Unsere Buchempfehlungen im Oktober 2017Chang, Pei-Yu: Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin (ab 4 - 6 Jahren) Jan von Holleben und Lisa Duhm : Wenn ich Kanzler(in) von Deutschland wär… . (ab 9 Jahren) Gabriel Verlag Ketil Bjornstad: Mein Weg zu Mozart (ab 14 Jahren) |
Chang, Pei-Yu: Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin
Der außergewöhnliche Philosoph, der im Buch Herr Benjamin genannt wird, muss aufgrund seiner „brillanten Ideen aller Art“ sein Land verlassen, da dieses eines Tages entschied, „dass außergewöhnliche Ideen sehr, sehr gefährlich seien.“ Chang zeichnet grotesk wirkende Bilder eines totalitären Staates, die erhobenen Hände sich ergebender Menschen finden ihre Entsprechung im Astwerk der Bäume, die identisch uniformierten Soldaten versperren jegliche Fluchtwege. C.D. Ideenpool Lesen |
Fleur Daugey: Vögel auf WeltreiseOriginaltitel: Alles über Zugvögel Allein schon das Cover, auf dem über zwanzig verschiedene große und kleine Vögel abgebildet sind, macht neugierig. Über alle dargestellten Zugvögel findet man spannende Informationen in diesem wunderschönen und übersichtlich gestalteten Sachbuch. Auf einer oder zwei Doppelseiten werden Informationen zu einem anderen Aspekt der Zugvögel gegeben. Denn jeden Herbst machen sich 50 Milliarden Vögel auf den Weg zu ihren Winterquartieren. Das Buch stellt die wichtigsten Zugvögel vor, beschreibt ihre Flugrouten und erklärt, wie sich Vögel orientieren und gibt in Worten und ästhetisch gezeichneten Bildern Auskunft über alles, was mit dem Vogelzug zu tun hat. N.l. und C.D. Ideenpool Lesen |
Jan von Holleben und Lisa Duhm: Wenn ich Kanzler(in) von Deutschland wär…Untertitel: Die wichtigsten Kinderfragen zur PolitikVerlag: Gabriel, 2017 Fotografie: Jan von Holleben ISBN: 3522304810 ISBN-13: 978-3-522-30481-8 Gebunden: 144 Seiten Altersempfehlung: ab 9 Jahren Sachbuch Was ist eigentlich Politik? Wie funktioniert Politik und wofür brauchen wir sie überhaupt? Ist Politik nicht total langweilig für Kinder? Dieses Buch zeigt, dass dem nicht so sein muss, indem es in kindgerechter Weise eine informative und gleichzeitig unterhaltsame Einführung in das Thema gibt. Zu den Unterthemen Demokratie, Europäische Union, Parteien in Deutschland, Wahlen sowie Kinder und Politik werden zahlreiche Fragen beantwortet, begleitet von ansprechenden Fotografien, die die Inhalte auf bunte und ansprechende, aber gleichzeitig auch kluge Weise aufnehmen und illustrieren. S.K. Ideenpool Lesen |
Ketil Bjornstad: Mein Weg zu MozartOriginaltitel: Veien til MozartVerlag: Insel Verlag, Berlin, 2016 Übersetzer: Lothar Schneider ISBN: 3458176810 ISBN-13: 978-3458176817 Gebunden: 443 Seiten Altersempfehlung: ab 14 Jahren Biografischer Roman Bjornstads Autobiografie ist ein Buch, das man, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen will. Er stellt seine Kindheit in einen permanenten Dialog zur Entwicklung des jungen Wolfgang Amadeus Mozart, der in seinen Briefwechseln mit seinen Familienangehörigen nahezu plastische Gestalt gewinnt. Der Autor, der in einem Osloer Vorort aufwächst, wird durch die musikbegeisterte Mutter und einen philanthrop-freigeistlichen Vater auf der Steinerschule (Waldorfschule) angemeldet, auf der er eine musische, nicht autoritär orientierte Erziehung genießen soll. Schon früh wird er zu einem Klavierlehrer geschickt, der sich mit dem zunächst wenig begeisterten Sieben- bis Zehnjährigen abmüht: „Jedesmal, wenn ich ein neues Musikstück sah, das ich spielen sollte, mit unzähligen Kreuz und b, Fis-Dur oder es-Moll, verlor ich den Mut“ wird er sich später erinnern. Vor allem die Konkurrenz des drei Jahre älteren Bruders Tormod scheint übermächtig. Ketil kämpft mit Verdauungsproblemen und mit seiner Fettleibigkeit, die ihn von vielen Aktivitäten seiner Mitschüler ausschließt. Er hat wenig Zutrauen zu seinen Fähigkeiten, deren Entwicklung durch seine Faulheit zusätzlich behindert wird. Erst seine zweite Klavierlehrerin Amalie Christie versteht bei dem nunmehr vorpubertären Jungen Interesse und Ehrgeiz zu wecken. Zunehmend verehrt er die elegante ältere Frau, die ihn in das musikalische Werk der großen Komponisten einführt und zu einem der besten klassischen Nachwuchsinterpreten Norwegens macht. Mit 18 Jahren leidet Ketil so sehr unter seiner Fettleibigkeit, dass er in wenigen Monaten 56 Kilogramm abnimmt, vor allem um für Mädchen attraktiver zu werden. Zu einer zusätzlichen Wendung in Ketils Leben führt das Zusammentreffen mit dem populären Jazzmusiker Ole Paus, dessen unkonventioneller Lebensstil ihm zutiefst imponiert. Nahezu von jetzt auf nachher verlässt der begabte Klassikinterpret sein Metier und wechselt ins freie Leben und in die freie Jazzmusik, die er neben der Schriftstellerei seit nunmehr nahezu 50 Jahren betreibt. In zwischengeschalteten Kapiteln schildert Ketil Bjornstad neben der eigenen Biografie die Entwicklung des jungen Wolfgang Amadeus Mozart. Das hochbegabte Kind, das zusammen mit seiner ebenfalls begabten und vom Vater getrimmten älteren Schwester Nannerl vor den Fürsten der Welt konzertiert, wird durch sein Können und Auftreten zur Attraktion und zum Liebling an Europas Fürstenhöfen. Immer gecoacht und begleitet durch einen ehrgeizigen Vater, der über seine Kinder die wirtschaftliche Enge seiner Stellung als zweiter Violinist der Salzburger Hofkapelle zu überwinden sucht. Es sind vor allem die oft in Dialekt und derber Sprache gehaltenen Briefwechsel mit Schwester Nannerl und den Eltern, später auch zu Freundinnen und zu seiner Frau, die Mozarts Persönlichkeitsstruktur offenlegen und die gleichzeitig zu einem Lesevergnügen werden. Eingeleitet und kommentiert werden diese Briefe durch den Autor Ketil Bjornstad, der Leserinnen und Leser gekonnt in die sozialen und politischen Zusammenhänge sowie das Lokalkolorit einiger Residenzstädte des ausgehenden 18. Jahrhunderts einführt. Immer wieder schwingen auch Parallelen zur eigenen Biographie mit, wiewohl sich Bjornstad nicht direkt mit dem Talent und der Genialität des früh verstorbenen Ausnahmekönners Mozart vergleicht. Didaktischer Kommentar Das Buch liest sich durch die intensive Betrachtung der Kindheit und Jugend von Bjornstad und Mozart wie ein Entwicklungsroman, bei dem die Leserinnen und Leser besonders bei Ersterem Parallelen zum eigenen Leben herstellen können. Selbstzweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen und Körper sowie deren Überwindung durch Fleiß und Selbstdisziplin können Jugendlichen für ihren eigenen Weg wertvolle Unterstützung bieten. Dazu hilft der Blick in die Ständegesellschaft des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Familie Mozart, bei jugendlichen Leserinnen und Lesern die Einsicht für demokratische und soziale Errungenschaften zu stärken. Mozarts lebenslanger Kampf um materielle Absicherung aufgrund fehlender Tantiemen und dem nicht vorhandenen Copyright-Schutz als Autor einer Unmenge von Musikstücken, erfühlen die Leserinnen und Leser durch die von Bjornstad ausgewählten Brieftexte. „Mein Weg zu Mozart ist eine ungewöhnliche Erinnerung, denn sie ist keine Autobiographie im üblichen Sinne, sondern zugleich eine grandiose Hommage an den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart“ . ¹Johannes Kaiser in der Sendung „SWR2 Cluster“ vom 14.09.2016 A.R. Ideenpool Lesen |
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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