Die Sprache der Vögel, Norbert Scheuer
Norbert Scheuers Roman spielt in unterschiedlichen Handlungsebenen und -zeiten, die alle in Bezug zu seiner Hauptperson Paul Arimond stehen und den Leserinnen und Lesern dessen Motivationen und seine innere Zerrissenheit nach Ende seiner Schulzeit erklärbar machen. Die zentrale Handlung erzählt Paul in seinem Tagebuch, das er mit Beginn seiner Ankunft als Soldat in Afghanistan ab April 2003 führt. Zur Bundeswehr brachte ihn zum einen die Schuldgefühle und einhergehende Perspektivlosigkeit nach dem Unfall mit seinem Freund Jan, zum anderen auch seine gescheiterte Beziehung zu Theresa. Zusätzlich belastet ihn der Selbstmord seines geliebten Vaters, ausgelöst durch die gescheiterte Ehe mit Pauls Mutter.
Der Autor legt die Haupthandlung in ein Bundeswehrcamp im kriegsgeplagten Afghanistan, das für Paul durch die vogelkundlichen Aufzeichnungen seines Urahns Ambrosius zum mystischen Ort wird. Durch die Perspektive Pauls kommen dem Leser zunehmend Zweifel an der vorgegebenen Befriedungsmission der Bundeswehr. Paul selbst wendet sich immer mehr von seinem Auftrag als Soldat ab, seine Versorgung der Verwundeten wird zunehmend zur mechanischen Handlung, bei der er auch Schwerstverletzten die Gedärme scheinbar emotionslos in den aufgerissenen Bauchraum zurückstopft. Er flüchtet sich in die heile Welt der Vögel, deren Freiheitsgrad ihm als Lagerbewohner unerreichbar ist. Dies bringt ihn zunehmend in Konflikt zu seinen Vorgesetzten und Kameraden. Nachdem er von Jans Tod erfährt, wird Paul mehr und mehr geistig verwirrt und er darf schließlich die Heimfahrt antreten, bei der er noch in Afghanistan durch einen Selbstmordanschlag zu Tode kommt.
Buch des Monats: Oktober 2015
Gattung: Jugendbuch, Roman
Inhaltsbereich: Fremde Kulturen, Freundschaft, Trennung, Frieden, Geschichte, Krieg, Politik, Biologie, Tiere, Naturschutz, Abenteuer, Trauer, Tod