Unruhige Zeiten in der Schuhstadt Tuttlingen - August Springer, ein Arbeiter erzählt über Arbeiteralltag und Industrie um 1900
Autorin: Nadine Hermann
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -
B 10 Anzeige aus dem Gränzboten vom 16. März 1900 |
Kurzbeschreibung der Einheit/des Moduls:
Das vorliegende Unterrichtsmodul eignet sich für die Sek. I/II,GS und zweijährige Berufsfachschule.
Es ist schwierig, Industrialisierung, Arbeiteralltag und Arbeiterbewegung aus der Perspektive der Arbeiter zu beschreiben, da sie kaum schriftliche Quellen hinterlassen haben. Gerade deshalb ist die Autobiografie „Der Andere das bist Du. Lebensgeschichte eines reichen Armen Mannes“ (1954) von August Springer ein äußerst besonderes Zeugnis. Der Sekretär des Landesverbandes der Evangelischen Arbeitervereine Württembergs und spätere Geschäftsführer des Evangelischen Volksbundes, August Springer (1884 – 1960), lernt den Industriestandort Tuttlingen um 1900 als Schüler, Auszubildender und Arbeiter in Tuttlinger Schuhfabriken kennen. Seine Schilderungen sind eine hervorragende Quelle für den Geschichtsunterricht, da er sehr anschaulich und detailliert beschreibt. Der Text bietet zudem Identifikationsmöglichkeiten für die Lernenden. Springer erzählt vom Umbruch einer zuvor bäuerlich-handwerklich geprägten Gesellschaft hin zu einer Industriegesellschaft, dabei hat er stets die Lebenssituation der Arbeiter im Blick.
Auszüge aus August Springers Autobiografie stehen im Mittelpunkt der kurzen Unterrichtseinheit. Arbeitsteilig wird ein Interview mit August Springer erarbeitet. Die Lernenden erhalten einen Eindruck vom besonderen Charakter der Arbeiterstadt Tuttlingen, vom Industrialisierungsprozess in der Stadt an der Donau und von den Arbeitsbedingungen in der Schuhindustrie um 1900. Im Frühjahr des Jahres 1900 kam es unter der Arbeiterschaft der Schuhindustrie zu einem Streik. Dieser Anfang der Arbeiterbewegung wird von Springer ebenfalls sehr farbig geschildert. Auf der Grundlage der Autobiografie entwickeln die Schüler eine Tagesschau-Reportage zum Arbeiterstreik. Das rekonstruierte Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven beurteilt. Die Arbeiter können ihre Forderungen nicht durchsetzen und „[…] kehrten als Geschlagene zu ihren alten Plätzen zurück, […]“ (Springer, Der Andere das bist Du, Tübingen 1954, S. 63.). Springer beurteilt das Ende des Arbeitskampfes als Niederlage für die Arbeiter. Aus heutiger Perspektive sind diese Anfänge der Arbeiterbewegung jedoch nicht nur als Niederlage zu sehen, sondern als Beginn einer fortschreitenden Auseinandersetzung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die über Jahrzehnte zu wesentlichen Verbesserungen in der Lebenssituation heutiger Arbeiter geführt hat.
Am Ende der Unterrichtseinheit steht die Orientierungskompetenz im Mittelpunkt. In den beiden Doppelstunden werden Sach-, Methoden-, Frage- und Reflexionskompetenz gefördert. Über weite Teile des Moduls arbeiten die Lernenden in Gruppen.
Die Materialien sind nach drei Niveaustufen differenziert.
1 | Hintergrund |
Zeittafel | |
Bedeutung | |
2 | Methodenvorschlag |
Bildungsplan | |
Didaktische Hinweise | |
Verlaufsplanung mit Materialien | |
3 | Materialien und Medien |
Übersicht | |
4 | Service |
Literatur |
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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