Unsere Buchempfehlungen im Januar 2017
Patrick Wirbeleit: Antonia war schon mal da ( ab 3 Jahren) Sascha Mamczak und Martina Vogl: Es ist dein Planet (ab 10 Jahren) Heinrich Böll Stiftung: Iss was?! (ab 10 - 14 Jahren) John Beckmann, Ivar Leon Menger: Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf (ab 12 Jahren)
Eshkol Nevo: Die einsamen Liebenden (Junge Erwachsene)
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Patrick Wirbeleit: Antonia war schon mal da
Reprodukt 2016 llustrator/in: Max Fiedler ISBN - 13: 978-3-95640-108-4 Hardcover : 40 Seiten Bilder-/Vorlesebuch Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Das detailreiche Bilder- und Vorlesebuch "Antonia war schon mal da" bietet für Kinder im Vorschulalter viele Entdeckungsmöglichkeiten. Der kleine Biber geht mit seinen Freunden, dem Buntspecht, dem Lurch und dem Igel auf Reisen. Eigentlich wollen sie ihre gemeinsame Freundin Antonia auch mitnehmen. Die lehnt das Angebot aber mit der Begründung ab, sie habe schon alles gesehen. Die Freunde reisen um die Welt und in den Himmel, besteigen Berge, finden zum und ins Meer, überqueren Wiesen und durchwandern Wälder. Auf jeder Seite entdecken die Freunde Details und stellen voller Erstaunen fest, dass auch der kleine Igel, der im Rollstuhl sitzt, bei allen Abenteuern dabei sein kann. Und egal, wohin sie kommen, erleben sie: „Antonia war schon mal da!“ Der gereimte Text ist sehr kurz und lässt viel Raum, um sich intensiv mit den Wimmelbildern zu beschäftigen. Hier haben Kinder beinahe unbegrenzte Möglichkeiten, Dargestelltes zu hinterfragen oder selbst von ihren Entdeckungen zu erzählen. Zudem können die vorlesenden pädagogischen Fachkräfte oder Lehrkräfte Suchaufträge geben oder Fragen zu den Bildern stellen. Auch zum eigenen Entdecken lädt das Buch die Kinder ein.
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Sascha Mamczak und Martina Vogl: Es ist dein Planet
Ideen gegen den Irrsinn
heyne Verlag 2015 Illustrator/in: Das Illustrat, München ISBN-10: 3453269993 ISBN-13: 978-3-453-26999-6 Softcover: 224 Seiten Sachbuch Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Immer wieder beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Umwelt, Umweltzerstörung und der Zukunft der Erde im Unterricht. Nicht selten wird dabei mit erhobenem Zeigefinger ermahnt, die Jugendlichen sind genervt, nehmen für sie „trockenes“ Wissen auf, greifen anschließend zu ihrer Plastikflasche und essen ihr in Alupapier verpacktes Brot. Das Sachbuch „Es ist dein Planet“ von Sascha Mamczak und Martina Vogl bietet einen ganz anderen Zugang. In Dialogen, die sechs Jugendliche aus einer siebten Klasse in der Projektwoche führen, wird das Thema kontrovers und einmal ganz anders aufbereitet. Dabei finden sich im Buch immer wieder ansprechende und teilweise irritierende Illustrationen, die Leserinnen und Leser anregen, nachzudenken: Kann man etwas ändern, will man etwas ändern, was ist man bereit, zu ändern? Bringt es überhaupt etwas? Immer wieder entdeckt man neue Facetten des Irrsinns, den wir Menschen täglich mit und auf der Erde begehen. Am Ende des Buches stehen sechs Ideen, wie man die Welt besser machen könnte, es wird gezeigt, dass man manchmal nur einen kleinen Denkanstoß braucht, um „Ideen gegen den Irrsinn“ zu entwickeln. „Es ist dein Planet“ ist ein tolles Sachbuch zum Mit- und Weiterdenken, das sich gut im Unterricht einsetzen lässt. Eine gute Möglichkeit wäre der fächerverbindende Unterricht, zum Beispiel zwischen Deutsch und Erdkunde oder Deutsch und Biologie. Die Dialoge, die sehr einfach strukturiert sind, verstehen auch jüngere Leser. Empfohlen wird das Buch ab zwölf Jahren, durch die Herangehensweise und die Sprache ist es aber durchaus schon für jüngere Schülerinnen und Schüler, ab ca. zehn Jahren, geeignet. Denkbar ist auch, es als Projektwochenthema aufzugreifen oder mit Textauszügen zu arbeiten.
Die Homepage Ideen gegen den Irrsinn bietet Informationen zum Buch und den aufgegriffenen Aspekten und regt zum Mitdenken und Mitmachen an. Dabei ist es sinnvoll, dass die Schülerinnen und Schüler mit der Homepage arbeiten, da die sechs Ideen der Figuren vorgestellt und auch mit Schaubildern näher erklärt werden. Der Trailer des Verlags macht deutlich, wie das Buch entstand und warum man sich überhaupt mit dem Thema „Umwelt“ und „Rettung der Erde“ auseinander setzen sollte.
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Heinrich Böll Stiftung: Iss was?!
TIERE, FLEISCH & ICH
Illustrator/in: Gesine Grotrian Verlag: Heinrich Böll Stiftung, 2016 ISBN-13: 978-3-86928-150-6 Taschenbuch: 140 Seiten Altersempfehlung: ab 10 - 14 Jahren Sachbuch
Was ist Fleisch und wie viel Fleisch essen wir? Welche Tiere essen wir und wo essen die Menschen was? Wie viel Fleisch wurde früher gegessen und wie viele Menschen essen keine Tiere? Was ist ein Bruderküken und wie lebt eine Sau?
Im Bildungsplan 2016 des Landes Baden-Württemberg zielt im Fach Sachunterricht die Leitperspektive "Prävention und Gesundheitsförderung" darauf ab, den Umgang mit der eigenen Gesundheit als Alltagskompetenz zu fördern. In der Leitperspektive "Verbraucherbildung" wird das Ziel formuliert, Kinder bei der Entwicklung eines selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Verbraucherverhaltens zu unterstützen.
Das Buch der Heinrich Böll Stiftung "Iss was?! Tiere, Fleisch & ich" beantwortet grafisch sehr anschaulich insgesamt 63 Fragen zur Ernährung mit oder ohne Fleisch.
Auf je einer Doppelseite wird eine Frage gestellt und in kurzen, aber sehr informativen Texten beantwortet und auch mit Zahlen belegt.
Es gibt jede Menge Karten und Statistiken, Übersichten und Schaubilder, die selbsterklärend sind. Piktogramme und minimale Kommentare übernehmen die Erklärungsfunktion zum Thema „Fleisch“ und machen so das Buch für alle verständlich, gut zugänglich und übersichtlich.
Dabei enthält sich die Autorin aber wertender und moralisierender Kommentare. Nur ganz wenige handschriftliche Kommentare gehen über die reine Information hinaus. So wird eine hysterische Auseinandersetzung vermieden und eine sachliche Herangehensweise möglich.
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John Beckmann, Ivar Leon Menger: Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf
Illustrator/in: Christopher Tauber Kosmos Verlag 2015 ISBN-10: 3440141233 ISBN-13: 978-3440141236 Gebundenh: 128 Seiten Altersempfehlung: ab 12 Jahren Graphic Novel
Die drei jugendlichen Detektive Justus, Peter und Bob werden wieder einmal zu einem spannenden Fall gerufen: James ist Regisseur von Horrorfilmen in Hollywood. Als dieser eines Tages erwacht, entdeckt er eine mysteriöse Tätowierung an seinem Körper: Ein Totenkopf mit drei Augen. Er bekommt es mit der Angst zu tun und wendet sich an die drei ???. Schon zu Beginn der Ermittlungen zeigt sich, dass dieser Fall sehr spannend werden würde: James hütet mit einem bisher unveröffentlichten Film ein Geheimnis und dann gibt es da noch einen teuren Smaragd, der auf unerklärliche Weise vom Filmset verschwindet. Die drei ??? begeben sich auf der Spurensuche in die Glitzerwelt von Hollywood. Die seit den 1980er Jahren in den USA verbreiteten „Graphic Novels“ sind Comics mit Anspruch – fernab vom „billigen“ Comicheft vom Kiosk, gezielt verfasst für Erwachsene. In den letzten Jahren wurde diese Gattung auch in Deutschland immer beliebter und selbst große Werke der Literatur (Kafka – „Die Verwandlung“) wurden in Form einer Graphic Novel publiziert. Natürlich kann der Anspruch an „Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf“ nicht so hoch sein wie an ein Kafka Werk, dennoch bieten vor allem die Zeichnungen von Christopher Tauber eine Möglichkeit, die Leser und Leserinnen an diese Gattung heranzuführen. Der Einstieg zum Thema „Graphic Novel“ wird schon durch die Covergestaltung möglich: Die Holzschnittoptik kann mit anderen Umschlägen aus der drei ???-Reihe verglichen werden. Im Buch selbst setzt sich diese Liebe zum Detail weiter fort: Es wird zweifarbig gearbeitet in blau und schwarz. Die einzelnen Illustrationen unterstützen den Text und regen die Fantasie an. So können vor allem auch Jugendliche, die sonst eher selten zu Büchern greifen, zum lustvollen Lesen motiviert werden. Für den Deutschunterricht bieten sich weitreichende und differenzierte Anschlussmöglichkeiten, wobei es empfehlenswert ist, die Unterrichtseinheit zum Umgang mit Graphic Novels vorzuschalten. Hier werden Schritte beschrieben, wie ein passendes Ende zu einer Graphic Novel selbst gestaltet oder wie die Umsetzung einzelner traditioneller Textpassagen als Graphic Novel angebahnt werden können (Abzeichnen ist erlaubt!). Für das Herausarbeiten von Krimimerkmalen oder die Umsetzung einzelner Szenen aus dem Buch in Form von Fotostorys sind Tablets gut geeignet. Für diese Szenarien stellen wir hier Material bereit.
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Eshkol Nevo: Die einsamen Liebenden
Übersetzerin: Anne Birkenhauer Verlag: dtv Verlagsgesellschaft 2016 ISBN-10: 3423260882 ISBN-13: 978-3423260886 Taschenbuch: 304 Seiten Altersempfehlung: Junge Erwachsene Liebesroman
Mit unsichtbarer Hand verbindet der israelische Autor Eshkol Nevo in „Die einsamen Liebenden“ Menschen unterschiedlichsten Alters oder Herkunft und formt auf diese Weise ein Spiegelbild der heutigen israelischen Gesellschaft.
Eine Gruppe alternder russischer Juden wagt einen Neuanfang in Israel – um endlich eine Heimat zu finden und in der Nähe ihrer Kinder zu sein. Sie siedeln in einem Viertel, in dem ein reicher amerikanischer Jude mit einer Mikwe – ein rituelles jüdisches Bad – zum Gedenken an seine innig geliebte, aber verstorbene Frau bauen lässt.
Den Auftrag zum Bau erhält ein arabischer Bauunternehmer, dessen spezielle Leidenschaft der Ornithologie, also der Beobachtung der Vögel gewidmet ist. Da er mit seinem Fernglas jedoch auch ein unterhalb des Mikwe-Bauplatzes gelegenes Militär-Camp streift, wird er von israelischen Soldaten als Spion verhaftet. Nach seiner alles andere als unkomplizierten Freilassung entsteht eine Liebe zwischen ihm und einer kanadischen Ornithologin christlicher Herkunft – eine Tatsache, welche der muslimischen Familie des Unternehmers schwer zu schaffen macht. Die Mikwe selbst wird von den russischen Zuwanderern aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse für ein Gemeindezentrum gehalten. Sie organisieren dort nicht nur Schachturniere. Vielmehr weckt die Magie des Ortes auch ungeahnte erotische Gefühle bei diesen Menschen jenseits ihrer Lebensmitte. Zentrale Rollen spielen schließlich der Bürgermeister der Stadt und sein Berater Moshe. Die Ehe des Bürgermeisters gerät in eine schwere Krise, als sein einziges Kind im Alter von wenigen Wochen stirbt und seine Frau ihm die Schuld dafür gibt.
Moshe schließlich ist mit einer orthodoxen Jüdin unglücklich verheiratet, hängt aber an seinen beiden Söhnen. Als er seine Jugendliebe Ayelet wieder trifft, beschließt er, sie diesmal nicht mehr zu verlieren, wie dies schon einmal durch seine Schuld in jungen Jahren geschehen war. Doch auch für ihn, wie für die anderen Figuren des Romans, hält das Leben hohe Hürden bereit. Neben dem unsichtbaren Band der Beziehungen, welches die handelnden Personen verbindet und verstrickt, gelingt es dem Autor gleichzeitig, ein Panorama der modernen israelischen Gesellschaft zu entfalten. Zuwanderer treffen auf Einheimische, weltliche Juden auf streng gläubige und in all ihren Begegnungen wird das heutige Israel mit seiner Vielfalt sichtbar. Eshkol Nevo gelingt in diesem Roman das Kunststück, zentrale menschliche Konflikte und Fragen von Religion und Moral humorvoll zu schildern, ohne dass die Botschaften des Buches dabei oberflächlich werden. Sein Humor hilft den Hauptfiguren über ihre Schicksalsschläge hinweg und dem Leser und der Leserin, diese eher zu akzeptieren. Denn über allem schwebt die zentrale Frage: Werden die einsamen Liebenden zueinander finden?
Das Buch ist als Lektüre für junge Menschen ab 16 Jahre empfehlenswert. Sprachlich bewegt es sich auf sehr gutem und einprägsamem Niveau und wird niemals langweilig.
Wenn es einem gelingt, über die nicht gut getroffene Titelseite hinwegzusehen, findet man sich sehr schnell in einer Erzählwelt wieder, von der man sich nur ungern verabschieden möchte.
N.T. Ideenpool Lesen
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