Leseförderung durch Schreiben nach Mustern

"Wenige schreiben, wie ein Architekt baut, der zuvor einen Plan entworfen und bis ins Einzelne durchdacht hat;

vielmehr die meisten nur so, wie man Domino spielt."

 

Das Zitat Arthur Schopenhauers (1788-1860) macht deutlich, wie Schülerinnen und Schüler häufig schreiben und auch lesen.  Haben sie Probleme mit dem Schreiben, lesen sie in der Regel auch nicht gerne. Schreiben sie aber besser und wissen, wie man mit Texten umgeht, greifen sie auch lieber zu Geschriebenem und finden einen Zugang zu Texten.

Im Schreiballtag beobachtet man immer wieder, dass Lernende Mustertexte fordern, um zu wissen, wie sie eigene Texte strukturieren können. Diese Muster sind Entlastungen für das Schreiben und eine Strategie, um das Schreiben zu lernen oder zu verbessern. Werden Muster vorgegeben, kann die Komplexität reduziert werden, da die einzelnen Bausteine vorgegeben sind. Die Schülerinnen und Schüler können sich somit auf die Ideenfindung konzentrieren und schließlich auf die Formulierung. Gerade schwächere Schreiberinnen und Schreiber profitieren von diesem Vorgehen, da sie das Schreiben als Aufgabe erleben, die zu bewältigen ist. Dabei kann sehr gut binnendifferenziert gearbeitet werden. Gut schreibende Schülerinnen und Schüler erhalten weniger detaillierte Muster und Arbeitsanweisungen, schwächere Lernende detailliertere Muster und Arbeitsanweisungen.

 

Die Arbeit erfolgt immer in mehreren Schritten:

Mustertext
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Übungsbeispiel

Eine gute Übung ist es, eine Geschichte mit fünf Sätzen schreiben zu lassen. Dabei muss in jedem Satz eine Vorgabe "erfüllt" werden. Die Schülerinnen und Schüler müssen zunächst den Mustertext lesen. Dazu bietet sich in den Klassen 4-6 die "Gespenstergeschichte" Franz Hohlers an. Nachdem die Geschichte gelesen wurde, sollen die Schülerinnen und Schüler die Textstruktur erarbeiten:

  1. Satz: Einführung der Figur, des Ortes und Geschehens
  2. Satz: Andeutung des gruseligen Geschehens
  3. Satz: Beschreibung der Handlung, Verzögerung des Geschehens
  4. Satz: Spannungsaufbau durch ein erneute Verzögerung
  5. Satz: Auflösung / Pointe

Die Struktur sollte nach dem Verbalisieren aufgeschrieben werden. Erst dann beginnen die Lernenden eigene Texte zu schreiben. Dabei kann guten Schreiberinnen und Schreibern nur die Struktur an die Hand gegeben werden, schwächeren Schülerinnen und Schüler genauere Angaben und sehr schwachen Lernenden ergänzend der Beispieltext in einer dritten Spalte. Ein passendes Arbeitsblatt findet sich hier (Fachhochschule Nordwestschweiz / Päd. Hochschule, PDF). Das Arbeitsblatt findet sich auf einer Schweizer Homepage, zu beachten ist, dass das "ß" wird als "ss" geschrieben wird.

Als Überarbeitung bietet sich die Textlupe (.docx , .pdf) als kooperative Methode der Textüberarbeitung an. Die Mitschülerinnen und -schüler werden zu Detektiven und nehmen die Texte anderer genauer unter die Lupe. Die / Der Lehrende verteilt die Textentwürfe in der Klasse, jede Schülerin / jeder Schüler erhält einen Rückmeldezettel. In Gruppen von 4-5 Schülerinnen und Schülern werden dann die Texte mit der jeweiligen Textlupe weitergereicht. Dabei werden die Kommentare von Lernendem zu Lernendem ergänzt. Der Überarbeitungsprozess ist dabei sehr intensiv, es ist eine ruhige Form des Arbeitens, das nicht gesprochen wird und jeder bekommt ein schriftliches Feedback, mit dem er / sie den eigenen Text überarbeiten kann.

Übt man dieses Vorgehen mit Schülerinnen und Schülern regelmäßig, werden sie langfristig leichter mit Texten umgehen, weil sie Textstrukturen erkennen.  Zudem wird sich das Schreiben verbessern, weil sie erkennen, dass auch Schreiben planbar ist und Struktur haben sollte.

 

Weiterführende Unterrichtsmaterialien des Landesbildungsservers:

 

 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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