Haldenstein

Unterstützungs- und Ergänzungsmaterial zum Schwerpunktthema Material-Form-Raum

Haldenstein 1986/2005

Peter Zumthor lebt seit 1979 in Haldenstein. Sein Atelierhaus von 1986 bildet für ihn die Keimzelle eines kleinen Architekturcampus aus mehreren Bauerngebäuden.

Das Wohn- und Atelierhaus Süsswinkel 28 wurde 2005 erbaut.

Es ist ein umbautes Bauernhaus. In den frühen 80-er Jahren lehnten die Behörden das Bauprojekt aus ästhetischen Gründen ab.

Die Konzeption sah ein Gartenhaus für alle vor. Im Erdgeschoss befindet sich der Gartensaal und im Obergeschoss ein Zeichensaal. Davor liegt ein winziger Park mit quadratischen Feldern, einem Wasserstreifen und einem japanischen Kirschbaum. Das Gebäude ist ein traditioneller konstruktiver Holzständerbau. Die Fassadenverkleidung besteht aus Lärchenholz. Die Oberfläche ist feingliedrig und möbelartig gestaltet. Der Baukörper ist in seiner äußeren Wirkung zusammengefasst und das Volumen wird betont. Zumthor möchte mit dieser Gestaltungsweise einen Gegenpol bzw. einen Kontrast zum rustikalen Baustil der Gegenwart in den Alpen schaffen. Es soll ein Zeichen für Klarheit und Ruhe darstellen. 

Zumthor nimmt eine ganz bewusste Setzung der Baumaterialien vor, um den sinnlicher Ausdruck des Gebäudes, aus der Sache selbst heraus, zu formulieren. Die Stäbe aus Lärchenholz wirken wie ein Vorhang. Flacheisenstücke und Beschläge ergänzen die Fassade.

Der Grundriss des Gebäudes besteht aus einem einzigen großen Innenraum, der von einer langen Wand unterteilt wird. Vor dieser Wand wird der Baukörper durch eine Fensterfläche geöffnet. Die Fenster geben den Blick auf den Ziergarten frei, der, im Süden vor dem Haus, in die unregelmäßig gewachsenen Umgebung eingefügt ist. Die eigentliche Arbeit des Architekten findet vor der Wand statt. Die Wandfläche wirkt somit als Schutz.

Eine Laube schützt die Südfenster, wie eine Schicht aus Licht und Schatten zwischen innen und außen. Weinreben wachsen vor Sonnensegeln.

Der Künstler Matias Spescha gestaltete den Innenraum. Die Oberflächen bestehen aus Kalikogewebe und erinnern an Texturen von Mark Rothko.

Haus / Teil des Architekturgehöfts

Im Haus werden sinnbildlich die Bereiche des Lebens verknüpft (Leben, Arbeiten, Familie, Kinder, Enkel). Hier befinden sich die Räume zum Wohnen und die Räume zum Arbeiten mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Für Peter Zumthor gehören die Bereiche zusammen.

Das Kompositionsprinzip beruht auf geschlossenen Blöcken und offen ineinander fließenden Hohlräumen (aushöhlend). Aus einer frei mäandernden linearen Abfolge von Haupträumen und eingestreuten Nebenräumen ist das Haus aufgebaut. Je nach Gehrichtung, haben die Räume zunehmend mit Arbeit zu tun oder in Gegenrichtung mit privatem Wohnen. Das Herzstück ist das, gegen Süden gerichtete, Arbeitszimmer. Links davon befindet sich die Küche und rechts die Wohnstube. Vom Innenhof gelangt man durch den Ahorngarten zum Arbeitsraum der Modellbauer und Architekten.

Das neue Haus ist aus Stein gebaut, ein „plastiziertes Gewebe“, das in der Sichtbetonschalung der Fassade einen Abdruck hinterließ. Die Farbe der Außenhaut ist ein lebendiges changierendes Grau. Das Gebäude verbindet sich mit den gewachsenen dörflichen Strukturen (Gebäude, Wiesen, Gärten, Zäunen, Wegen…).

 

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