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Das Aztekenreich wird spanisch: Der Vasalleneid Moctezumas

Kurzinformation zu Moctezuma

Moctezuma II., spanisch auch Montezuma, wurde um 1465 geboren und starb am 30. Juni 1520 in Tenochtitlán in Mexiko. Er war von 1502 bis zu seinem Tod 1520 Herrscher des Aztekenreiches. Er breitete das Reich weiter aus. Als Hernán Cortés 1519 in Mexiko landete, stieß er gegen den Willen Moctezumas in dessen Hauptstadt Tenochtitlán vor und wurde dort mit seinen Gefährten im Palast von Moctezumas Vater einquartiert. Als die Spanier dort auf die Schatzkammer Moctezumas stießen, als es bei Veracruz zu Zusammenstößen zwischen Azteken und Spaniern kam und als die Spanier eine militärische Einschließung durch die Azteken in Tenochtitlán befürchteten, nahmen sie Moctezuma, der sich laut spanischen Berichten unterworfen hatte, fest. Dieser verhielt sich gegenüber den Spaniern kooperativ, erlaubte die Aufstellung von Heiligenbildern in aztekischen Tempeln und lieferte widerspenstige aztekische Adlige aus. Dies kostete ihn die Unterstützung der Azteken und am Schluss den Thron. Als Cortés` Stellvertreter Pedro de Alvarado die adligen Teilnehmer am aztekischen Frühlingsfest töten ließ, kam es zu einem Aufstand der Einheimischen und zur Belagerung der Spanier durch die Azteken. Als Moctezuma auf spanisches Drängen vor seine Untertanen trat, wurde er mit Steinen beworfen und auf diese Weise getötet. Nach einer anderen Darstellung soll er hinterrücks von Spaniern erdolcht worden sein (Quelle: Wikipedia).


Aus: Drei Berichte des Generalkapitäns von Neu-Spanien Don Fernando Cortés an Kaiser Karl V., Erster Bericht, Kapitel 29

Einige wenige Tage [... später] veranlasste besagter Moctezuma eine [...] Versammlung der Herren aller benachbarten Städte und Gebiete; und als sie versammelt waren, ließ er mir sagen, ich möge heraufkommen, wo er sich mit ihnen befinde; und als ich gekommen war, redete er zu ihnen in folgender Weise:

"Freunde und Brüder! Ihr wisset, dass seit langer Zeit ihr und eure Väter und Urväter meiner Vorfahren und meine Untertanen und Vasallen gewesen seid und noch [immer] seid. Und von ihnen wie von mir seid ihr stets gut behandelt und geehrt worden, und ihr habt gleichfalls getan, wie rechtschaffene und treue Vasallen ihren angestammten Herren zu tun verpflichtet sind.

Und ich glaube auch, ihr habet Erinnerung von euren Vorfahren her, dass wir keineswegs ursprüngliche Kinder dieses Landes sind, sondern unsere Vorfahren kamen hierher aus einem anderen, sehr fernen Lande, und es geleitete sie ein Anführer, der sie hieselbst zurückließ, und alle waren seine Vasallen. Dieser Anführer kehrte lange Zeit nachher zurück und fand unsere Urväter bereits angesiedelt und angesessen in diesem Lande und verheiratet mit Frauen des Landes und mit großem Zuwachs von Kindern. Deshalb wollten sie denn nicht wieder mit ihm zurückgehen und noch weniger ihn als Herrn des Landes anerkennen.

Und so entfernte er sich wieder und versprach, einst zurückzukehren oder andere zu senden mit solcher Macht, dass sie imstande sein werde, sie zu bändigen und wieder zu seinem Dienst zu zwingen.

Und wohl wisset ihr, dass wir ihn stets erwartet haben. Und nach allem, was dieser Feldherr uns hier von seinem Könige und Herrn erzählt hat, der ihn hierher entsendet hat, und nach der Himmelsgegend, aus welcher er gekommen zu sein versichert, halte ich es für gewiss, und so sollt auch ihr es halten, dass jener der Herr ist, welchen wir erwarten. Besonders da er uns sagt, dass er schon drüben Kunde von uns besessen hatte.

Und da unsere Vorfahren nicht getan haben, wozu sie gegen ihren Herrn verpflichtet waren, so wollen wir es tun und unseren Göttern danken, dass in unsere Zeit die Ankunft desjenigen fiel, den unsere Vorfahren so lange erwartet haben.

Und ich bitte euch sehr, da all dies euch allen wohl bekannt ist, dass ihr, wie ihr bis jetzt mir gehuldigt und als eurem Herrn gehorcht habt, so in Zukunft jenem großen Könige huldigen und gehorchen wollet, da er wirklich euer angestammter Herr ist, und dass an seiner Stelle ihr seinen hier gegenwärtigen Feldherrn halten wollet und alle Tribute und Dienste, die ihr mir bisher geleistet habt, fortan ihm leisten und gewähren wollt, da ich selbst ja ihm zu steuern und zu dienen haben werde, mit allem, was er mir auferlegen wird. Und außer dass ihr damit tun werdet, wie ihr müsst und verpflichtet seid, wird dies auch mir zum besonderen Wohlgefallen gereichen."

Und alles dies sagte er ihnen weinend, mit so vielen Tränen und Seufzern, als ein Mensch nur von sich geben kann, und ebenso weinten alle die Herren, welche ihm zuhörten, dermaßen, dass sie eine lange Weile gar nicht zu antworten vermochten. [...]

Und nachdem sie einigermaßen ihre Tränen gestillt hatten, antworteten sie, "dass sie ihn für ihren Herrn hielten und alles zu tun versprochen hätten, was er ihnen befehle; dass sie deshalb schon und auch aus dem Grunde, welchen er ihnen angebe, sehr zufrieden wären, es zu tun; und dass von jetzt an für immer sie Eurer Hoheit sich zu Vasallen ergeben würden und hier auf dieser Stelle insgesamt und jeder Einzelne für sich versprächen (wie sie denn auch wirklich versprachen), alles, was im königlichen Namen Eurer Majestät ihnen befohlen werde, zu tun und zu erfüllen, wie es guten und getreuen Vasallen zu tun gebühre, und sich einzufinden mit allen Tributen und Diensten, welche sie bisher dem besagten Moctezuma geleistet hatten, und dazu verpflichtet wären, nebst allem Übrigen, was ihnen im Namen Eurer Majestät befohlen werden möge."

Und es begab sich alles dieses vor einem öffentlichen Notar, welcher eine Urkunde in aller Form darüber aufnahm. So hatte ich es verlangt zum Zeugnis, in Gegenwart vieler Spanier. (S. 92 - 95)

(Sprachlich vorsichtig modernisiert; Quelle).


Aufgaben:

  1. Informiere dich kurz über das mittelalterliche Lehenswesen:
    • Was sind Vasallen?
    • Was ist ein Lehensherr?
    • Worin bestehen die jeweiligen Pflichten?
  2. Untersuche die Rede des Aztekenherrschers Moctezuma:
    • Worin liegt ihre staatsrechtliche Bedeutung?
    • Warum begibt sich Moctezuma in die Vasallität Karls V.?
    • Warum ist ein Notar anwesend?
    • Warum weinen Moctezuma und die Großen des Aztekenreiches?
    • Welche Vorteile ergeben sich für die Spanier allgemein und für Cortés und seine Leute im Besonderen aus Moctezumas Rede?
    • Welche Rechtsfolgen hat es aus spanischer Sicht, wenn sich die Azteken Cortés und seinen Leuten widersetzen?
  3. Die Echtheit der Rede Montezumas wurde angezweifelt. Diskutiere, was es bedeuten würde, wenn sie unecht wäre. Wem käme es gelegen, wenn sie unecht wäre?

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