15. März 1917
Meine liebe Berta!
[...] Für heut kam eine wichtige Botschaft: Revolution in St. Petersburg, die Minister im Gefängnis, die Garnison an Stärke von 30 tausend Mann auf Seite der Empörung. Weiter wissen wir hier noch nicht, das Telegramm ist amtlich. Herrgott, wie mag's jetzt drunter und drüber gehen dort in Russland und auch in den Beratungsgremien unserer Gegner. Welche Partei die Revolution angestiftet hat, ist ja aus der Depesche nicht ersichtlich, doch sage ich mir, wenn 30 tausend Soldaten mittun, dann kann es sich nach der langen Kriegsdauer sicher nicht darum handeln, den Krieg weiterzuführen, denn dabei hätte jeder davon die Gelegenheit, sein Leben dranzugeben, vielmehr wenn sie dies jetzt in der Heimat zu der Schanze schlagen, dann kann es nur als Kriegsgegnerschaft angesehen werden. Bin wirklich ganz ungenommen von dieser wichtigen Sache und sehe mit großer Erwartung den nächsten Berichten entgegen. Wollen hoffen, dass diese Sachlage zur bälderen Beendigung des nutzlosen Mordens beitrage. Und nutzlos ist es. Ja, der Friedensfunke, den unser Kaiser hinausstreute, fängt jetzt Feuer.
Bei uns werden jetzt auch die Kampfmethoden gefährlicher, heute haben unsere Minenwerfer Gasminen abgefeuert, will sehen, was der Franzmann drauf macht. Wir haben einen guten Schutz gegen französische Gasangriffe an unseren neuen Gasmasken, jetzt sind wir froh daran und vorher haben wir oft über dieses weitere Gepäck geschimpft. [...]
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