Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Buchempfehlung des Monats Februar 2025

Maximilian Hauptmann: Konferenz der Vögel
(ab 6 Jahren) Verlag: Edition. a; 2024

Matt Brown und Rhys B. Davies: Atlas der imaginären Orte
(ab 10 Jahren) Verlag: Groh Verlag 2024

Gregor Wolf: Liva Bärentochter
(ab 9Jahren) Verlag: ueberreuter 2024

Buch des Monats Februar 
Cover: © Verlag Edition a,  Groh Verlag, ueberreuter Verlag 

Maximilian Hauptmann: Konferenz der Vögel

Verlag: Editition. a, 2024

Illustratorin: Teelke Limbeck

ISBN-13: 978-3990016961

Gebunden: 144 Seiten 

Altersempfehlung: ab 6 Jahren 

Märchenbuch

Schon das Cover ist wunderschön. Es zeigt einen Schwarm Vögel in Form eines riesigen Vogels in bunten Farben, wobei einige Vögel detailliert dargestellt sind. Die in goldene Schrift mit Glanzfolie unterstreicht den besonderen Inhalt, es ist eine wunderschöne philosophische Geschichte, die den Weg zu sich selbst zeigt. „Die Konferenz der Vögel“ geht zurück auf Fariduddin Attars Werk „Vogelgespräche“, das zu den bedeutendsten Klassikern der islamischen Mystik gehört und als eines der wichtigsten Versepen der persischen Mystik und der Weltliteratur gilt.

Die Vögel treffen sich zu einer jährlichen Konferenz, bei der die Hauptfrage ist, wer der König der Lüfte ist und wo man ihn findet. Zehn Vögel beschließen, ihren König zu suchen, damit ihre Fragen beantwortet und ihre Ängste genommen werden. Der Wiedehopf führt die Vögel bei ihrer Suche an. Gemeinsam müssen sie sieben Aufgaben bewältigen, erleben sie Abenteuer, besiegen Ungeheuer, überqueren Meere und durchqueren Steppen, überstehen Stürme und wissen: „Wir brauchen uns bloß an unsere Stärken und Fähigkeiten erinnern.“ Jede Herausforderung bringt die Vögel schließlich näher zu sich selbst und ermöglicht den Zugang zur eigenen Spiritualität. Die Geschichte ist poetisch und tiefgründig, vermittelt wichtige Botschaften. Die Texte sind verständlich, die Sprache ist oft bildlich und beschreibend, der / die Lesende kann den Ereignissen und Situationen gut folgen, man kann sich in die dargestellten Vogelcharaktere einfühlen. Die farbigen Illustrationen sind wunderschön gestaltet, farbgewaltig, sehr detailreich und ausdrucksstark, sie verdeutlichen das Gelesene noch einmal eindrücklich.

Es ist ein Buch ab sechs Jahren, das mit Unterstützung durchaus (vor-)gelesen werden kann, die philosophischen Gedanken müssen dabei aber stark heruntergebrochen werden. Ein Kind benötigt das Gespräch mit Erwachsenen, um die Geschichte zu erfassen oder versteht die Geschichte als Reise der Vögel auf der Suche nach dem König. Für (junge) Erwachsene ist es eine wundervolle poetisch-spirituelle Geschichte. Da der Text sehr dicht geschrieben ist, muss man immer wieder über das Gelesene nachdenken. Schon der Eingangssatz lässt den Leser / die Leserin innehalten: „Ihr habt Flügel, um zu fliegen. Wollt ihr sie denn nicht nutzen?“

Die Lektüre bietet die Möglichkeit, über Ziele im Leben, Mut, Vertrauen in sich selbst und andere, Klugheit und Freundschaft nachzudenken und am Ende zu der Erkenntnis zu gelangen „Die Welt ist voller Wunder. Um sie zu sehen, musst du die vertrauten Küsten und bekannten Strände verlassen.“

Probeseiten: [PDF] [12.3 MB] ©: Edition.a und Teelke Limbeck. Mit freundlicher Genehmigung des Edition. a Verlags und Teelke Limbeck. Das Copyright und alle Rechte liegen beim Verlag.  

M.S. Ideenpool Lesen  

Matt Brown und Rhys B. Davies: Atlas der imaginären Orte: Von Atlantis bis Gotham City

Originaltitel: Atlas of imagined Places: from Lilliput to Gotham City

Umfangreiches Nachschlagewerk zu Schauplätzen aus Literatur, Film und Popkultur mit Texten und Kartografien

Verlag: Groh Verlag 2024 

Übersetzerin: Christiane Manz

ISBN-13: 978-3848502332 

Gebunden : 168 Seiten 

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Sachbuch  

Immer wieder begegnen Lesenden und Filmschauenden Orte, die man auf Karten ver­geb­lich sucht, weil es sie in der Realität nicht gibt. Dennoch kann oft nachvollzogen werden, wo die Orte liegen, weil Autoren/Autorinnen und Regisseure/Regisseurinnen de­tail­lierte An­ga­ben zu den Orten machen und sich auf reale Plätze beziehen.

Matt Brown und Rhys B. Davies machten sich die Arbeit, fiktive Orte wie Springfield aus der Serie „The Simpsons“ oder Hogwarts aus „Harry Potter“ in realen Karten zu ver­orten. Es ist erstaunlich, wie viele Schauplätze sich in Karten wiederfinden und dass neben Filmen und Literatur auch auf PC-Spiele, Liedtexte, Brettspiele, Scherze und Betrügereien eingegangen wird, insgesamt finden sich ca. 5000 Einträge, die man in einem Register nachschlagen kann.

Das Vorwort führt den Lesenden / die Lesende verständlich zum Inhalt des Buches, er klärt das Vorgehen, Begriffe und Anwendung des Buches. Die Autoren erklären auch, was aus welchen Gründen weggefallen ist und welche Quellen genutzt wurden.

In dem Buch überlappen sich einige Karten, die Welt wird in 18 Regionen unterteilt:

  • USA
  • Kanada und die Arktis
  • Mittelamerika mit Mexiko
  • Südamerika
  • Westeruopa
  • Osteuropa
  • Die nordischen Länder
  • Vereinigtes Königreich und Irland
  • Naher und mittlerer Osten
  • Südasien
  • Afrika
  • Südostasien
  • Japan
  • China und Nordostasien
  • Australien und Neuseeland
  • Antarktika
  • Der Pazifik
  • Der Atlantik

Zu Beginn jeder Region findet sich eine Einführung mit Erklärungen zu den Themen und Genres. Um die 20 Orte werden genauer beschrieben, dabei gehen die Autoren auch auf die Geschichte ein und erklären Hintergründe. Es zeigt sich im gesamten Buch eine genaue Recherche und eine Liebe zum Detail. Die Karten sind schön illustriert, die Farben sind angenehm, die Darstellung ähnelt alten Karten aus dem 18./19. Jahrhundert. Man kann neben den Ländern mit ihren Städten auch Berge, Flüsse, Meere, Schiffswracks und versunkene Kontinente entdecken.

Nicht nur Kinder werden von den Karten und Informationen gefesselt sein, auch für Erwachsene ist es ein lohnendes Nachschlagewerk, das für Film- und Literaturfans ein tolles Geschenk darstellt, zumal auch auf kuriose Hintergründe und Zusammenhänge eingegangen wird.

Für den Unterricht bietet es sich an, mit den Schülern und Schülerinnen Orte, die in der behandelten Literatur vorkommen, in der realen Welt zu suchen. Auch für den Geographie-Unterricht ist es ein lohnendes Buch, so könnten SchülerInnen den Umgang mit Karten vertiefend wiederholen, auch fächerübergreifend mit dem Fach Deutsch oder den Fremdsprachen könnte gearbeitet werden.

Probeseiten [book2look.com]  ©️: Groh Verlag, © Matt Brown und Rhys B. Davies. Karten und Illustrationen  ©  Mike Hall. Mit freundlicher Genehmigung des Groh Verlags. Das Copyright und alle Rechte liegen beim Verlag.  

M.S. Ideenpool Lesen

Gregor Wolf: Liva Bärentochter

Originaltitel: Wildes Kind des Waldes 

Verlag: ueberreuter 2024

ISBN-13: ‎‎978-3764152550 

Gebunden: 256 Seiten 

Altersempfehlung: ab 9 Jahren 

Roman

Dem Autor Gregor Wolf ist es gelungen, das Thema Diversität geschickt in ein spannendes, märchenhaftes Abenteuer zu verpacken, welches das Potential hat, nicht nur Kinder zu fesseln. Im Zentrum der Geschichte stehen die beiden Hauptfiguren: die Fee Liva und der Halbfeenjungen Anders. Als erwachsene Leserin kommt man bei der Einführung der beiden Charaktere ins Stocken, wenn der Begriff Mischling fällt, da dieser negativ konnotiert und im aktuellen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet wird. Schnell merkt man jedoch, dass es darum geht, Vorurteile aufzubrechen und Verschiedenartigkeit nicht als Makel, sondern als Gewinn wahrzunehmen. Liva wächst als eine der letzten in Freiheit lebenden Feen mit ihrer Mutter, der Bärenmutter, ganz naturverbunden in einem abgeschiedenen Wald auf. Da die Menschen aus Angst vor den Bewohnern Abstand vom Wald halten, ist dieser einer der letzten Rückzugsorte für die Waldtrolligen, zu denen Liva und ihre Mutter gehören. Die Waldtrolligen sind magische Wesen und verfügen über besondere Fähigkeiten. Während sich die Mutter in eine Bärin transformieren kann, gelingt es ihrer Tochter, sich in ein Wildschwein zu verwandeln. Die Mutter wünscht, dass Liva sich von den Menschen fernhalten soll, da diese nichts Gutes für die Waldtrolligen bringen würden. Das Feenmädchen ist jedoch neugierig und wagt sich immer wieder in die Nähe der Menschen, um diese zu beobachten.

So bekommt sie auch mit, dass der Junge Anders vor der Verfolgung durch die herrschende Baronin im Wald Schutz sucht. Das Gleichgewicht und die Ruhe werden gestört, denn auf der Suche nach dem Jungen will die Baronin ihre Soldaten in den Wald schicken. Zuerst fordert die Bärenmutter, dass Liva Anders auf die andere Seite des Waldes zurückbringt. Als sich jedoch herausstellt, dass er eine Halbfee ist, darf er bleiben. Lange bleibt unklar, warum Anders von der Baronin gejagt wird, aber irgendwann klingt durch, dass er als unehelicher, ältester Sohn des verstorbenen Barons der Thronerbe sein wird. Die grausame Baronin will mit aller Macht verhindern, dass Anders die Rolle einnimmt, die ihrem Sohn zugedacht ist. Feen und Halbfeen werden von den Menschen unterdrückt und müssen als Dienstboten für sie arbeiten. Eine Halbfee als Herrscher könnte diese bestehende Ordnung ins Wanken bringen.

Liva unterstützt Anders von Anfang an, aber schnell wird klar, dass sie es nicht alleine schaffen werden, die Soldaten der Baronin und damit einhergehend die Zerstörung des Waldes aufzuhalten. Wird es ihnen gelingen, die Unterstützung der Waldbewohner zu gewinnen, um den Wald und Anders mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten zu beschützen und zu retten?

Bereits das Buchcover wirkt geheimnisvoll. Es ist in gedeckten Farben gehalten und zeigt Liva und einen kleinen Ausschnitt des geheimnisvollen Waldes. Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass dieser Ausschnitt in der Silhouette eines Bären dargestellt ist. Auf weitere Illustrationen wurde verzichtet, lediglich eine Vignette schmückt den Beginn jedes neuen Kapitels. Diese kleine Zeichnung zeigt Liva und Anders im Profil. Durch die sparsame Illustration ist genügend Platz für die eigene Fantasie und die Entwicklung eigener Vorstellungsbilder. Diese werden durch den bildhaften Schreibstil des Autors angeregt, dem es gelingt, eine fantastische Welt mit seinen Worten zu schaffen. Der Umfang der Kapitel ist so gestaltet, dass das Buch auch als Vorlesebuch geeignet ist. Jedes Kapitel wird durch eine Überschrift eingeleitet, die noch nicht zu viel verrät.

Neben der spannenden Handlung bietet der Kinderroman inhaltlich sehr viele Anregungen, die ins Nachdenken bringen können. Die Leser/-innen tauchen in eine fantastische Welt ein, die faszinierend aber auch gefährlich sein kann. Sie tauchen ein in eine Welt, die sich mit ihren Problemen gut auf unsere Erfahrungen beziehen lässt. Zentral sind auf der einen Seite die Themen Verschiedenartigkeit, Hass und Vorurteile und auf der anderen Verständnis, Akzeptanz, Zusammenhalt und Freundschaft. Magische Wesen und Menschen meiden sich zu Beginn des Buches. Die Begegnung von Anders und Liva schafft die Basis, um Vorurteile zu überwinden und aufeinander zuzugehen.

Neben den zwischenmenschlichen Themen spielt die Wertschätzung der Natur eine zentrale Rolle. Die Waldtrolligen leben in großen Naturverbundenheit, die Bärenmutter beschützt den Wald vor der Ausbeutung durch die Menschen. Die Botschaft, die Natur zu achten, lässt sich gut aus der Geschichte herauslesen und mit Kindern aufgreifen.

Die Hauptcharaktere zeichnen sich durch Mut, Offenheit und Neugier aus. Sie bieten sowohl für Jungen als auch Mädchen Identifikationsmöglichkeiten. Im Zusammenspiel mit der mitreißenden Geschichte, tiefgründigen Botschaften und vielen spannenden, witzigen und emotionalen Momenten handelt es sich daher um ein Buch, das gut mit der ganzen Klasse gelesen werden kann.

Leseprobe [book2look.com] ©: ueberreuter Verlag. Das Copyright und alle Rechte liegen beim Verlag.  

C.S. Ideenpool Lesen


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