Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Bücher des Monats Januar 2016

Brigitte Weninger: Die Zwergenmütze"( ab 3 - 6 Jahren)

Catherine Rayner: Agathe zählt die Sterne (ab 4 - 6 Jahren)

Xavier-Laurent Petit: Mein kleines dummes Herz(ab 8 - 10 Jahren)

Franz Kafka / Eric Corbeyran: Die Verwandlung (Graphic Novel) (ab 16 Jahren)

Brigitte Weninger: Die Zwergenmütze

Text: Brigitte Weninger
Illustrator: John A. Rowe
Neugebauer Verlag, (2000)
ISBN 978-3-86566-093-0
Bilderbuch: Hardcover: 32 Seiten
Altersempfehlung: 3 - 6 Jahren


Eine Zwergenmütze, die eigentlich auf dem Kopf eines Zwerges ihren Platz hat, wird in dieser Geschichte zu einem gemütlichen Unterschlupf für kleine und größere Waldbewohner:

Jetzt kam noch ein Bär daher.
Er sah die Zwergenmütze und brummelte:
„Da rührt sich was! Was ist denn das?“
Da guckten der Frosch,
die Maus,
der Hase,
der Igel,
der Vogel,
der Fuchs,
das Wildschwein und
der Wolf heraus:
„Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, wir sind da!
Komm nur herein!“

Tier um Tier findet in der Mütze Platz, immer mit der sich wiederholenden Erlaubnis der schon eingezogenen Bewohner. Solange bis ein winzig kleines Tier auftaucht, bei dessen Anblick alle Reißaus nehmen…
Die zunächst simpel anmutende Bilderbuchgeschichte erhält ihren besonderen Reiz durch die mit viel Sprachwitz geschriebene Erzählung, gepaart mit den ausdrucksstarken und humorvollen Bildern. Dabei sind der jeweilige Text und die dazugehörende Illustration auf einer Doppelseite abgebildet, was das Verfolgen der Handlung auch für Kinder mit weniger Deutschkenntnissen vereinfacht.
Durch den Text, der überwiegend in Reimform verfasst ist und zudem sich wiederholende Erzählelemente beinhaltet, lässt sich das Buch sehr gut zur Unterstützung der sprachlichen Merkfähigkeit einsetzen.
Dabei können, nach wiederholendem Betrachten, einzelne Textphasen von den Kindern mit- oder selbständig gesprochen werden. Selbst gebastelte Tierfiguren, z. B. aus Pappe oder Modelliermasse verdeutlichen noch mehr die einzelnen Sprechrollen. Mit etwas älteren Kindern lässt sich aus der Geschichte sehr gut ein kleines Theaterstück einüben.
Ein gelungenes Nonsens – Bilderbuch, das in der Praxis erprobt, bei Kindern von 3 bis 6 Jahren gut ankommt und einmal eingeführt, durch seine Konzeption auch eigenständig mit Spaß in der Bücherecke angeschaut wird.

G.G. Ideenpool Lesen

 

Catherine Rayner:Agathe zählt die Sterne

Verlag: Knesebeck; Auflage: 2. (12. Februar 2015)
ISBN-13: 978-3942795197
Originaltitel: Abigail
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Altersempfehlung: 4 - 6 Jahren


Das Bilderbuch „Agathe zählt die Sterne“ handelt von der Giraffe Agathe, die für ihr Leben gerne zählt und zwar alles, was sie in der Steppe finden kann. Leider sind alle Sachen, die sie zählen will, sehr lebendig und halten nicht still. Sie bringt in ihrer Begeisterung ihren Freunden das Zählen bei. Und diese helfen Agathe beim Zählen. Doch was zählen die Freunde, wenn es dunkel wird? Na klar, die Sterne! Und die bleiben die ganze Nacht still stehen bis Agathe und ihre Freunde mit dem Zählen fertig sind.
Durch dieses wunderschön illustrierte Bilderbuch fühlt man sich in die Steppe Afrikas versetzt. Die Kinder werden von Agathe eingeladen, gemeinsam zu zählen. Sie lernen auch weitere Tiere der Steppe kennen, die fantastisch gezeichnet sind. Denn „Catherine Rayner besitzt die wunderbare Gabe, die Seelen der Tiere in wenigen farbigen Pinselstrichen einzufangen“. (The Daily Telegraph)
Das Bilderbuch ist gut im Anfangsunterricht einer ersten Klasse im Mathematikunterricht einsetzbar. Die Kinder werden angeregt, die Dinge in ihrer Umgebung zu zählen, so wie Agathe. Dabei werden sie viele Entdeckungen machen. Was lässt sich gut zählen? Was ist schwierig zu zählen? Dazu kann auch eine Mathematikkonferenz mit den Schülerinnen und Schülern gestaltet werden. Dieses Buch vermittelt die Freude an Zahlen und am Zählen und bahnt einen positiven Umgang mit Zahlen an. Die Kinder werden sich mit Agathe identifizieren und durch die Giraffe motiviert die Zahlen lernen.
Zusätzlich zum Text findet man die Zahlschreibweisen von 1 bis 10 auf verschiedenen Seiten im Buch.

Ein gelungenes Bilderbuch mit stimmungsvollen Bildern für den Mathematikunterricht.

N.L. Ideenpool Lesen

Xavier-Laurent Petit: Mein kleines dummes Herz

Übersetzt aus dem Französischen von Bernadette Ott
Illustrator: Eva Schöffmann-Davidov
Dressler Verlag (2014)
ISBN 978-3-7915-1614-1
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Altersempfehlung: ab 8 Jahren - 14 Jahren

Jeden Tag zählt die neunjährige Sisanda ihre Herzschläge und freut sich darüber, dass sie noch am Leben ist. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Mutter Maswala, ihrer Großmutter und dem Onkel in einer kleinen Hütte in Afrika. Seit ihrer Geburt leidet sie an einem Herzfehler und muss deshalb einmal im Jahr eine anstrengende Reise zu einem Arzt unternehmen, der ihr Leiden untersucht. Dieses Jahr ist die Prognose erschütternd. Wenn sie nicht bald ein neues Herz bekommt, muss sie sterben. Aber leider kann die Familie sich eine solch teure Operation nicht leisten.
Zufällig findet Sisanda und ihre Mutter einen Zeitungsartikel über einen Marathon, bei dem der Gewinnerin ein hohes Preisgeld winkt. Während Sisanda durch ihre Krankheit nicht in der Lage ist, sich körperlich anzustrengen, ist Maswala „eine Antilope“. Ihre Beine wollen Laufen. Und so macht sie sich Tag für Tag auf den Weg und läuft durch das Hinterland. Jetzt hat sie ein Ziel, den Sieg beim Marathon zu erringen, um damit ihrer Tochter ein Leben zu schenken. Sowohl Laufschuhe als auch ein Skorpion Biss können sie nicht aufhalten: Maswala startet bei ihrem ersten Rennen, kann dieses zwar nicht gewinnen, aber ihre Geschichte berührt die Menschen in der Welt so sehr, dass die Operation letztendlich durchgeführt werden kann.
Dem französische Autor Xavier-Laurent Petit ist ein herzzerreißendes Kinder- und Jugendbuch über Liebe und Leidenschaft gelungen. Die einfache Sprache über das schwere Leben für Kinder in Afrika ist nicht nur für Laufinteressierte bedeutsam. Die Geschichte zeigt viel mehr wie auch heute noch in Afrika die alten Normen und Werte mit den Anforderungen an das 21. Jahrhundert einhergehen.
Durch den spannenden Handlungsbogen scheint Sisanda immer wieder kurz vor dem Ziel, wie im Marathon, und doch muss es wieder einen Rückschlag geben. Dass es am Ende nicht zum Sieg reicht, spielt dann gar keine Rolle und zeigt, dass es sich lohnt für seine Träume zu kämpfen.
Die schönen Illustrationen auf den Kapitelseiten sind immer wieder ein Blickfang und können Redeanlässe schaffen.

Auszeichnungen:
9/2015 I Silberne Feder, Empfehlungsliste
4/2015 I Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis, Empf.liste
1/2015 I LUCHS Monat - LUCHS des Monats (Die ZEIT / Radio Bremen)
11/2014 I Buchliebling - Kategorie Liebste Bücher (Lizzynet)
9/2014 I KiRaKa Buch- & Spieletipps (WDR 5)
8/2014 I Grandios (BÜCHER-Magazin)

A. B. Ideenpool Lesen

Franz Kafka / Eric Corbeyran: Die Verwandlung (Graphic Novel)

Originaltitel: La Métamorphose
Illustrator: Richard Horne
Knesebeck Verlag (24. August 2010)
ISBN 3868732667
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Nach einer unruhigen Nacht erwacht Gregor Samsa eines Tages unter seinem Bett. Zu seiner Verwunderung hat er sich in ein riesiges Insekt verwandelt. Unfähig sich zu bewegen, reflektiert Gregor sein bisheriges Leben und seine Position in seiner Familie. Nach und nach akzeptiert er seine immer weiter fortschreitende Metamorphose zum Insekt und offenbart sich auch seiner Familie. Diese respektieren die Verwandlung Gregors und versuchen, ihn weiterhin als Familienmitglied einzubinden. Doch je mehr die Verwandlung Gregors fortschreitet, desto tierischer werden seine Wesenszüge. Immer mehr wendet sich nun auch die eigene Familie von ihm ab. Gregor wird vom geliebten Familienmitglied zur unhaltbaren Plage.
Das Kafka-Werk aus dem Jahr 1915 wurde durch den Knesebeck Verlag in Form einer Graphic Novel publiziert. Eric Corbeyran und Zeichner Richard Horne verstehen ihr Handwerk perfekt: In düsteren Bildern wird die Stimmung des Ursprungswerkes nachgezeichnet und durch originale Textstücke unterstützt. Dabei befindet sich Corbeyran und Horne in ihrer Umsetzung weit ab von billig anmutenden Comics, sie werden der Graphic Novel als eigenständiger Kunstform gerecht. Damals wie heute bietet die Handlung viel Platz zur Diskussion und Interpretation und kann vor allem im Sekundarbereich II einer Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse dienen: Die Definition des Menschen einzig über seine Leistungsfähigkeit, als Diskussionsgrundlage der Sozialgemeinschaft oder als Denkanstoß über innere Verletzlichkeit. Die Graphic Novel „Die Verwandlung“ ist eine sinnvolle Ergänzung des Originaltextes und kann vor allem im Unterricht – egal ob zum Einstieg oder zur anschließenden Diskussion - motivierend eingesetzt werden.

B. E. Ideenpool Lesen


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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