Bücher des Monats Mai 2010
In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:
Anke Dörrzapf, Claudia Lieb: Die wunderbaren Reisen des Marco Polo (ab 9 Jahre)
Georg Maag: Nachts, im Mondschein, lag auf einem Blatt (ab 9 Jahre)
Rosa Naumann: Verschollen in der Pyramide
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2005
ISBN 978-3-4237-0944-6
128 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahre
Mahnud, Sethas Vater, der mit vielen anderen an der Cheops Pyramide baut, verschwindet eines Tages spurlos. Da kurz vorher schon ein anderer Arbeiter einfach verschwunden ist, macht Setha sich große Sorgen um ihren Vater. Als sie bei den Aufsehern auf wenig Unterstützung trifft, überredet sie ihren Freund Meketre, Mahnud auf eigene Faust in der Pyramide zu suchen. Dieses Vorhaben stellt sich als sehr gefährlich heraus. Setha lässt jedoch nicht locker, zum Glück, wie sich herausstellt. Was die beiden Kinder in der Pyramide entdecken, rettet Mahnud das Leben und entlarvt eine Verschwörung.
Das spannende Buch führt die jungen Leserinnen und Leser in das Ägypten um 2560 vor Christus. Obwohl es sich um ein Abenteuerbuch handelt, fließen viele Informationen über das Leben im alten Ägypten ein. Man erfährt, wie Familien zu dieser Zeit lebten, wie die Pyramide gebaut wurde (zum Beispiel wer dabei welche Aufgaben hatte) und welche Götterkulte es gab. Auch das höfische Leben wird beschrieben und Leserinnen und Leser gewinnen Einblicke in die Herrschaftsstruktur der Pharaonen.
Das Buch ist für die Grundschule eher als anspruchsvolles Buch für geübte Leserinnen und Leser einzustufen. Im Rahmen einer Projektarbeit zum Thema Ägypten erfreute es sich in einer 4. Klasse allerdings großer Beliebtheit und konnte dort auch selbstständig bewältigt werden. Es ist für Jungen wie auch für Mädchen gleichermaßen geeignet.
Der Deutsche Taschenbuch Verlag hat auf seiner Website ein Unterrichtsmodell zu diesem Buch zum Download bereitgestellt, das sich jedoch eher für die Orientierungsstufe eignet ( www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/70944.pdf ).
Für Schülerinnen und Schülern der Grundschule kann mit dem hier auf dem Landesbildungsserver bereit gestellten Material ein Lesetagebuch an die Hand gegeben werden, das in einer 4. Klasse bereits erfolgreich eingesetzt wurde ( ... zum Download ).
Im Oktober 2010 erscheint mit "Das Versteck in der Mumie" ein neuer historischer Kinderroman von Rosa Neumann. Er spielt ebenfalls im Alten Ägypten und erzählt von den Zwillingen Tamut und Nefret, deren Vater nach einer Dienstreise verschollen bleibt.
(kim, Arbeitskreis Leseerziehung)
Anke Dörrzapf, Claudia Lieb: Die wunderbaren Reisen des Marco Polo
Gerstenberg Verlag, Hildesheim, 2009
ISBN 978-3-8369-5256-9
111 Seiten (gebunden)
Altersempfehlung: ab 9 Jahre
"Die wunderbaren Reisen des Marco Polo" ist ein sehr schön bebildertes Sachbuch. Auf insgesamt 111 Seiten erzählt Anke Dörrzapf Marco Polos "Die Wunder der Welt" nach. Dabei ist das Buch sehr liebevoll in Pastelltönen bebildert von Claudia Lieb.
Gefangen in Genua
Die Geschichte beginnt in einem Verlies in Genua im Jahre 1298: Nach der Seeschlacht vor Genua wurde Marco Polo dort gefangen genommen. In seiner Zelle trifft er auf Rustichello da Pisa, der dort seit 14 Jahren sitzt. Die beiden Männer beginnen eine angeregte Unterhaltung, um ihrer Leidenszeit im Kerker einen Sinn zu geben. Rustichello beschließt dabei das Leben des Marco Polo auf Pergament zu verewigen.
Kindheit in Venedig
Während der junge Marco bei seiner Tante in Venedig aufwächst ist sein VaterNiccolò auf einer seiner vielen kaufmännischen Reisen unterwegs. Durch Kriege ist ihm und seinem Bruder Matteo die Rückreise nach Europa versperrt und so landen sie letztlich im Reich der Mongolen. Dort treffen sie den Nachfahren Dschingis Khans, Kublai Khan, der sie bittet zum Papst zu reisen und ihm Gelehrte in die Mongolei zu schicken. Auf diesem Weg gelangen sie wieder nach Venedig und erst nach zwei Jahren beschließenNiccolò und Matteo zurück nach China zu reisen, diesmal gemeinsam mit Marco.
Der Aufbruch nach Asien
Ihr erstes Etappenziel ist die Stadt Akko im heutigen Israel. Von da aus müssen sie nach Jerusalem, wo sie kostbares heiliges Öl abfüllen, um dieses Kublai Khan zu bringen. Der neu gewählte Papst Gregor X. unterstützt sie dabei. Vom heutigen Israel geht die Reise mit Pferden weiter. Geschützt von einer goldenen Steintafel Kublai Khans reiten die drei Handelsleute durch Persien. Marco lernt schnell die fremden Bräuche, Sprachen und beobachtet das Verhandlungsgeschick seines Vaters. Die Reise verläuft aber nicht immer ohne Gefahren. Während eines Ritts nach Nogoadar wird die Handelsgruppe von Banditen verfolgt. Einige ihrer Begleiter werden dabei von den Banditen gefangen. Die Polos schaffen es aber noch in das nächste Dorf zu fliehen. Nach einigen Wochen erreichen sie die Hafenstadt Hormos. Von hier aus soll die Reise mit dem Schiff durch den Indischen Ozean nach China fortgesetzt werden. DaNiccolò und Matteo aber kein hochseetaugliches Schiff finden beschließen sie, gemeinsam mit anderen Kaufleuten, auf dem Landweg durch den Hindukusch nach China zu gelangen. Durch eine lange Krankheit Marco Polos müssen die drei venezianischen Kaufleute fast ein Jahr vor dem Pamirgebirge in Afghanistan abwarten. Erst nach einer Höhenkur auf einem Hochplateau gelangt Marco wieder zu Kräften und dieser gefährliche Reiseabschnitt entlang der Seidenstraße kann in Angriff genommen werden. So überqueren die Handelsreisenden das Pamirgebirge und gelangen nach China. Nach einem Jahr Wartezeit in Gansu werden die drei von Kublai Khan in Xanadu empfangen. Seit dem Beginn ihrer Reise sind inzwischen vier Jahre vergangen. In Xanadu angekommen empfängt der inzwischen 60-jährige Kublai die Polos in seinem Sommerpalast. Er ist froh, dassNiccolò und Matteo aus Europa zurück sind und empfängt auch Marco mit großer Freude.
16 Jahre in China
Marcos Aufenthalt in China sollte 16 Jahre dauern. In dieser Zeit studiert er den kaiserlichen Hof und lernt die mächtige Hauptstadt Peking kennen. Nach einem Jahr am kaiserlichen Hof bekommt er den Auftrag, eine entlegene Region Chinas für den Khan zu bereisen und nach seiner Rückkehr davon zu berichten. Marco erfüllt diese Aufgabe so gut, dass er danach in den Status eines Beamten erhoben wird. In den langen Jahren im Dienst des Kaisers folgen noch viele weitere Reisen durch das riesige Reich des mächtigsten Herrschers zur damaligen Zeit.
Zurück nach Venedig
Nach diesen sechzehn Jahren endet der Besuch der Polos in Asien und sie dürfen sich auf die Rückreise nach Venedig begeben. Marco ist inzwischen 38 Jahre alt. Es beginnt eine anstrengende und gefährliche Rückreise auf dem Seeweg. 1295 erreichen die Polos schließlich Venedig. Doch auch hier muss Marco Polo noch weitere Abenteuer bestehen. Als erfahrener Seefahrer wird er zum Kommandant der venezianischen Flotte ernannt um die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer gegen Genua zu erringen. Dies gelingt bekanntlich nicht und so wird Marco gefangen und begegnet dem Schreiber Rustichello da Pisa. Nach Kriegsende wird Marco Polo zu einem mächtigen Kaufmann und verstirbt 1324 als alter Mann in seiner Villa. Der Reisebericht über die Zeit im fernen Osten macht ihn bereits zu Lebzeiten sehr berühmt.
Auch wenn es heute immer wieder Zweifel daran gibt, ob Marco Polo tatsächlich in China war - in keiner seiner Aufzeichnungen findet sich etwas über die Chinesische Mauer - ist die Bedeutung seiner schriftlichen Hinterlassenschaften groß. Man erkennt sie unter anderem daran, dass Christopher Kolumbus nach dem Studium der Berichte über China dieses sagenhafte Land auf dem Seeweg erreichen wollte.
Durch die kindgerechte Sprache, die fesselnden Erzählungen, die vielen kleinen Erklärungen an den Seiten und die allseits passenden Bilder ist dieses Buch auch als Nachschlagewerk für Kinder geeignet. Besonders gut kann dieses Buch als Quelle für die Projektarbeit im Fächerverbund Welt - Zeit - Gesellschaft (Hauptschule / Werkrealschule) oder im Fächerverbund Erdkunde - Wirtschaftskunde - Gemeinschaftskunde der Realschule ab Klasse 8 eingesetzt werden.
(Alexander Beer, Arbeitskreis Leseerziehung)
Georg Maag: Nachts, im Mondschein, lag auf einem Blatt
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 2009
ISBN 978-3-423-624-145
239 Seiten
Altersempfehlung: ab 9 Jahre
"Bis vor einem Moment war Sibissibis nur eine gezeichnete Schlange, Wachsmalkreide auf Papier. Wie konnte er so plötzlich in einer Geschichte landen? Und wohin wird sie ihn führen?" Georg Maag erklärt in seiner "Schreibwerkstatt für Kinder" auf spannende und amüsante Weise, wie man Geschichten erfindet und diese dann aufschreibt. Aber wie macht er das konkret?
Woher kommen gute Ideen?
Ohne eine Idee läuft natürlich nichts. Das erste Kapitel widmet sich voll und ganz dem Thema "Ideenfindung". Nach einer sehr kurzweiligen Erklärung, was so eine Idee genau ist, geht es auch gleich ans Ideensammeln. In einem Leitfaden und mit vielen abwechslungsreichen Schreibaufgaben kann man zum Beispiel alle Arten von Ideen zu Berufen sammeln und überlegen, wie man eigentlich darauf gekommen ist.
Auf eine Idee muss eine Geschichte folgen
Am Beispiel der kleinen Schlange Sibissibis und deren Geschichte kann der Leser sich ein Bild machen, wie aus drei verschiedenen Ideen eine Geschichte geworden ist. Hier muss vor allem gelesen und phantasiert werden. Wenn Idee und Geschichte endlich im Kopf sind, dann geht es los.
Ein Anfang muss her!
Aller Anfang ist schwer. Gerade auch beim Schreiben von Geschichten fällt es nicht nur Schülerinnen und Schülern schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Oft wird eine Geschichte oder ein Buch nur gelesen, weil einen die ersten Sätze bereits fesseln. Diese zu schreiben will gelernt sein. Dazu sollen in einer ersten Aufgabe zwei verschiedene Anfänge (siehe Beispiel 1 und 2) anhand einer Tabelle verglichen werden. Hierbei sollen Unterschiede wie Einbezogenheit in die Geschichte, Gefühlsverständnis, Angst um die Hauptperson und die Lust am Weiterlesen gefunden werden.
Beispiel 1
"Gestern Abend kam Jochen um sieben Uhr nach Hause, aber seine Eltern waren noch nicht da. Auf der Treppe traf er seine Großmutter. Als wenige Minuten später seiner Eltern kamen, gab Jochen seiner Mutter einen Kuss, begrüßte seinen Papa, wusch sich die Hände und setzte sich dann zum Essen an den Tisch."
Beispiel 2
"Als ich ins Haus kam fand ich weder meine Mama noch meinen Papa. Ich suchte überall, fand aber niemand. Ich guckte sogar in die Waschküche! Als ich draußen auf der Treppe Geräusche hörte, fing ich an, mich zu fürchten. Es war aber, wie sich herausstellte, meine Großmutter. Sie erklärte mir, dass meine Eltern zu Tante Roberta gehen mussten, um ihr zu helfen, die Waschmaschine umzustellen. Tatsächlich kamen sie nach kurzer Zeit."
Im weiteren Verlauf des Buches geht es um folgende Punkte:
- die Aufgabe, den Figuren Leben einzuhauchen,
- den Aufbau von Geschichten,
- die Arbeit mit Metaphern und anderen sprachlichen Mitteln,
- den Schluss
- und was man beim Lesen über das Schreiben lernen kann.
Dieses Taschenbuch eignet sich hervorragend für junge Autorinnen und Autoren, die sich selbständig mit dem Geschichtenschreiben beschäftigen wollen. Die vielen abwechslungsreichen Aufgaben und die tolle Illustration von Almud Kunert regen an, sofort zu Papier und Bleistift zu greifen und loszulegen. Aber auch als Vorbereitungsbuch für Lehrkräfte für deren eigenen Unterricht ist es eine Fundgrube, um Kindern und Jugendlichen Tipps und Hinweise zu geben, wie sie ihre Geschichten und Aufsätze verbessern können.
Mögliche Verwendbarkeit der Schreibwerkstatt für den Unterricht
Die einzelnen Schreib-, Denk- und Leseaufgaben sind so gestellt, dass sie für unterrichtliche Zwecke herangezogen werden können. Da sich das Buch aber als Arbeitsbuch an die / den einzelne(n) Leser(in) / Schreiber(in) richtet, müssen die Aufgaben für den Einsatz in der Klasse umgearbeitet werden. So können Arbeitsmaterialien für den Unterricht in Form von Arbeitskarten oder Arbeitsblättern entstehen, die dann sowohl in geschlossenen Unterrichtsformen als auch im offenen Unterricht von Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden können. Der Unterrichtseinsatz bietet sich dann vor allem ab Klasse 6 in allen Schularten an, wozu man im Bildungsplan entsprechende Kompetenzen findet, hier das Beispiel aus der Realschule: "Die Schülerinnen und Schüler können Texte verfassen und einen Schreibprozess eigenverantwortlich planen und gestalten" (Bildungsplan Baden-Württemberg 2004, Realschule, Klasse 6, S. 50).
Georg Maag kommt zu Lesungen und zur Durchführung von Schreibwerkstätten auch persönlich an Schulen. Im Internetportal des dtv-Verlages kann man Kontakt mit dem Autor aufnehmen und eine Veranstaltung mit ihm planen.
(Alexander Beer, Arbeitskreis Leseerziehung)
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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