Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.


Bücher des Monats Januar 2009

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Harald Parigger: Sebastian und der Wettlauf mit dem Schwarzen Tod (ab 13 Jahre)

Gudrun Bull: Winter rund um die Welt (ab 16 Jahre)

Harald Parigger: Sebastian und der Wettlauf mit dem Schwarzen Tod

Arena Bibliothek des Wissens Würzburg 2008
ISBN 978-3-401-05583-1
144 Seiten

Altersempfehlung: ab 13 Jahre

Der bayerische Direktor eines Gymnasiums, der auch am Haus der Bayrischen Geschichte in München gearbeitet hat, Harald Parigger (Jahrgang 1953) schreibt schon seit längerem historische Romane für jugendliche Leser. "Der schwarze Mönch" (behandelt den Kinderkreuzzug Anfang des 13 Jahrhunderts), "Der Rubin des Königs" (spielt zur Zeit der Ermordung Philipps von Schwaben Anfang des 13. Jahrhunderts), "Die Hexe von Zeil" (behandelt einen Hexenprozess im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts) und "Der Dieb von Rom" (spielt im klassischen Rom von Kaiser Augustus) sind nur einige seiner erfolgreichen Titel.

Im vorliegenden Roman ist die Zeit der großen europäischen Pest Mitte des 14. Jahrhunderts der historische Hintergrund. Parigger hat das Thema schon einmal behandelt (vgl. dazu "Im Schatten des schwarzen Todes" von 1998).

Im Rahmen einer Erzählhandlung wird das Schicksal eines Arztes und eines Sohnes zur Zeit der Pestepedemie von 1349-1351 dargestellt. Neben acht erzählenden Kapiteln stehen neun informative Sachkapitel, die über Ursprung und Ausbreitung der Pest im vierzehnten Jahrhundert, über mittelalterliche Medizinkenntnisse, das religiöse Umfeld der Zeit, die sozialen Folgen der Pest und Geißlerzüge und Judenverfolgungen berichten. Ein Glossar mit Erklärung wichtiger Fachbegriffe beschließt den Band.

Das vorliegende Buch lässt sich der relativ neuen Form des erzählenden Sachbuchs zuordnen. Man merkt dem Band an, dass der Verfasser Gymnasiallehrer ist. Die reichhaltigen Informationen, die vermittelt werden, stehen in keinem ganz ausgewogenen Verhältnis zu der vordergründigen Erzählhandlung. Nach dem baden-württembergischen Bildungsplan von 2004 ist die behandelte Zeitepoche Stoff der Klasse 8. Diese Klassenstufe (Alter 14/15 Jahre) wäre der am frühesten mögliche Zeitpunkt für die Behandlung des Buches im Unterricht. Es stellt sich ernsthaft die Frage, ob man den gesellschaftlichen Hintergrund des Spätmittelalters in einem erzählenden Sachbuch für Gymnasialschüler erschließen sollte und kann. Wir finden an mehreren Stellen des Erzähltextes Begriffe und Passagen, die nicht im Glossar auftauchen und auch nicht korrekt erklärt werden:

- S. 102 taucht der Begriff Gojim auf. Man kann ihn nicht als "jüdische Bezeichnung für Christen" erklären. Ein Goj ist ganz allgemein ein Nichtisraelit bzw. ein Nichtgläubiger und hat eine pejorative Konnotation.
- S. 114 wird von Minderbrüdern in braunen Kutten gesprochen. Eine genauere Erklärung fehlt. Man dürfte schon erklären, was fratres minores sind. Diese Bezeichnung des Franziskanerordens (OFM) bezieht sich auf das Armutsgelübde. Die Minoritenbrüder (=Minderbrüder) widmeten sich besonders den Armen und der Krankenpflege.
- S. 119 Hier wird den Lesern gesagt, dass der Papst (Innozenz III.) die Juden 1205 zu "Sklaven der Kirche" erklärt hat. In dieser verkürzten Darstellung liegt eine grobe Sinnentstellung. Es wäre schon notwendig, darauf hinzuweisen, dass es bei den Judenverfolgungen im Mittelalter große Unterschiede zwischen der Haltung der Amtskirche, die sich sehr oft schützend vor die Juden stellte, und dem abergläubischen Pöbel, der die Pogrome verübte, gab. Der hier genannte Papst Innozenz III. hat beispielsweise weitreichende Schutzbestimmungen für die Juden erlassen.
- S. 131 Es ist dankenswert, dass man sich eines der wichtigsten Werke der frühen neuhochdeutschen Literatur (Johannes von Tepl, "Der Ackermann aus Böhmen", ca. 1401 verfasst) erinnert. Doch ob die Verfluchung des Todes als Zweifel an Gott gedeutet werden kann, scheint fragwürdig.

Die Liste ließ sich noch weiter fortsetzen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Buch für Dreizehn- bis Vierzehnjährige geeignet ist, allerdings nur für interessierte und leistungsstarke Gymnasiasten. Ob jeder andere Dreizehn- bis Vierzehnjährige auch an dem anspruchsvollen Erzählstil Gefallen findet, dürfte fraglich sein.

(Dr. K. Füller, Arbeitskreis Leseerziehung)


Gudrun Bull: Winter rund um die Welt

Dtv 2008
ISBN 978-3-423-13710-2
216 Seiten (kartoniert)

Altersempfehlung: ab 16 Jahre

In mehr als siebzig Erzählungen, Märchen, Legenden, Gedichten und Fabeln beleuchtet das Buch unterschiedlichste Facetten des Winters. Ausgehend von zwei Eskimos, die beschließen, einmal die Erde zu umwandern um zu ergründen, ob diese wirklich rund sei, werden die Leser zu einer Winterreise rund um die Welt eingeladen und dabei immer wieder überrascht.

So erleben die Leser z.B. mit J.B. Priestley die Faszination des ersten Schnees, der die Landschaft still und heimlich verzaubert. Theodor Fontane lädt Kinder und Eltern zum "Eis-Abenteuer" ein und ein russisches Wintermärchen erzählt, wie die Tiere überwintern und sich vor ihren Feinden schützen.

Der alte Vater Frost erteilt seinem prahlerischen Sohn, dem Jungfrost, in einem litauischen Märchen eine Lehre, bevor die Leser in Grönland einen eisigen Winter erleben und in der Steppe Sibiriens einen Hundeschlitten besteigen. Der Weg führt nach Südamerika, wo der Sturm über den Gran Chaco fegt und Charles Darwin "Rio im Winter" beschreibt.

Ein Eremit schildert in seinen Gesängen eindrücklich den "Schneesturm auf dem Dach der Welt" und die Einsamkeit der Himalayalandschaft, während eine Legende aus Frankreich von einem "Wunder des heiligen Martin" erzählt. Manfred Hausmann lässt die Leser an seinen "Worpsweder Impressionen" teilhaben und mit Eichendorffs lyrischer Schilderung einer "Winternacht" klingt das eindrucksvolle Buch aus.

Und dies sind nur einige Stationen einer abwechslungsreichen Winterreise, die u. a. nach Australien, Tibet, Kamerun und Finnland führt und für jeden etwas bereithält: Stille, Wundersames, Abenteuer und Naturgewalten.

(wm, Arbeitskreis Leseerziehung)



Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.