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Buch des Monats November 2012

In diesem Monat empfehlen wir folgendes Buch:

Phil Earle: Billy sein (ab 14 Jahren)


Phil Earle: Billy sein

Carlsen Verlag, 2011
ISBN-10: 3551582556
324 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Phil Earle erzählt in seinem Roman die Geschichte von Billy Finn und seinen Geschwistern auf eine so spannende und einfühlsame Weise, dass man das Buch, das sowohl Jungen als auch Mädchen ab 14 Jahren in seinen Bann ziehen wird, gar nicht mehr weglegen möchte.

Billy sein… Das ist eine schwierige Aufgabe. Zumal es zwei verschiedene Billys zu geben scheint: Den verantwortungsbewussten und fürsorglichen großen Bruder, der alles für seine kleinen Geschwister tun würde, und den traumatisierten, wütenden 14-Jährigen aus dem Heim, der gegen alles rebelliert und immer wieder in Schlägereien verwickelt ist.

Billy Finn steht nicht vor den üblichen Schwierigkeiten, auf die Jugendliche in der Pubertät stoßen, sondern vor weitaus größeren Problemen: Vor acht Jahren kam er mit seinen inzwischen 9jährigen Geschwistern, den Zwillingen Lizzie und Louis, ins Heim. Ihre Mutter ist starke Alkoholikerin und der Vater der Zwillinge hat Billy schwer misshandelt. Seitdem bestreiten die drei ihr Leben im Heim und Billy spürt immer wieder, dass er nicht Teil der „normalen“ Bevölkerung ist. Der kurze Aufenthalt bei seinen Pflegeeltern Jan und Grant endete nach wenigen Monaten katastrophal und die Zwillinge sind nun das einzige, das Billy wichtig ist und ihm Antrieb gibt. Seine eigene Zukunft interessiert ihn wenig, er trinkt häufig und schwänzt die Schule. Er möchte nur, dass seine Geschwister einmal ein gutes Leben führen können und kümmert sich rührend um sie.
Verständlich, dass es für Billy ein Schock ist, als seine Mutter sich darum bemüht, die Zwillinge – ihn selbst jedoch nicht – wiederzubekommen.

In diesem Buch geht es aber auch darum, dass Billy lernt, sich wieder auf Menschen einzulassen. Da ist zum einen sein Bezugserzieher, Ronnie, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Billy auf den rechten Weg zu bringen und sich in besonderem Maße um ihn bemüht. Doch Billy braucht eine lange Zeit, um zu begreifen, was die Leserinnen und Leser schon sehr viel früher merken: dass Ronnie ihm ein echter Freund ist und wie sehr er ihn schätzt.

Außerdem findet Billy in der gleichaltrigen Daisy endlich eine Freundin, doch diese hat Geheimnisse vor ihm, an denen die Freundschaft zu zerbrechen droht.
Die Schilderung der Ereignisse rund um Billy wird vor allem auch dadurch so eindrücklich, dass man von Anfang an die Innensicht Billys kennt und sieht, wie sehr er sich selbst und seine Mitmenschen in festgelegte Rollen drängt und wie einseitig seine Wahrnehmung oftmals ist. Man hofft bis zum Schluss, dass es Billy gelingt, denen, die es gut mit ihm meinen, zu vertrauen und auch Verantwortung für sich selbst, nicht nur für seine Geschwister, zu übernehmen.

Das Buch bietet zahlreiche Gesprächsanlässe, wie zum Beispiel den Alltag in Heimen, Gewalt, Probleme in der Familie, subjektive Wahrnehmung, Toleranz und Freundschaft und ist sowohl für die eigenständige Lektüre als auch für den Unterricht sehr zu empfehlen.

(sw, Arbeitskreis Lesen)