Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.


Bücher des Monats Juni 2010

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Tim-Thilo Fellmer, Matthias Eiles: Felix auf Ballhöhe in Südafrika (ab 10 Jahre)

Hermann Schulz: Mandela & Nelson (ab 10 Jahre)

Martina Dierks: Die fabelhaften Vier - Alles wegen Anton (ab 10 Jahre)

Tim-Thilo Fellmer, Matthias Eiles: Felix auf Ballhöhe in Südafrika

Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010
ISBN 978-3-89533-731-4
144 Seiten

Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Pünktlich zum Start der WM 2010 in Südafrika gibt es nicht nur für fußballbegeisterte Jungen und Mädchen ab etwa zehn Jahren eine Lektüre rund um das Großereignis am Kap der Guten Hoffung.

Das Buch des Autorenteams Tim-Thilo Fellmer und Matthias Eiles beinhaltet ein auf Tatsachen beruhendes Geschehen und versorgt mit seinem Reisebericht die Leserinnen und Leser mit zahlreichen Hintergrundinformationen zum WM-Gastgeberland. Die Publikation ist Teil des interkulturellen Fußball-Bildungsprojektes für Jugendliche "Auf Ballhöhe", welches von der Kulturstiftung des Deutschen Fußballbundes (DFB) unterstützt wird. Tim-Thilo Fellmer, ein ehemaliger Analphabet und heute Botschafter für Alphabetisierung, und Matthias Eiles, Leiter des Projekts "Auf Ballhöhe", vereinigten ihre Kompetenzen und individuellen Stärken, um ein besonderes Kinderbuch zu schaffen.

Bevor die Geschichte des Protagonisten Felix beginnt, findet der oder die Fußballbegeisterte Vorworte der Fußballprofis Philipp Lahm und des südafrikanischen Spielers Steven Pienaar sowie von Steffi Jones, der ehemaligen deutsche Nationalspielerin und Präsidentin der FIFA Frauen-WM 2011.

Die Handlung:
Gemeinsam mit der U 19 von Arminia Bielefeld, einer deutschen Fußball-Jugendmannschaft, fliegt der zehnjährige Felix nach Südafrika, dem Austragungsland der Weltmeisterschaft 2010, und erlebt dort die spannendste Zeit seines Lebens. Vieles ist für den Jungen ungewohnt, unbekannt und merkwürdig in dem für ihn neuen Land. Bereits zu Beginn seiner Reise, auf welcher er seinen Vater, einen Schiedsrichter, begleitet, lernt er das gleichaltrige Mädchen Lubaya kennen. Das in Südafrika beheimatete Kind hilft Felix, in die für ihn neue Kultur einzutauchen und sie zu verstehen. Auf seiner Reise lernen Felix und der Rest der Reisegruppe die Sonnen- und Schattenseiten des Landes an der Südspitze Afrikas kennen. Besonders schön und eindrucksvoll ist für den deutschen Jungen die Safari im Krüger-Nationalpark, bei der die Gruppe auf wilde Tiere in freier Wildbahn trifft. Ein tiefgreifendes Erlebnis bedrückender Art erlebt das Kind, als es zum ersten Mal ein Elendsviertel, einen sogenannten Township sieht. Das Leid der vielen Menschen verfolgt ihn während des gesamten Aufenthalts. Nie hätte Felix gedacht, dass Menschen so leben müssen und dass Armut und Reichtum so nah beieinander liegen. Schließlich fehlt es der Mannschaft in der komfortablen Bungalowanlage, in der sie residieren, an nichts. Insgesamt aber überwiegen während des Aufenthalts die schönen Erfahrungen. Besonders beeindruckt ist Felix von den afrikanischen Fußballspielern und Fans, die trotz ihrer oft schwierigen Lebenslage viel Freude ausstrahlen und den Sport mit Tänzen, Gesängen und Trompeten beleben. Es wird deutlich, dass man mit Fußball Brücken schlagen und nicht nur Sprachbarrieren überwinden kann. An vielen Stellen wird den jungen Leserinnen und Lesern vermittelt, dass Respekt und Toleranz für einen reibungslosen Umgang mitein-ander unabdingbar sind.

Das Buch beinhaltet nicht nur die Geschichte der Hauptperson Felix, sondern hat vielerorts einen Sachbuchcharakter, besonders wenn das Land Südafrika mit seinen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights beschrieben wird. Neben den landeskundlichen Informationen wird auch das Projekt "Auf Ballhöhe" in den Plot integriert. Dieses Projekt ermöglicht es jungen Menschen aus Südafrika und Deutschland an Fußballturnieren teilzunehmen. Ihr gegenseitiges Verständnis füreinander soll durch den Fußball gefördert und somit interkulturelle Kompetenzen erworben werden, die in der jeweiligen Gesellschaft wichtig sind. Der Initiator der gemeinsamen Buchidee, Matthias Eiles, ist Begründer dieses besonderen Völker verbindenden Projekts, das von der Kulturstiftung des Deutschen Fußballbundes unterstützt wird, und hält sich häufig vor Ort in Südafrika auf. Die dort gewonnenen Erfahrungen lässt er in die Geschichte einfließen und bereichert diese dadurch ungemein. Farbig gestaltet wird das Buch durch zahlreiche Aquarellbilder der Illustratorin Uschi Heusel. Diese sind sinnvoll in den Text integriert und runden die 19 Kapitel ab. Darüber hinaus enthält das Buch einen informativen Anhang mit Literatur- und Internetverweisen (zum Beispiel zum Projekt "Auf Ballhöhe", siehe www.aufballhoehe.de) sowie einen Steckbrief über das WM-Land Südafrika. Das Buch wird für Jungen wie auch für Mädchen ab zehn Jahren empfohlen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es einige Botschaften enthält, die eher erst von älteren Kindern bzw. Jugendlichen verstanden werden, wie zum Beispiel Hinweise zum Problem der Apartheid. Insgesamt handelt es sich um eine unterhaltsame, eindrucksvolle und kurzweilige Lektüre von einem interessanten Autorenteam, welche das Interesse und die Freude an der WM 2010 noch steigert.

(nd - Studentin Dipl. Pädagogik - Praktikantin am LS)


Hermann Schulz: Mandela & Nelson

CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2010
ISBN 978-3-551-55571-7
128 Seiten

Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Mandela und Nelson sind Zwillinge in einem kleinen afrikanischen Dorf. Dass ihre Eltern ihnen diese besonderen Vornamen gegeben haben hat natürlich einen geschichtsträchtigen Hintergrund. Beide sind am 9. Mai 1994 geboren, dem Tag, als Nelson Mandela erster schwarzer Präsident des Landes Südafrika wurde. Die beiden Geschwister spielen gemeinsam mit ihren Freunden im Fußballverein "Saadani Football Team". Eines Tages macht ihr Trainer, Nkwabi Ngangsasamala, mit einer deutschen Jugendmannschaft ein "Länderspiel" aus. Damit beginnen natürlich die Probleme für Nelson: Wie groß muss eigentlich ein Fußballplatz für ein Länderspiel sein? Wie kann verhindert werden, dass keine Kühe über den Platz laufen und wie können die Tore Netze bekommen?

Neben diesen rein organisatorischen Hindernissen gibt es da aber noch viel größere Schwierigkeiten: Mirambo nimmt sich während der Spiele gerne ein Pause, um auf die Toilette zu gehen, Omari muss schon einmal eine Banane während des Spiels zu sich nehmen und ob der beste Stürmer des Teams spielen kann steht noch in den Sternen. Er kann nämlich nur spielen, wenn jemand seine Arbeit im Hotel übernimmt. Als dann auch noch der Trainer des Teams, Hussein Sosovele, seine Bedenken über die Siegchancen bei diesem Spiel äußert, ist Nelson erst einmal ziemlich niedergeschlagen.

Aber es kommt dann doch alles anders. Am Spieltag präsentiert sich der Platz im besten Zustand und alle sind in Topform an Bord. Die Geschichte zeigt, wie trotz des beschwerlichen Kinderalltags hier in Tansania eine lebendige Begegnung zwischen den Kindern möglich wird und über den Sport kulturelle Barrieren überwunden werden. Nach einem schnellen Zwei-Tore-Rückstand kommt Nelsons Team fünf Minuten vor Schluss zum Ausgleich. In einer sehenswerten Einzelaktion gelingt dem Torhüter Yakobo der vielumjubelte Siegtreffer das "Saadani Football Team".

Hermann Schulz hat hier mehr als ein Fußballbuch geschrieben. Verpackt in die Fußballgeschichte kann der Leser oder die Leserin einen tiefen Einblick in das tägliche Leben von Kindern in Afrika nehmen. Eine schulische Ausbildung ist hier eben nicht selbstverständlich, die Kinder müssen arbeiten und ein Paar Fußballschuhe sind Luxus. Gerade rechtzeitig zur ersten Fußball-WM in Afrika hat man hier ein tolles Kinderbuch, das mit seinem Facettenreichtum nicht nur Jungen gefallen wird.

Auch die Hörbuchfassung ist bereits auf dem Markt. Als Sprecher konnte der beliebte Tatort-Kommissar Axel Prahl (Hauptkommissar Thiel aus Münster) gewonnen werden.

Hermann Schulz "Mandela & Nelson"
Sprecher: Axel Prahl
Hörcompany, Hamburg 2010
Audio CD, 2 CDs, 120 Min.

(ab, Arbeitskreis Leseerziehung)


Martina Dierks: Die fabelhaften Vier - Alles wegen Anton

Oetinger 2009
ISBN 978-3-7891-3315-2
171 Seiten (gebunden)

Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Einband und Illustrationen von Franziska Harvey

Die fabelhaften Vier - das sind Maike, Jo, Lila und Fabi, die schon seit der Grundschule miteinander befreundet sind und die so schnell nichts trennen kann. Inzwischen besuchen sie die 6. Klasse und erleben zusammen verschiedene Abenteuer, manchmal Aufregendes, manchmal Trauriges, aber auch viele heitere Episoden sind dabei.

Der vorliegende zweite Band aus der Welt der fabelhaften Vier wird überwiegend aus Maikes Perspektive erzählt, die immer dann Herzklopfen bekommt, wenn sie den neuen Jungen aus dem Nachbarhaus namens Anton sieht.

Doch eigentlich sind sie und ihre Freundinnen gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Welcher Fahrradrowdy hat die kleine Angelina rücksichtslos umgefahren, auf die Maike und Lila an Halloween doch eigentlich hätten aufpassen sollen? Angelina und Lilas kleiner Bruder Konrad waren plötzlich spurlos verschwunden und tauchten erst wieder auf, nachdem Angelina von einem als "fauler Vampir Viktor" verkleideten, rücksichtslosen Fahrradfahrer umgefahren worden war, wie die beiden erzählten.

Aber dann gibt es immer mehr Ungereimtheiten und schließlich muss Maike sogar eines Abends zusammen mit ihrer Freundin Lila in das geheimnisvolle Geisterhaus gehen, um die ganze Sache aufzuklären. Dort fällt dann durch einen Windstoß auch noch die Tür ins Schloss, so dass Maike plötzlich eingesperrt ist - und ausgerechnet in dem Moment taucht Anton auf, der schließlich mit einem Ausweis versucht, die verschlossene Tür zu öffnen…

Das Buch ist unterhaltsam und zugleich spannend und beschreibt die Welt der heranwachsenden Maike, die - wie sie selbst sagt - zwar noch nicht erwachsen, aber auch kein kleines Kind mehr ist. Mit dem von ihrer Freundin Fabi gezauberten "Heimdauerwellen-Superlook" mag sie nur eins nicht hören: dass sie damit total "süß" oder noch schlimmer "niedlich" aussieht. Denn sie selbst fühlt sich eher wie ein Pudel und hatte es ja geahnt, als sie sich an das erinnerte, was sie erst kürzlich gelesen hatte: "Was Friseure können, können nur Friseure"!

Inzwischen sind drei Bände (Viel Lärm um Lila, Alles wegen Anton, Drei Engel für Jo) dieser gelungenen Mädchenreihe erschienen, die durch ihren lebendigen Stil, spannende Abenteuer und originelle Episoden überzeugt, so dass man gespannt sein darf auf das nächste Abenteuer der "fabelhaften Vier".

(wm, Arbeitskreis Leseerziehung)



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