450/440 v. Chr. Athena Lemnia des Phidias
450/440 v. Chr.
Phidias war ein gebürtiger Vollbürger Athens. Künstlerisch ist er ein Vertreter der Hochklassik.
Die Großartigkeit der Figuren des Phidias drücken sich in den Gebärden und Haltungen aus. Diese Ausdruckskraft fehlt den frühklassischen Figuren noch. Die Plastik der Frühklassik erscheint uns unmittelbarer und strenger. In der Hochklassik gewinnen die Figuren des Phidias an Bewusstsein. Er berücksichtigt die Wirkung, die seine Figuren auf den jeweiligen Betrachter ausüben. Somit gibt er den Plastiken eine scheinbare Identität, beispielsweise als Gottheit. Phidias strebt mit seinen Figuren eine Vollkommenheit an, die in einer idealisierten Darstellung zum Ausdruck kommt.
Die Athena Lemnia (Albertinum Dresden) ist ein Weihgeschenk der attischen Bevölkerung an die Insel Lemnos. Es stellt die Schutzgöttin Athens dar.
Die künstlerischen Unterschiede zur Athena des Myron sind gut zu erkennen. Die Figur des Myron hat knappe und zurückhaltende Gebärden. Ihr Aussehen ist jugendlich und streng.
Im Gegensatz dazu wirkt die Athena Lemnia reifer. Uns steht eine stattliche und anspruchsvolle Göttin gegenüber, die sich in einer ausholenden Geste auf ihre Lanze stützt und in der rechten Hand ihren Helm trug. Sie blickt leicht lächelnd auf uns herab. Sie trägt einen Peplos, der relativ flächig gestaltet ist. Das Gewand gewinnt an Dynamik durch die reiche Gestaltung von Falten. Eine Kordel dient als Gürtel. Die schräg gegürtete Aigis mit dem nach links weisenden Gorgoneion weist ein Schuppenmuster auf und ist von sich windenden Schlangen eingefasst. Diese Gestaltung von Gewändern wird für die kommenden Jahre den Typus der bekleideten weiblichen Figur prägen.
Phidias zeigt die für die Zeit der Klassik typische Haartracht. Hierin erweist sich Phidias als großer Meister.
Literatur:
- Detlef Lotze (2017): Griechische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. C.H.Beck Verlag
- Ernst Hövelborn (2017): Verkörperungen. Griechische Antike - Antony Gormley. BDK Fachverband für Kunstpädagogik. Landesverband Baden-Württemberg
- Margot Michaelis (2002): Plastik - Objekt - Installation. Ernst Klett Schulbuchverlag. Leipzig Stuttgart Düsseldorf
- Hans Baier (1988): Stilkunde. Seemann Verlag. Leipzig
- Gerhard Zinserling (1977): Abriß der griechischen und römischen Kunst. Reclam Verlag. Leipzig