Begrenzte Zahl an Ordnungen.
Bevor diese Frage erörtert wird, soll hier zunächst einmal
eine Vorüberlegung angestellt werden.
Lies sie dennoch durch, nur so kannst du das Problem völlig
verstehen.
1) Das Interferenzdreieck entscheidet über den Winkel.
Tobias hat einen roten Laserpointer geschenkt bekommen und möchte damit Zuhause die Interferenzversuche aus dem Physikunterricht nachstellen. Er berußt eine kleine Glasscheibe mit einer Kerze, und kratzt im Abstand von etwa 2 mm mit einem spitzen Bleistift zwei Spalte in den Ruß. Als er seine Anordnung mit dem Laserpointer beleuchtet und an der Zimmerwand beobachten möchte, ist er enttäuscht - es ist keine richtige Interferenzerscheinung zu sehen. |
- Was hat Tobias falsch gemacht, bzw. was hat er nicht bedacht?
Überlegen wir die Gründe am Beispiel des Maximums 1. Ordnung:
Zunächst einmal ist Tobias' Zimmer vielleicht zu klein. Um die Interferenzerscheinung gut trennen zu können, sollte der Schirmabstand a (Abstand Glasplatte - Wand) nicht zu klein sein, sonst wird die Auftrennung d nicht groß genug. |
- Aber selbst wenn sein Zimmer deutlich größer wäre,
würde er keinen Erfolg haben. Warum?
- Bekommt man eigentlich bei jedem Doppelspaltabstand g eine "brauchbare" Interferenz, die man gut beobachten kann?
Betrachten wir dazu das Interferenzdreieck. Über den Winkel α , unter dem das Maximum 1.Ordnung zu sehen sein wird, entscheiden zwei Größen:
Für eine brauchbare Interferenz müssen Spaltabstand g und
Wellenlänge zusammenpassen. |
- Unter welchem Winkel wird das Maximum 1.Ordnung bei Tobias auftreten? (Wir rechnen nach)
Es gilt: sin α = δ / g. Für die erste
Ordnung ist δ = 1*λ
Also folgt sin α = 1*λ /
g = 6,5*10-7 m / 2*10-3
m = 3,25*10-4.
Das ergibt einen Winkel von etwa 0,018°.
Wenn man für kleine Winkel (und das ist definitiv einer!) sin
α = tan α setzen darf, dann ist d = a *
tan α = 3,0 m * 0,00035 = 0,000975 m ,d.h. knapp 1 mm
für einen Wandabstand von 3,0 m!
Kein Wunder, dass Tobias das nicht beobachten konnte.
Für "brauchbare" Winkel muss also der Abstand g der
beiden Spalte deutlich kleiner sein.
Bei einem Spaltabstand von 0,1 mm (1*10-4 m) beträgt der Winkel
dann schon 0,37° und der Abstand der 1. Ordnung zur Mitte wäre (bei
gleicher Schirmentfernung von 3,0 m) knapp 2 cm - das hätte Tobias in
seinem Zimmer sicher sehen können.
Doch auch bei diesem feinen Spalt ist der Spaltabstand g immer noch mehr als einen Faktor 100 größer als die Lichtwellenlänge!
2) Sehr kleine Spaltabstände führen zu neuen Erscheinungen.
- Müsste es nicht noch besser gehen, wenn man die Spaltabstände noch viel kleiner macht, insbesondere wenn der Spaltabstand in der Größenordnung der Wellenlänge liegt?
Für seine weiteren Forschungen leiht sich Tobias von seinem
Physiklehrer ein Gitter mit 570 Strichen je mm aus.
Hier ist der Abstand zweier benachbarter Spalte also 1 / 570 mm =
0,00175 mm = 1,75*10-6 m.
Das ist nur etwa das Doppelte der Wellenlänge des roten
Laserlichts!
Wieder erlebt Tobias eine Überraschung. Er sieht deutlich das
Zentralmaximum, aber wo ist das Maximum 1. Ordnung?
Nach einigem Suchen entdeckt er es an seinem Kleiderschrank.
Dann rechnet er nach:
sin α = 1*λ / g = 6,5*10-7 m
/ 1,75*10-6 m = 0,371. Das ergibt einen Winkel von
immerhin 21,8°.
Klar, dass man hier die Näherung sin α = tan
α nicht mehr benutzen darf!
Tan 21,8° ist ziemlich genau 0,4. Damit ist d = a *
tan(21,8°) = 1,2 m.
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Da Tobias vorher ja gerechnet hatte, kann er sich diese Frage schnell
selber beantworten: Für die zweite Ordnung wird der Winkel ja noch größer und für die dritte Ordnung abermals größer. Größer als 90° kann der Winkel α aber nicht werden, dann ist der Sinus des Winkels 1.
i = g / λ = 1,75*10-6 m /
6,5*10-7 m = 2,69. |
Aufgabe: |
Hier siehst du zwei Fotos, die den Blick auf die Anordnung zeigen. Der
Schirmabstand ist bei beiden Versuchen gleich.
Welches Foto gehört zum Gitter mit 570 Spalten je mm und welches zum
Gitter mit 300 Strichen je mm ?
Hast du die Zahl der Ordnungen für das 300 Spalten je mm Gitter richtig
vorhergesagt (Aufgabe)?
Besonders schön kann man die großen Winkel erkennen, wenn man
in den Raum zwischen Gitter und Schirm streuende Partikel, etwa Kreidestaub
oder Zigarettenrauch bringt. Das nebenstehende Bild zeigt die
Interferenzerscheinung beim 570 Spalte je mm Gitter - von oben fotografiert.
Die Streupartikel sind Kreidestaub (Tafellappen). |
Fotos, Grafiken und Seite: Grüninger, Landesbildungserver