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Juli 1917

Meine liebe Berta!
[...] ich empfinde, je länger der Krieg dauert um so mehr, wie machtlos die große Masse den Händen eines kleinen Kreises von Menschen, ebenfalls Menschen gerade so wie wir, ist. Das ist bei uns wie bei unseren Gegnern. Und dagegen ankämpfen haben wir keine Mittel. Was nützt es, wenn ich heute meine Meinung offen bekenne. Harte Strafen sind die Folge und Nutzen wird nicht erreicht. Ja, hätten wir Führer, die uns menschlich nahezukommen trachteten und die die gleichen Entbehrungen und Anstrengungen mitzumachen hätten, dann fügte man sich auch innerlich ihnen willig, aber so, wo so mancher ehemalige Kamerad, nur weil es seine Eltern vermocht haben, ihn das Einjährige machen zu lassen, zum Offizier befördert wird, obwohl er nicht das Mindeste mehr geleistet hat als wir alle leisten müssen, solchen Leuten, die durch ihr anmaßendes Benehmen sich ganz besonders abheben, gehorchen zu müssen. Dabei ist gar keine Aussicht vorhanden, das unsere Knechtschaft einmal ein Ende haben wird. Hüben wie drüben uferlose Eroberungspläne derer, die weit vom Schuss in der Heimat Krieg bis aufs Messer predigen. Jeder dieser Maulhelden gehörte an die Front ausgeliefert, der bekäme schon Gelegenheit seinen Tatendrang zu stillen, da würde bei manch einem eine einzige Nacht hinreichen, wenn er mit vor dem Graben ungeschützt Drahthindernisse bauen und flicken müsste. Gottlob, sage ich, stehe ich für uns Familie im Feld und denk lieber nicht an diese verfluchte großmäulige Saubande. Es wird wohl besser sein, wenn ich für heute Schluss mache, der Zorn schlägt mir sonst aus den Schläfen heraus und dir möcht ich auch was Gescheiteres schreiben als vom Krieg.

 


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