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Belohnung der Bestäuber

Macropis an Lysimachia vulgaris
Schenkelbiene auf dem Gemeinen Gilbweiderich

Blütenpflanzen halten zwei Belohnungen für die Bestäuber bereit: Nektar und Pollen und einige wenige Pflanzen auch Lipide.

Nektar

Nektar ist verhältnismäßig "billig" für die Pflanze, da es sich nur um eine Zuckerlösung handelt. Kohlenhydrate also, die laufend durch die Fotosynthese oder in Folgereaktionen entstehen. Nektar ist für Wildbienen eine direkte Quelle chemischer Energie, die sie bspw. beim Fliegen in Bewegungsenergie umsetzen. Nektar besteht zu 10 bis 30% aus Zucker (Saccharose, Fructose und Glucose).

Der Saugrüssel von Wildbienen dient zum Aufsaugen des Nektars. Dabei sind die Saugrüssel von Wildbienen ganz verschieden lang: Maskenbienen (Hylaeus) 1,1mm, Furchenbienen (Halictus, Lasioglossum) 1,5-6mm, Honigbiene (Apis mellifera)6mm, Erdhummel (Bombus terrestris) bis zu 10mm, Gartenhummel (Bombus hortorum) bis 20mm und Pelzbiene (Antophora acervorum) bis 21mm! Letztere können also auch an Nektar in langen Kronröhren gelangen, während die kurzrüsseligen Honigbienen (oder die Zweiflügler mit noch viel kürzerem Rüssel) nur an Blüten mit offen liegendem Nektarvorrat gelangen. Eine Pflanzenfamilie, die v.a. von Zweiflüglern bestäubt wird, ist die Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Blüten mit langer Kronröhre werden bspw. von Hummeln auch mit den Mandibeln aufgebissen und die große Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) sticht die Kronröhren mit ihrem starren Rüssel an.

Der Korallenstrauch (Erythrina crista-galli) aus Südamerika hat ein sehr hohes Nektarangebot und wird in seiner Heimat durch Vögel bestäubt. In unseren Breiten hat er keine Bestäuber, manchmal fließt dann auch der Nektar über (englischer Name: Cry-Baby=Heulsuse). Mit einer Pipette kann der Nektar abgesaugt und "verkostet" werden. Einheimische Blütenpflanzen mit einem hohen Nektarangebot sind bspw. der Boretsch (Borago officinalis) und der Natternkop (Echium). Die Nektarabsonderung schwankt während eines Tages rhythmisch. So sondert die Wegwarte (Cichorium intybus) nur zwischen 7.00 und 12.00 Uhr Nektar ab und die Nektarproduktion von Linden erreicht nachmittags regelmäßig ein Maximum.

Pollen

Pollen ist im Gegensatz zu Nektar "teuer" für die Pflanze, da er zu 15-30% aus Eiweiß besteht. Wildbienen vermengen häufig Nektar mit Pollen zu einer mehr oder weniger zähflüssigen Masse, mit der sie ihre Brut versorgen. Manche Wildbienenarten sind mehr oder weniger auf bestimmte Pflanzen als Pollenlieferanten spezialisiert, während keine Spezialisierung auf Nektarliefernde Pflanzen bekannt sind.

Kostbarer Pollen darf nicht verschwendet werden. Deswegen gibt es bei einigen Blütenpflanzen Mechanismen, die den Pollen in kleinen Portionen an blütenbesuchende Insekten abgeben. So hat das Große Springkraut (Impatiens noli-tangere) in seiner Blüte Cellulosefäden, an denen kleine und große Pollenportionen hängen, die von Insekten leicht abgestreift werden. Trotzdem gelangt nur etwa 1% der Pollen auf die Narben einer anderen Blüte, obwohl häufig über 90% der Pollen von den Bestäubern gesammelt werden, aber eben der größte Teil davon direkt verzehrt oder den Larven als Nahrung bereit gestellt wird.

Bei Glockenblumen (Campanula) lagern sich die Pollenkörner in der noch geschlossenen Blüte an kurzen Haaren am Griffel ab. Wenn die Blüte sich öffnet, sind die Staubgefäße schon vertrocknet und der Pollen wird durch Schrumpfung dieser Haare portioniert an Insekten abgegeben.

Wenn die Blüte offen gebaut ist so wie bei den Doldenblütlern (Apiaceae), dann können viele Insektenarten die Bestäubung vornehmen. In solchen Fällen sind die Pollenportionen pro Blüte klein, da nicht gesagt ist, dass die Insektenart wieder zu einer Blüte der gleichen Art fliegt. Auch gibt es hier meist nur eine Samenanlage pro Blüte.

Bei Fremdbestäubern ist die Anzahl Pollenkörner zu Anzahl Samenanlagen hoch, bei Selbstbestäubern niedrig. Interessant ist, dass manche Pflanzen je nach Wetter zwischen Fremdbestäubung (bei gutem Wetter und starkem Insektenflug) und Selbstbestäubung (bei schlechtem Wetter und geringem Insektenflug) umschalten. So bildet das Große Springkraut (Impatiens noli-tangere) bei gutem Wetter 30 000 Pollenkörner pro Samenanlage (Fremdbestäubung) und bei schlechtem Wetter nur 100 Pollenkörner pro Samenanlage (Selbstbestäubung). Durchschnittlich werden in Blütenpflanzen 6000-7000 Pollen pro Samenanlage produziert. Bei Nacktsamern, bspw. den Nadelbäumen, findet man eine ungleich höhere Anzahl von Pollenkörnern: ca. 1 Million Pollen pro Samenanlage. Im Frühjahr im Laubwald werden Veilchen durch Insekten fremdbestäubt, im Sommer bleiben die Knospen geschlossen und jede Blüte bestäubt sich selbst..

Lipide

Manche Blütenpflanzen bieten den Besuchern auch Lipide, in unseren Breiten der Gilbweiderich, z.B. der Gemeine Gilbweiderich (Lysimachis vulgaris). Hier sondern kleine mehrzellige Härchen auf der Außenseite der zu zu einer Röhre verwachsenen Staubfäden die Lipide ab. Die Weibchen der Schenkelbienen (Macropis) sammeln diese Lipide, die sie mit Pollen zu einer klebrigen Masse vermengt an dem dritten Beinpaar tragen. Dieses Beinpaar spreizen sie stark ab.