In einer Zeit, in der die Welt durch technologische Entwicklungen immer weiter zusammenwächst, gewinnt interkulturelle Erziehung immer mehr an Bedeutung. Interkulturelles Lernen heißt, die Fähigkeit zu entwickeln, Fremdem mit Neugier begegnen zu können, und es als Bereicherung der eigenen Kultur wahrzunehmen und zu erfahren. Hierbei ist die Perspektive von Bedeutung, dass "das Fremde" auch ohne von mir verstanden zu werden eine eigene Existenzberechtigung hat. Hierfür gilt es Hürden zu überwinden. Eine grundsätzliche Überlegung bei verschiendenen Ansätzen zur Erziehung zu Toleranz und Völkerverständigung ist, dass Tatsachenwissen alleine einen nur geringen Beitrag leisten kann. Es muss vielmehr auch darum gehen, die Emotionalität der Kinder anzusprechen. Dabei gilt es zu beachten, dass der Wunsch der Kinder nach Geborgenheit und Identität berücksichtig wird. Dieser Wunsch kann als Gegenpol zur dargestellten Neugier betrachtet werden indem hier der Wunsch nach Abgrenzung besteht. Diesen widersprüchlichen Tendenzen von Menschen wird im Projekt durch folgende Überlegungen Rechnung getragen. Es wurde darauf geachtet, dass
- beim Angebot der Themenbereiche auf den Lebensbezug der Schüler- und Schülerinnen geachtet wurde,
- auf Ähnlichkeiten der Kulturen Wert gelegt wurde,
- handlungsorientierte und erfahrungsorientierte Vorgehensweisen im Vordergrund standen,
- direkter Kontakt zu afrikanischen Menschen hergestellt wurde,
- eine konkrete Handlungsperspektive in Bezug auf Kontakt und Unterstützung für die Kinder geschaffen wurde.
Die Behandlung der Thematik in einem Unterrichtsprojekt mit konkreten Lebensbezügen erscheint für die anspruchsvollen pädagogischen Ziele nicht ausreichen. Vielmehr ist darauf zu achten, dass auch weitere Ebenen der Sozialerziehung, wie der alltägliche Umgang mit Außenseitern in der Klasse o.ä., stimmig zu diesen Sichtweisen zu gestalten ist.
Warum gerade Afrika thematisieren? Afrika ist für Kinder ein geheimnisvoller Kontinent, der großes Interesse weckt. Neugier ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, sich offen mit fremden Kulturen auseinanderzusetzen. Dies wiederum ist die Grundlage zur Entwicklung von Toleranz anderen Lebens- und Kulturformen gegenüber. Über afrikanische Kulturen ist hierzulande kaum etwas bekannt. Die Auseinandersetzung mit afrikanischen Kulturen ist häufig geprägt von der Perspektive der Hilfebedürftigkeit und Bildern der Katastrophen, was eine schlechte Voraussetzung bildet, um eine tolerante und positive Haltung zu entwickeln. Daher ist dieses Projekt so aufgebaut, dass es den Kindern die Auseinandersetzung mit zentralen Bereichen des afrikanischen Lebens an einem sehr konkreten Beispiel bietet und den Vergleich zwischen den Kulturen in diesen Feldern ermöglicht. Dabei steht im Mittelpunkt die Perspektive, wie die Menschen in Afrika ihr Leben meistern. Singen, tanzen, musizieren, kochen, essen, Geschichten hören und mitspielen, Spielzeug herstellen und spielen wie in Afrika ermöglicht den emotionalen Zugang zu einer fremden Kultur, hilft Fremdheit abzubauen und die für die Völkerverständigung wichtige Neugier aufrecht zu erhalten.
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