26. März 1917
Meine liebe Berta!
[...]Vom Tageslicht sehe ich wirklich sehr wenig, bin in dem Stollen, der reinste Maulwurf. Ich will dir gerade einmal erzählen, was ich dabei zu tun habe. Unter unserer Stellung, die alle erdenklichen Ecken und Krümmungen besitzt, wird ein langer unterirdischer Gang gegraben und diesen Gang nennt man Stollen. Er ist mit starken Dielen ausgekleidet, die so hoch sind, dass ein Mann zur Not aufrecht gehen kann, 1,80 hoch, 85 breit. In diesem Stollen, der 7-9 Meter unter dem Boden ist, führen vom Graben aus verschiedene Treppen. Mit dem Bau dieser Treppen wird nun zuerst begonnen. Sind diese fertig, so wird dann nah beiden Seiten hin gearbeitet, um auf die nächste Treppe von unten her zu kommen. Die Richtung dazu hab ich nun zu bestimmen, ebenso die Tiefe der einzelnen Treppen. Ich male Dir hier zum besseren Verständnis so ein Ding hin.
Wichtig ist nun, dass die Stollen auch aufeinander treffen, als Hilfsmittel habe ich nur den Kompass. Der kommt mir jetzt sehr zu statten. Gell, das ist eine ganz interessante und auch wichtige Arbeit, denn bei längerem Artilleriefeuer bietet so ein tiefer Stollen sehr guten Schutz für die nicht auf Posten stehende Grabenbesatzung und diese Leute sind dann bei einem darauffolgenden Angriff sofort in Gefechtsstellung. [...]
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