilfarben haben folgende Bedeutung:
- Stromstärke (grün)
- Spannungsanteil ideale Spule (blau)
- Spannungsanteil ohm'scher Widerstand (schwarz)
- Gesamtspannung (rot)
Hinweis, falls das Applet im Unterricht zur Demonstration benutzt werden soll: Klickt man mit der rechten Maustaste in das Diagramm, wird es in ein kleines neues Browserfenster kopiert, das man anschließend vergrößern kann. |
Aufgaben / Fragen:
1) Wähle als Widerstandswert zunächst 0 Ohm. Dann simulieren wir nur die ideale Spule im Wechselstromkreis.
(Zuerst "Reset" und dann "Rotieren" klicken.)
- Wie ist die Phasenlage zwischen Stromstärke I(t) und Spannung UL(t)?
- Welchen Wert hat die Stromstärke, wenn die Spannung 0 ist?
- Welchen Wert hat die Spannung, wenn die Stromstärke 0 ist?
2) Wähle nun den Widerstand wieder mit der Voreinstellung (4 Ohm).
(Beachte auch die Einblendungen der Phase. Die Phase ist der Winkel (in Grad) zwischen dem grünen Vektor der Stromstärke Î und dem roten Vektor der Gesamtspannung Ûges.
a) Wähle zunächst die Darstellungsart "Zeichnen: Spannung Widerstand (UR)".
- Wie ist die Phasenlage zwischen Stromstärke I(t) und UR(t)?
- Welchen Wert hat UR(t), wenn I(t) null / maximal ist?
b) Wähle nun die Darstellungsart "Zeichen: Spannung Kondensator (UL)".
- Wie ist die Phasenlage zwischen Stromstärke I(t) und UL(t)?
- Welchen Wert hat UL(t), wenn I(t) null / maximal ist?
c) Wähle die Darstellungsart "Zeichen: Gesamtspannung (Uges)".
- Wie ist die Phasenlage zwischen Stromstärke I(t) und UL(t) jetzt?
3) Belasse die Spuleneinstellungen auf der Voreinstellung (1 mH , 50 Hz) und wähle den Widerstand maximal mit 12 Ohm.
- Wie verändern sich die Teilspannungen und der Phasenwinkel dabei?
- Versuche dies zur erklären.
4) Wähle nun den Widerstand mit 2 Ohm und verändere die Eigeninduktivität und die Frequenz so, dass die Spannung an der idealen Spule möglichst groß wird.
- Müssen dazu die Frequenz und die Eigeninduktivität groß oder klein gewählt werden?
- Wie verändert sich der Wechselstromwiderstand XL dabei? (Erinnerung: XL = w * L)
- Was kann man nun über die Phasenlage zwischen Stromstärke und Gesamtspannung aussagen?
- Wie groß muss XL sein, damit der Phasenwinkel genau 45 Grad wird (5 Grad Abweichung)?
(Versuche dies durch Variation von Eigeninduktivität und Frequenz möglichst genau zu erreichen). - Berechne mit den ermittelten Werten XL. Du müsstest eine Wert von etwa 2 Ohm erhalten! (Erinnerung: w = 2*p*f)
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Das Paket enthält die Internet-Seite und alle darauf befindlichen Bilder. Die nötigen Java-Achive sind ebenfalls enthalten.
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Die Datei herunterladen : wechs_realspule.zip |
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Die Simulationen entstanden mit Hilfe von Physlets von Wolfgang Christian und Mario Belloni vom Davidson College, USA (Copyright Hinweise) |