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Leichte Sprache

Texte in Leichter Sprache

Was, warum, für wen – und warum dieser Punkt?

Leichte Sprache ist eine Varietät der deutschen Sprache, die überwiegend schriftlich verwendet wird. Entstanden ist sie aus Selbsthilfebewegungen von Menschen mit Lernschwierigkeiten bzw. geistiger Behinderung mit dem Ziel einer Ermöglichung von Teilhabe und Selbstbestimmung. Während zunächst die Vermittlung von Informationen über Sachtexte, Beschilderungen etc. im Vordergrund stand, finden sich mittlerweile zunehmend auch Geschichten und Romane in Leichter Sprache. Sie wird aktuell auch von weiteren Zielgruppen wie z. B. Menschen mit Deutsch als Zweitsprache und Gehörlose genutzt.

Leichte Sprache ist seit einigen Jahren gesetzlich verankert, so ist bspw. im „Gesetz zur Weiterentwicklung des Behindertengleichstellungsrechts“ von 2016 vorgesehen, dass Bundesbehörden und Sozialleistungsträger vermehrt Informationen in Leichter Sprache bereitstellen müssen. Seit 2018 muss sie auch in behördlichen Bescheiden verwendet werden.

In Deutschland wurde und wird die Entwicklung der Leichten Sprache insbesondere durch das 2006 gegründete „Netzwerk Leichte Sprache“ vorangetrieben. Seit der Gründung der „Forschungsstelle Leichte Sprache“ an der Universität Hildesheim wurde auch die wissenschaftliche Bearbeitung des Themas ausgebaut.

Texte in Leichter Sprache werden – im Gegensatz zur sog. „Einfachen Sprache“ – auf der Grundlage von Regelwerken erstellt. Maßgeblich hierfür sind in Deutschland die „Regeln für Leichte Sprache“ (Netzwerk Leichte Sprache, 2017) sowie „Leichte Sprache. Das Regelbuch“ (Maas, 2015). Die Regeln beziehen sich auf alle sprachlichen Ebenen sowie z. T. auch auf das Layout. Eine Besonderheit der von der Forschungsstelle publizierten Regeln ist der sog. Medio·punkt. Dieser soll die Erschließung komplexer Komposita erleichtern und dient damit als „Lesehilfe“ (Maas, 2015, S. 89). Er stellt eine Alternative für die Schreibung komplexer Wörter mit Bindestrich dar und soll u. a. verhindern, dass orthographisch falsche Schreibungen durch Wörter in leichtsprachlichen Texten eingeübt werden (z. B. Annahme-Stelle) und dafür sorgen, dass Wörter auch in anderen (nicht leichtsprachlichen) Kontexten wiedererkannt werden (ebd., S. 91).

Chancen und Grenzen Leichter Sprache werden in den relevanten Fachwissenschaften sowie auch in den Medien immer wieder kontrovers diskutiert. Festzuhalten ist in jedem Fall, dass die Texterstellung bzw. die „Übersetzung“ in Leichte Sprache hohe Fachkompetenz erfordert und sich die veröffentlichten leichtsprachlichen Texte in ihrer Qualität daher stark unterscheiden. Eine gezielte Auswahl der Texte ist damit unabdingbar notwendig (vgl. Boch, 2015).

Im Kontext Schule ist Leichte Sprache insbesondere für neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler, die Umsetzung der Inklusion sowie für Schulen mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung relevant. Texte in Leichter Sprache ermöglichen vielen Schülerinnen und Schülern, schriftliche Texte zu für sie relevanten Themen zu lesen und zu erschließen und können eine Brücke zu schwierigeren Texten darstellen. Parallel im Original und in Leichter Sprache vorliegende Texte können auch im zieldifferenten Unterricht herangezogen werden (Riegert & Musenberg, 2017)

 

Quellen:

Bock, B. (2015). Barrierefreie Kommunikation als Voraussetzung und Mittel für die Partizipation benachteiligter Gruppen – Ein (polito-)linguistischer Blick auf Probleme und Potenziale von "Leichter" und "einfacher Sprache". In F. Vogel & C. Knobloch (Hrsg.), Sprache und Demokratie. Themenheft auf Linguistik Online (S. 115-137).

Maaß, Christiane (2015). Leichte Sprache. Das Regelbuch. Münster: Lit-Verlag.

Netzwerk Leichte Sprache (2017). Die Regeln für Leichte Sprache.

Riegert, J. & Musenberg, O. (2017). Zur didaktischen Bedeutung Leichter Sprache im inklusiven Unterricht. In B. Bock, U. Fix & D. Lange (Hrsg.), »Leichte Sprache« im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung (S. 387–399). Berlin: Frank & Timme.

 

Weitere Informationen über Leichte Sprache:

 

Informationen und Literatur in Leichter und Einfacher Sprache:

 

Rechtliche Rahmenbedingungen:


Empfehlung:
Buch des Monats Juli 2020: Bart ab. Eine Geschichte in Leichter Sprache.

 

 


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