Bücher des Monats Dezember 2015
Christina Röckl: Und dann platzt der Kopf ( 5 - 12 Jahren)
Sabine Städing: Petronella Apfelmus: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche. Band 3 (8 - 10 Jahren)
Rose Lagercrantz/ Eva Eriksson – Alles soll wie immer sein (ab 6 Jahren)
James Patterson / Chris Tebbetts – School Survival - Die schlimmsten Jahre meines Lebens (11 - 13 Jahren)
Annemarie van Haeringen: Coco und das „kleine Schwarze“ (ab 36 Monaten - 7 Jahren)
Christina Röckl (Autorin und Illustratorin): Und dann platzt der Kopf
Verlag: Kunstanstifter Verlag
ISBN-10: 3942795191
ISBN-13: 978-3942795197
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten
Altersempfehlung: 5 - 12 Jahren
Im Frühjahr 2013 hat sich die Leipziger Illustratorin in vielen Gesprächen mit Kindergarten- und Grundschulkindern aus ihrer Umgebung auf die Suche nach der Seele gemacht und hat diese Gespräche aufgezeichnet. Alle Texte im Bilderbuch sind Auszüge aus diesen Aufnahmen. Herausgekommen ist wunderschönes Buch, in dem Kinder versuchen die Seele zu erklären und Christina Röckl hat diese Kinderantworten illustriert.
Es gibt kurze Erklärungen wie zum Beispiel: „Die Seele ist ne Wolke“ oder „Seele sitzt unter der Haut“. Manche Antworten sind länger und komplexer wie „Wenn man sich an Hals fasst und hohe Töne macht, dann kann man seine Seele spüren.“ Oder die Antwort, die dem Buch den Titel gab: „Abends fliegt die Seele aus einem raus und deshalb schläft man auch ein. Man ist wie tot, stirbt aber nicht. Aber in der Nacht gehste doch manchmal auf Toilette! Na, dann kommt sie mal kurz zurück! Und dann? Dann platzt der Kopf!“
Wie eng Kinder ihre technisch - mediale Welt mit dem Begriff "Seele" verbinden, zeigt folgende Erklärung: „Wenn ein Mensch gestorben ist, dann gehen die Seelen aufs Level Null. Und erst wenn sie ungefähr 900 Jahre alt sind, dann sind sie richtig tot. Und dann werden sie zu Staub und dann entsteht etwas Neues.“
Christina Röckl versucht sich an der „Darstellung des Nichtdarstellbaren“, denn was die Seele ist und wie sie ist, bleibt ein Geheimnis. Doch durch die künstlerische Annäherung mit farbgewaltigen Bildern werden Ausdrücke der Seele darstellbar.
Was ist die Seele? Wie erklärst Du die Seele? Das Buch regt zum Nachdenken, Weiterdenken, Weitermalen an und kann sowohl im Deutsch- wie auch im Kunst– und Religionsunterricht eingesetzt werden.
Das Buch hat den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 in der Kategorie Sachbuch gewonnen.
NL, Ideenpool lesen
Sabine Städing: Petronella Apfelmus: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche. Band 3
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN 978-3414824271
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Altersempfehlung: 8 - 10 Jahren
Petronella lebt in einem Apfel und hat Schwestern, die Wetterhexen sind. Schon in den ersten beiden Bänden „Verhext und festgeklebt“ und „Zauberschlaf und Knallfroschchaos“ geht es lustig zu. Im Band 3 warten Lea und Luis sehnsüchtig auf den ersten Schnee und Petronella putzt ihren Apfel, da ihre Schwestern zu Besuch kommen. Niemand bemerkt in der hektischen Vorweihnachtszeit den komischen Gast, der in die Mühle einzieht, in der Louis und Lea mit ihren Eltern leben. Einen seiner Wichtel hat der Weihnachtsmann auf der letzten Probefahrt einfach ausgesetzt, weil der sich nicht zu benehmen wusste. Der kleine Wichtel denkt nicht im Geringsten daran, zurück zum Weihnachtsmann zu gehen. Stattdessen sorgt er in der Mühle für ein Durcheinander, bei dem alle sich gegenseitig verdächtigen.
Die Bücher über die kleine Hexe lohnen sich definitiv zu lesen. Die Hauptfigur hat das Herz am rechten Fleck, es werden wichtige Werte vermittelt, über die man mit den Kindern sprechen kann. Band 3 ist ein schönes Vorlesebuch für die Vorweihnachtszeit in der Grundschule. Die Lehrkraft kann jeden Tag ein Kapitel präsentieren und die Kinder werden Petronella sicher schnell in ihr Herz schließen. Die Vorweihnachtszeit kann mit der kleinen Hexe in einer spannenden Geschichte erlebt werden, bei der viel gelacht werden kann.
MSS, Ideenpool Lesen
Rose Lagercrantz/ Eva Eriksson – Alles soll wie immer sein
Moritz Verlag
ISBN 978-3-89565-299-8
Gebundene Ausgabe: 123 Seiten
Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Der dritte Band der Schwedin Rose Lagercrantz über ihre Hauptfigur „Dunne“ erschien dieses Jahr in Deutschland und setzt die beliebte Kinderbuchreihe erfolgreich fort.
Auch dieses Mal muss Dunne mit einem großen Schicksalsschlag umgehen. An ihrem letzten Schultag vor den Sommerferien gerät ihre glückliche Welt aus den Fugen, als sie die Nachricht erhält, dass ihr Vater nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt. Nun ist alles anders als vorher. Dunne, deren Mutter bereits lange nicht mehr lebt, wird von ihrer Großmutter von der Schule abgeholt. Das achtjährige Mädchen zieht noch am selben Nachmittag mitsamt ihren Haustieren bei den Großeltern ein.
Dunnes Reaktionen und Gedanken in diesen ersten Stunden voller Verzweiflung wirken nachvollziehbar und werden in einfühlsamen, aber auch einfach zu lesenden Sätzen geschildert. Dabei wird aus der Sicht einer Achtjährigen authentisch erzählt, wie sie sich angsterfüllt fragt, ob ihr Papa wieder aufwachen wird. Auf der anderen Seite erfährt man, wie Dunnes Großeltern mit der Situation umgehen: liebevoll, manchmal hilflos, aber auch umsichtig, wie sich Erwachsene eben in solchen Extremsituationen verhalten.
Dunne besteht darauf, ihren Vater im Krankenhaus besuchen zu dürfen. Als sie an seinem Bett steht und zuerst leise, dann immer lauter seinen Namen ruft, passiert es: Ihr Vater schlägt für einen kurzen Moment die Augen auf und sagt ihren Namen. Die Ärztin verspricht Dunne, dass ihr Papa wieder gesund wird, allerdings muss er den ganzen Sommer über im Krankenhaus bleiben. Zuhause ist Dunne zwar erleichtert über die Aussicht, dass sich der Zustand ihres Vaters bessern wird, fürchtet sich aber gleichzeitig vor dem langen Sommer. Die Idee der Großmutter, Dunne könnte mit ihrer besten Freundin Ella Frida auf deren Sommerinsel fahren, erlaubt dem Mädchen sich anderen Gedanken zuzuwenden. Die Aussicht auf einen Urlaub mit Ella Frida, verbunden mit einem Telefonat der beiden Mädchen, weckt wieder etwas Lebensfreude in Dunne. Nachdem sie beschlossen hat, ihrem Vater von ihrem Vorhaben zu erzählen, fühlt es sich fast so an, als würde das Leben wieder so werden wie vorher.
Das Buch lebt von den vielen heiteren und einfühlsamen schraffierten Zeichnungen der Illustratorin Eva Eriksson. Zu fast jedem Ereignis und Gedanken wird eine passende Zeichnung abgebildet, die die Geschichte veranschaulicht oder vermittelt, was zwischen den Zeilen steht. Im ersten Kapitel erfahren die Leser beispielsweise, dass Dunnes beste Freundin Ella Frida vor einem halben Jahr weggezogen ist. Seit diesem Zeitpunkt liegt ihr Foto auf Dunnes Tisch im Klassenzimmer. Dunne hat das Foto bereits so viele Male angesehen, „dass es eigentlich schon ganz kaputtgeguckt sein müsste“. Jedes Mal, wenn sie es anschaut, lächelt Ella Frida sie an. Hierauf folgt eine Zeichnung des Fotos. Das verschmitzte Kindergesicht, das darauf fröhlich herauslacht, macht dem Betrachter nur allzu klar, dass Dunne gar nicht anders kann, als beim Anschauen ebenfalls zu lächeln.
Wenn man die beiden vorherigen Titel der Reihe noch nicht kennt, sollte man vielleicht nicht gleich mit dem dritten Band starten, sondern Dunne in den ersten beiden Bänden erst ein bisschen kennen lernen. Obwohl Dunne im Grunde nichts anderes tut als andere Mädchen ihres Alters auch, nämlich in die Schule gehen, eine beste Freundin finden, mit ihren Meerschweinchen spielen oder sich auf die Sommerferien freuen, üben die Bücher eine enorme Anziehung auf die Erstleser aus. Die Befürchtung, dass der Inhalt des dritten Buches jungen Leserinnen und Lesern nicht zumutbar ist, liegt nahe, kann aber ausgeräumt werden. Alles Schlimme wird so normal und gleichzeitig sensibel erzählt, dass man vieles aus der Geschichte mitnehmen kann.
Ein immer wiederkehrendes Element im Buch ist Dunnes selbst verfasste Geschichte, die von ihrem glücklichen Leben handelt. Man erfährt bald, dass Dunne ein sehr positiv denkendes, heiteres Kind ist, das sich über viele Dinge freuen kann. Kurz bevor sie die traurige Nachricht erfährt, will sie eine selbst verfasste Geschichte fortsetzen mit den Worten „Als ich das letzte Mal am glücklichsten war“. In den folgenden Kapiteln muss Dunne mit dem furchtbaren Ereignis fertig werden und sie weint viel, „obwohl sie eigentlich nicht mehr weint“. Gegen Ende der Geschichte erkennt Dunne, dass sie auch in schweren Stunden schöne Momente bewusst genießen und bewahren kann. Das hilft ihr, die Zuversicht nicht zu verlieren und wieder Freude zu empfinden.
Die gesamte Reihe eignet sich sehr gut zum Vorlesen in der Schuleingangsstufe oder für die Klassenbibliothek. Die Kinder erkennen sich und ihren Alltag wieder und können sich gut mit Dunne und ihrer Lebenswirklichkeit identifizieren. Gerade weil die Schattenseiten des Lebens nicht ausgespart werden (im ersten Band, der für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, trauert Dunne über den Wegzug der besten Freundin), bieten sich so viele Parallelen und somit auch Gesprächsanlässe in der Schule oder auch beim (Vor-) Lesen im häuslichen Rahmen.
CB Ideenpool Lesen
James Patterson / Chris Tebbetts – School Survival - Die schlimmsten Jahre meines Lebens
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
ISBN-10: 3446248323
ISBN-13: 978-3446248328
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Altersempfehlung: 11 - 13 Jahren
Rafe Khatchadorian ist ein richtiger Lausbub. Natürlich hat der Fünftklässler nur Flausen im Kopf und Schule ist für ihn das größte Übel auf Erden. Die erste Geschichte aus „School Survival – die schlimmsten Jahre meines Lebens“ beginnt auf der Rückbank eines Streifenwagens. Und natürlich wird es auch im weiteren Verlauf nicht besser, wenn Rafe von seinen Tagen im Hochsicherheitsknast – der Hills Village Middle School – erzählt. Dort warten jede Menge Langweile und unsinnige Pflichten auf den Jungen. Doch Rafe wäre nicht Rafe, wenn er keinen genialen Plan hätte: Um die fünfte Klasse einigermaßen unterhaltsam zu überstehen, denkt er sich gemeinsam mit seinem Freund Leo ein Punktesystem aus. Für jeden Streich und Verstoß gegen die Schulordnung gibt es eine gewisse Anzahl an Punkten: Sei es ein Verstoß wie Kaugummikauen im Matheunterricht oder das Auslösen des Feueralarms – Hauptsache möglichst frech und mutig! Doch schon bald kommt Rafe ins Zweifeln, ob sein Verhalten ihn weiterbringt. Und dann scheint es auch noch so, als würde sein bester Kumpel ein Geheimnis hüten.
James Patterson und Chris Tebbetts sind erfolgreiche US-Schriftsteller. Patterson arbeitete bereits mit renommierten Autoren wie Stephen King und Dan Brown zusammen. Seit 2009 schreibt er auch Bücher für Kinder und Jugendliche und legt dabei nach eigenen Angaben besonderen Fokus auf Romane für „Lesemuffel“ und „Wenigleser“. Eben diesen Weg beschreitet er auch mit seiner Comic-Romanreihe „School Survival“. In lockerer Jugendsprache werden die Erlebnisse aus der Sicht von Rafe erzählt. Neben alterstypischen Themen sind es vor allem die comicartigen Illustrationen von Laura Park, die sich auf fast jeder Seite des Romans finden und den Leseprozess sowohl auflockern wie auch unterstützen. Durch einen Umfang von knapp 300 Seiten eignet sich der Einsatz in der Schule vor allem als Lektüre in der Klassenbibliothek ab der Sekundarstufe 1. Die Autoren Patterson und Tebbetts haben durch die inhaltliche und gestalterische Aufbereitung eine Möglichkeit geschaffen, vor allem auch Jungen an das lustvolle Lesen heranzuführen.
BE Ideenpool Lesen
Annemarie van Haeringen: Coco und das „kleine Schwarze“
Die Geschichte vom roten Mantel
Verlag: Freies Geistesleben
ISBN-10: 377252883X
ISBN-13: 978-3772528835
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Autorin und Illustratorin: Annemarie van Haeringen
Altersempfehlung: 36 Monaten - 7 Jahren
Coco Chanel gilt als Stilikone des 20. Jahrhunderts. Ihre Mode- und Parfumkreationen begeistern heute noch unzählige Menschen. Doch wie kam es zu dieser beispiellosen Karriere? Die Niederländische Kinderbuchautorin Annemarie van Haeringen skizziert die Biografie der jungen Coco in Form eines Bilderbuches. In einem Waisenhaus unter ärmlichen Verhältnissen beginnt die Geschichte des Mädchens, das als Erwachsene Weltberühmtheit erlangen wird. Schon früh begeistert sich Coco für Mode und beherrscht bereits im jungen Alter von elf Jahren das Stricken und Häkeln in Perfektion. Als sie eine Anstellung als Näherin bekommt, fasst sie einen Entschluss: Nie wieder arm sein. Doch mit der Mode der vornehmen Damen kann sie sich nie anfreunden und so erfindet sie „das kleine Schwarze“: „Ein Kleid bei dem man nicht spürt, dass man es anhat. Ein Kleid, in dem man tanzen und Fahrrad fahren kann“. Plötzlich ist sie der neue Star am Modehimmel.
Annemarie van Haeringen gehört zu den bedeutendsten Kinderbuchautorinnen der Niederlande. Mehrere ihrer Werke wurden dort bereits mit Preisen ausgezeichnet. Auch „Coco und das keine Schwarze“ bekam eine Nominierung für den Jungendliteraturpreis in Deutschland.
Das Buch eignet sich sowohl für Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene. Jugendliche und Erwachsene erhalten einen schnellen und liebevollen Einblick in die Karriere der Modeikone. Die Aufarbeitung der Biografie als Bilderbuch ermöglicht allerdings auch den Einsatz in der Grundschule. Als Vorlesebuch können hier Impulse zu Gesprächen über das Verhältnis zwischen Arm und Reich sowie zu den Themen Hobbies und Berufe gegeben werden. Doch allen voran zeigt die Biografie von Coco Chanel, dass man niemals aufgeben darf und seine Träume verwirklichen sollte. Ein richtiges Mut-mach-Buch also.
BE Ideenpool Lesen
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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