24. März 2017
Mein liebes Weib!
Es ist anders gekommen, als ich mir gedacht und Dir geschrieben habe und ich sitze nun anstatt im Zug auf der Urlaubsfahrt draußen in der Stellung 9 m tief unter dem Boden in einem Stollen. Es war mir gestern nicht mehr nach Schreiben zu Mut, als ich vom Kompagnieführer anhören musste, dass ich erst Ende April oder Anfang Mai in den Urlaub darf, der Grund, weshalb gerade ich so hintangestellt wurde, ist mir unbekannt. Es mag der Lohn dafür sein, das ich als einziger Techniker in der Kompagnie alle in das Fach einschlagenden Arbeiten zu seiner vollen Zufriedenheit ausführte, ein Lohn, der sonst von anderen Kompagnien in Beförderung bis zum Unteroffizier bestand, es sind dafür Beispiele vorhanden, Kameraden, die einst mit mir ins Felde zogen. So wenig mir auch an Auszeichnung oder Beförderung gelegen ist, denn was uns all das Militärische im Grund bedeutet, ist dir ja bekannt, so dachte ich doch keinen Augenblick daran, gerade extra zurückgesetzt zu werden, deshalb schmerzt mich die Sache so. Ich hätte schon vor 8 Tagen fahren dürfen, aber der Feldwebel bat mich, auf dem Dienstzimmer die paar Tage zu helfen, ich käme dann gleich mit der nächsten Serie dran, nun aber ist's uns so gegangen. Das Leidige an der Sache ist, dass einem beim Commis absolut keine Mittel zur Verfügung stehen, dagegen zu protestieren, machtlos sieht man seine Geschicke der Willkür eines Einzigen preisgegeben. Vergessen werde ich diese Sache nicht.
Seit Montagabend sind wir in Stellung, ich bin wieder beim Pionierkommando. Unsere Unterkunft ist, wie ich schon am Anfang erwähnte, in einem Stollen, da sind Nischen eingebaut, 5 m lang, 1,20 m breit, in denen hausen wir zu zweit. 'S ist etwas eng und sehr, sehr nass. Da können einem Schwimmhäute wachsen in so einem Aquarium.
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