Buch des Monats Februar 2004

Deborah Ellis: Die Sonne im Gesicht

Jungbrunnen Wien, München, 4. Auflage 2001
ISBN 3-7026-5735-5

Die Originalausgabe: "The Breadwinner" wurde aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Anna Melach

Parvana, die Hauptfigur, lebt mit ihrer Familie in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan. Seit die Taliban an der Macht sind, hat sich ihr Leben stark verändert. Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule gehen, Frauen nur in männlicher Begleitung das Haus verlassen. Parvana geht jeden Morgen mit ihrem Vater zum Markt, wo er für andere Briefe liest und beantwortet. Als er verhaftet wird, ist kein Mann mehr da, der die Mädchen und ihre Mutter in der Öffentlichkeit begleiten könnte. Parvana übernimmt die Rolle als „Familienoberhaupt“ während der Abwesenheit ihres Vaters, trotz der ständigen Angst von den Taliban als Mädchen erkannt zu werden. Das Mädchen übernimmt diese Rolle nicht ganz freiwillig, füllt sie aber in vorbildlicher Weise aus. Wie die Hauptfigur in der ausweglosen Situation nicht aufgibt, sondern mit Tatkraft die Schwierigkeiten meistert, wird sicher das Interesse von Mädchen dieser Altersstufe wecken. Mit dem Vorbild Parvana kann Mädchen, aber auch Jungen aufgezeigt werden, wie mit Mut und Tatkraft auch schwierigste Situationen gemeistert werden können. Die Geschichte entstand auf der Grundlage einer realen Begebenheit, die die Autorin in afghanischen Flüchtlingslagern, in denen sie mehrere Monate war, erfahren hat. Die teilweise recht grausamen Vorkommnisse in Afghanistan während des Taliban-Regimes werden realistisch dargestellt. Es ist der Autorin gelungen, diese Begebenheiten in altersangemessener Art und Weise zu beschreiben. Die Lebensumstände von Leuten wie Parvana und ihrer Familie in Afghanistan zu dieser Zeit werden sehr deutlich. Neben der Gestalt der Parvana kann auch die Zeitgeschichte des Taliban-Regimes an Hand des Buches angesprochen und diskutiert werden. 126 Seiten, geeignet ab Klasse 4 Altersempfehlung: ab 9 Jahre (Renate Donig, AK Leseerziehung am LEU)