Die Bedeutung der Reichsautobahn: kriegspolitische Dimension

Obwohl Fritz Todt, der Generalinspektor der Autobahnbehörde, bei Hitler damit warb, dass mithilfe der Autobahnen binnen kurzer Zeit ganze Verbände über weite Strecken verschoben werden könnten, vertraute die Führung der Wehrmacht weiterhin der Reichsbahn. Neben der Qualität des Belages, der Kettenfahrzeugen nicht standgehalten hätte, war vor allem die leichte Erkennbarkeit des hellen Autobahnbandes für die gegnerische Luftwaffe ein Argument der Militärs, auf die Autobahn zu verzichten. Schließlich befürchteten sie, dass die Franzosen diese Autobahn zum Einmarsch benutzen konnten, weshalb sie sich insbesondere gegen einen Beginn mit der Strecke Frankfurt-Heidelberg einsetzten. Zu Kriegsbeginn versuchte man eine dunklere Färbung des Straßenbelags zu erreichen, um die Autobahnen nicht als „Flugrichtungsanzeiger“ für den Feind verwendet zu sehen.

Lizenz Britische Stuart Tanks des 3. Kgl. Panzerregiments bei Lübeck, 2. Mai 1945

Die Propagandisten der Autobahn konnten aber selbst ihrer Nichtverwendbarkeit noch etwas Positives abgewinnen: Die Deutschen hätten dank ihrer wieder gelernt „in großen Räumen zu denken“ (Erhard Schütz, Eckhard Gruber, Mythos Reichsautobahn, Berlin: Ch. Links 1996, S. 89). Tatsächlich konnten erst die einmarschierenden Alliierten die Autobahn für ihren Vormarsch nutzen. Dies führte schließlich dazu, dass die Wehrmacht auf ihrem Rückzug viele der prestigebeladenen Projekte der Nationalsozialisten sprengte, um den Feind an einem schnelleren Vormarsch zu hindern.

Lizenz Kaiserslautern - zerstörte Lautertalbrücke um 1945