Lichtuhren und Zeitdilatation.
Für die Simulation mit dem Java-Applet muss im Browser Java und Java-Script Wiedergabe aktiviert sein.
1.) Die Idee der Lichtuhr.
Die Zeiten in einem bewegten Bezugssystem und einem ruhenden Bezugssystem sollen mit Hilfe einer sogenannten "Lichtuhr" genauer betrachtet werden.
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Vom Boden einer Art Standzylinder geht ein Lichtsignal aus. Dieses läuft gleichförmig zum oberen Ende des Zylinders, wo sich ein Spiegel befindet. Das Lichtsignal wird dadurch zurückgeworfen und trifft, wie bei einem Echo, wieder auf den Boden auf, wo es einen Zähler weiterzählt. Der Standzylinder der Lichtuhr sei z.B. 15 cm hoch. |
2.) Es kommt auf den Standpunkt an.
Vom bewegten Beobachter aus gesehen.
Nun befinde sich die Lichtuhr in einem Zugwagen, der mit großer, gleichbleibender Geschwindigkeit von links nach rechts fährt.
Für den bewegten
Beobachter Bernd, der im selben Bezugssystem wie die Lichtuhr ist,
ist die Sache einfach: für ihn läuft der Lichtstrahl immer senkrecht
auf und ab. |
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Ob der Zug steht oder mit konstanter Geschwindigkeit
fährt, macht für ihn in seinem Inertialsystem keinen Unterschied. Der
Lichtstrahl bleibt immer "vor seiner Nase" und macht eine Bewegung
zuerst aufwärts und dann abwärts. |
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Vom ruhenden Beobachter aus gesehen Der auf dem Bahnsteig stehende, ruhende Beobachter
Rudi sieht etwas anderes, wenn der Zug mit der Lichtuhr mit
konstanter Geschwindigkeit an ihm vorbeifährt und er die Position des
gelben Lichtpunkts mit den Augen verfolgt. Weil sich hier zwei gleichförmige Bewegungen überlagern, ist die Bahn dreieckförmig. ( Die gelbe Kugel ist kein "Ball", der würde bei einem senkrechten Wurf nach oben gebremst und anschließend beim freien Fall nach unten wieder beschleunigt. Es ist ein Lichtpunkt, der sich mit konstanter Lichtgeschwindigkeit bewegt. ) |
3.) Ein klassisches Modell wird zunächst benutzt.
( gleiche Zeitintervalle - unterschiedliche Geschwindigkeiten.)
Die Überlagerung zweier gleichförmiger Bewegungen kennt man
vielleicht von einer (nicht an einem Seil geführten) Fähre, die einen
Fluss überquerrt.
Diese Bewegung wollen wir zunächst einmal als Modell für die
Bewegung des Lichtstrahls bei der Lichtuhr betrachten.
3.1.) Beschreibung der Bewegung.
b) Bewegter Beobachter. Auf der Fähre bleibt ein Autofahrer während der Überfahrt im
seinem Auto sitzen. a) Ruhender Beobachter. Genau über der Fähre beobachtet ein ruhender Beobachter in einem Heißluftballon den Vorgang von oben: Die Fähre fährt mit konstanter Geschwindigkeit von A aus über
den Fluss und peilt das gegenüberliegende Ufer in B an. (dies entspricht
der Ausbreitung des Lichtstahls) |
3.2.) Wie beurteilen die beiden Beobachter die Geschwindigkeit der Fähre?
Annahme: die Dauer der Überfahrt Dt ist für beide Beobachter die gleiche.
Bewegter Beobachter im Inneren der Fähre. Die Fähre legt die Strecke h zurück. |
Ruhender Beobachter (Ballon) Die Fähre wird abgetrieben, sie muss daher die längere Strecke L zurücklegen Es gilt der Satz des Pythagoras: |
Für den ruhenden Beobachter (Ballon) bewegt sich die Fähre also schneller, weil zur Geschwindigkeitskomponente des Boots (cb) auch noch die Geschwindigkeitskomponente der Strömung (v) hinzukommt. So kann die größere Strecke L in derselben Zeit Dt zurückgelegt werden.
4.) Ja, aber ....... - Die Grenzen des Modells.
Für das Fährenproblem ist die Beschreibung gut geeignet.
Wir haben es aber nur als Modell für die Verhältnisse bei der Lichtuhr benutzt!
Jetzt ist aber bei der Lichtuhr die Geschwindigkeit cb
die Lichtgeschwindigkeit c. Wenn die Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugsystemen gleich ist, dann
muss cb = cr = c sein. |
Wärend wir also klassisch davon ausgehen, dass Dt in allen Systemen gleich ist und daher die Geschwindigkeiten verschieden sind, erzwingt die Tatsache, dass die Lichtgeschwindigkeit in allen System gleich sein muss, dass es die Zeitintervalle nun nicht mehr sein können.
5.) Relativistischer Zusammenhang zwischen Zeit und Geschwindigkeit.
(gleiche Geschwindigkeiten - unterschiedliche Zeitintervalle)
Betrachten wir also wieder das Dreieck mit dem Satz von Pythagoras, lassen aber diesmal die Lichtgeschwindigkeit in beiden Sytemen gleich und setzen unterschiedliche Zeitintervalle Dtr und Dtb an.
Dann ergibt sich aus der Sicht des ruhenden Beobachters ("Bahnsteig"):
Interpretation der Gleichung:
- kleine Geschwindigkeiten
bewegt sich der Zug mit einer Geschwindigkeit v << c ( so wir es aus dem Alltag gewohnt sind), dann ist der Faktor b sehr klein. Der Wurzelfaktor unterscheidet sich dann kaum von "1".
Vergeht im bewegten System ("Zug") eine Lichtsekunde, dann vergeht für den ruhenden Beobachter ("Bahnsteig"), der die Lichtuhr im Zug sieht, praktisch auch eine Lichtsekunde.
Die Zeitspannen in beiden Systemen unterscheiden sich nicht merklich.
- große Geschwindigkeiten
bewegt sich der Zug mit großer Geschwindigkeit, geht also v gegen c, dann geht der Ausdruck b gegen "1", d.h. der Wurzelausdruck strebt gegen 0.
Also ist nun Dtr >Dtb.
Dem Beobachter im ruhenden System ("Bahnsteig") erscheint es so, als ob die Zeit im bewegten System ("Zug") verlängert oder gedehnt wäre.
Man nennt dies Zeitdehnung oder Zeitdilatation.
Vom ruhenden System aus gesehen, scheint die Zeit im bewegten System langsamer zu vergehen.
6.) Eine Animation macht die Sachverhalte deutlicher.
In dieser Animation siehst du zwei Lichtuhren. Die rote Uhr ist die Uhr, die sich im System des bewegten Beobachters ("im Zug")
befindet. Die grüne Uhr ist die
Lichtuhr, vom ruhenden System ("Bahnsteig") aus
gesehen.
Lasse den Zug fahren, indem du einen Faktor b
größer 0 eingibst.
Je größer dieser Faktor wird, desto schneller bewegt sich das
Bezugssytem. Bei Faktor 0.9 fährt dein "Zug" mit 90%
Lichtgeschwindigkeit!
Beachte auch, dass die Breite der Lichtuhr kontrahiert erscheint.
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Die folgenden Bildausschnitte sollen das noch besser verdeutlichen. Es zeigt drei ausgewählte Zeitpunkte für b = 0,7.
Für den bewegten Beobachter hat der Lichtstrahl gerade den Spiegel erreicht, für ihn ist 0,5 Lichtsekunden vergangen. Für denjenigen, der die Lichtuhr vom ruhenden System aus sieht, hat der Lichtstrahl den Spiegel noch nicht erreicht, Für ihn ist weniger als 0,5 Lichtsekunden vergangen. |
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Aus dem ruhenden System aus gesehen hat der Strahl der Lichtuhr den Spiegel gerade erreicht. Für den ruhenden Beobachter ist im Zug also gerade 0,5 Lichtsekunden vergangen. Für den bewegten Beobachter ist der Strahl der Lichtuhr bereits auf dem Rückweg. Für ihn sind mehr als 0,5 Lichtsekunden vergangen. |
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Für den bewegten Beobachter erreicht der Lichtstrahl gerade den Boden der Lichtuhr. Für ihn ist 1 Lichtsekunde vergangen. Seine Eigenzeit ist 1 Lichtsekunde. Der ruhende Beobacher sieht den Strahl noch auf dem Rückweg. Für ihn ist im bewegten System weniger als 1 Lichtsekunde vergangen. |
Das Java-Applet ist in der Reihe Physlets
entstanden:
Exploration authored by Anne J. Cox.
Script authored by Anne J. Cox and Wolfgang Christian.
Applet authored by CoLoS and modified by Wolfgang Christian.
Animationen: Klaus-Dieter Grüninger, Landesbildungsserver