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Buch des Monats April 2004


Jana Frey: Die vergitterte Welt. Mit 16 im Jugendgefängnis

Loewe Verlag Bindlach, 2004
ISBN 3-7855-4987-3

Bild"   Jana Freys Buch basiert auf wahren Begebenheiten. Namen und Schauplätze wurden von der Redaktion geändert.

Patrick Caspari, genannt Juli, hat zwei Geschwister. Er lebt mit seiner kleinen Schwester Patrizia bei der Mutter, Tatjana Caspari. Sie trinkt und der Vater hat sich schon seit langem abgesetzt. Vertrauen hat Juli eigentlich nur zu dem Sinti Adam, dem neuen Freund der Mutter, den er seit seinem fünften Lebensjahr kennt. Leider ist Adam oft im Gefängnis und er lügt Juli vor, dass er dann in Parias sei. Patrizia wird als sie neun ist von ihrem Vater Gunnar zu sich geholt, da Adam sie, wie auch die Mutter, oft verprügelt hat. Doch Juli will das nicht wahrhaben. Adam kümmert sich um Juli, der inzwischen zwölf geworden ist: Er lehrt ihn manches und legt mit ihm eine Steinsammlung an. Auch spielt Adam gut Gitarre. In der Schule ist Juli ein schlechter Schüler. Manchmal hält er sich bei Adam und dessen Familie auf: Der Halbbruder Nikos mit seiner Frau Bärbel und den Kindern ist auch da. In der siebten Hauptschulklasse bleibt Juli sitzen. Als er erfährt, dass Adam nicht in Paris, sondern oft im Gefängnis ist, ist er sehr enttäuscht. Da Adam weiter bei der Mutter bleibt, holt die Jugendhilfe Juli nicht ab.

Juli erfährt von der Mutter, dass sie vor Gunnar mit Karl Müller, seinem leiblichen Vater, zusammen war. Von den Klassenkameraden wird Juli als asozial betrachtet und geschnitten. Mit vierzehn Jahren stiehlt Juli eine teure Lederjacke, um den Klassenkameraden zu imponieren. Adam taucht wieder auf. Er freundet sich mit dem Jungen Noah an und bestiehlt mit ihm Tankstellen-Shops. Vor allem klauen sie Alkohol. Adam wird wegen Drogenhandels von der Polizei verhaftet und stirbt wenig später. Juli geht weiter mit Noah, trinkt mit ihm. Sie überfallen eine alte Frau und erbeuten 200 DM. Das ermutigt sie zu weiteren derartigen Überfällen. Die Mutter hat einen neuen Liebhaber und Patrick verliebt sich in die gleichaltrige Pfarrerstochter Mia. Er ist jetzt fünfzehn. Er kann sich einen PC mit Internetanschluss leisten. Inzwischen ist er Schüler der Sonderschule.

Bei einem seiner Überfälle wird er von Waldarbeitern gestellt. Beim Verhör nennt er den Namen seines Komplizen. Die Mutter, die er zuvor schon mehrfach geschlagen und bestohlen hat, distanziert sich von ihm. Elf Anzeigen wegen Raub und tätlicher Gewalt bringen ihm eine Heimeinweisung ein. In einer Kneipe trifft Juli mit seinem neuen Kumpel Lino Annabelle, die Nichte Adams. Sie versuchen das Mädchen zu vergewaltigen. Juli erhält vier Wochen Jugendarrest. Er trifft Mia wieder und erfährt, dass sie aus Rumänien stammt und von der Pfarrersfamilie, bei der sie lebt, adoptiert worden ist. Juli greift einen Jungen mit dem Messer an, der ihm droht, Mia seine Herkunft und Vergangenheit zu verraten. Er kommt wieder ins Heim und wird bei der Gerichtsverhandlung zu einem Jahr Jugendgefängnis verurteilt. Dort erhält er Besuch von seiner Mutter, vom Jugendpfleger und schließlich von Mia. Nach der Haftzeit macht Juli den Hauptschulabschluss nach. Die Bindung an Mia gibt ihm Kraft. Vielleicht wird er es trotz allem noch schaffen, in ein geordnetes Leben zurückzufinden.

Der Roman von Jana Frey schildert ein tatsächliches Schicksal eines Sechzehnjährigen, der aufgrund seiner familiären Verhältnisse haltlos und schließlich straffällig wird. Trotz vieler Rückschläge gelingt es ihm, Mut für ein neues Leben zu gewinnen. Ein eindrucksvolles Buch, das ein authentisches Bild von den Schattenseiten unserer Gesellschaft vermittelt.


Altersempfehlung: ab 16 Jahre

(Dr. Klaus Füller, Arbeitskreis Leseerziehung)

 



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