Handlungsfelder für die Praxis |
Beziehungsgestaltung
Individuelle Förderung gelingt besonders gut, wenn eine vertrauensvolle Beziehung der Schülerinnen und Schüler zu ihren Lehrkräften besteht.
- Unabdingbare personale Voraussetzung für gelingende individuelle Förderung sind:
- die zugewandte und unterstützende Haltung der Lehrkraft,
- die Fähigkeit der Lehrkraft, die Perspektive der Lernenden einzunehmen,
- das Bestreben der Lernenden sich weiterzuentwickeln.
- Damit sich zwischen Lehrkräften und Lernenden Vertrauen entwickeln kann, sollten Lehrkräfte folgende Fähigkeiten und Haltungen zeigen: Differenzierungsfähigkeit, Aufgeschlossenheit, Wertschätzung, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Führungsfähigkeit.
- Zur Beziehungsgestaltung gehört auch, dass die Lehrkräfte den Lernenden gegenüber transparent machen, welche Ziele sie verfolgen, wie sie diagnostizieren und fördern wollen, wie sie Lehr-Lern-Prozesse gestalten, welche Leistungen sie erwarten und wie sie diese beurteilen und bewerten.
- Neben der guten Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden beeinflusst auch die Beziehung zwischen den Lernenden das Klassenklima: Jede und jeder akzeptiert die unterschiedlichen Persönlichkeiten der anderen mit ihren Stärken und Schwächen.
- Besonders förderlich für ein gutes Lern- und Klassenklima sind verbindliche Regeln und etablierte Rituale sowie ein gutes Classroom-Management.
- Gefördert wird die Qualität der Beziehungen, wenn sich Lehrende und Lernende wechselseitig rückmelden wie sie das Miteinander in der Klasse wahrnehmen und wenn sie sich gegenseitig unterstützen. Die Methoden des Individualfeedback und der Selbstevaluation sind dazu geeignet.
- Grundlage für ein gutes Schulklima sind gute Beziehungen zwischen den Akteuren aller Ebenen - Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen, Schulleitung, Eltern, Ausbildungsvertretern und anderen Kooperationspartnern.
Auszug aus "Basismodell zur individuellen Förderung an beruflichen Schulen" Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2013
Folgende Links verweisen auf interessante Materialien unter anderem aus anderen Bundesländern
- Classroom-Management
- Klassenführung
- Praxistipps Classroom-Management
- Classroom-Management als ein zentrales allgemeindidaktisches Konzept (siehe S. 7-16)
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Pädagogische Diagnose und Förderplanung
Die pädagogische Diagnose ist der Ausgangspunkt für die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler, der Schwachen ebenso wie der Starken.
- Im Idealfall bilden die pädagogische Diagnose, die Förderplanung und die darauf aufbauende Umsetzung der Fördermaßnahmen einen Kreislauf: Systematische Beobachtungen und Sammlung von Informationen, Interpretation der Ergebnisse, Zielformulierungen, Planung passender Fördermaßnahmen, Umsetzung der Fördermaßnahmen und Evaluation des Gesamtprozesses. Darauf folgt die erneute Beobachtung und Fortsetzung des Zyklus.
- Eine pädagogische Diagnose bezieht sich immer auf einen einzelnen Lernenden, auch wenn die Beobachtung innerhalb einer Lerngruppe stattfindet. Die Diagnose kann die Lernvoraussetzungen, den individuellen Lernstand, Lernhindernisse oder Lernpotenziale von Schülerinnen und Schülern ermitteln.
- Insbesondere bei der Diagnose überfachlicher Kompetenzen ist die Zusammenarbeit der Lehrenden mit Vertretern unterschiedlicher Professionen vorteilhaft, z. B. Beratungslehrkräfte, Sonderpädagoginnen und -pädagogen, Ausbildungsbetriebe.
- Damit Lehrkräfte die nötigen Freiräume für die Beobachtung gewinnen, ist es nötig den Unterricht neu zu organisieren, z. B. durch den verstärkten Einsatz kooperativer Lernarrangements.
- Die Förderplanung kann darin bestehen, dass eine einzelne Lehrkraft oder ein Förderteam konkrete Fördermaßnahmen aus der Diagnose ableitet.
- Wenn Lehrkräfte die pädagogische Diagnose und Förderplanung etablieren wollen, ist häufig die ganze Schule betroffen. Bei notwendigen organisatorischen Veränderungen, wie Anpassung des Stundenplans oder Kooperationszeiten für Lehrkräfteteams, kommt der Schulleitung eine Schlüsselrolle zu.
Auszug aus "Basismodell zur individuellen Förderung an beruflichen Schulen" Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2013
Folgende Links verweisen auf interessante Materialien unter anderem aus anderen Bundesländern
- Grundlagen der pädagogischen Diagnose
- Kompetenzraster
- Institut Beatenberg
- Handlungskompetenz mit Kompetenzrastern – Sept 2013
- Ich-kann-Liste
- Kann-Listen im Ausbildungsberuf
- Ich-kann-Listen
- Lerntagebuch
- Das Lernen planen und reflektieren mit dem Lerntagebuch – Sept 2013
- Lerntagebuch
- Beratungsgespräche
- Gespräche führen - Vereinbarungen treffen
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Lernzeitgestaltung
"Lernzeit" ist in erster Linie Unterricht. Zur Lernzeit zählen aber auch zusätzliche Unterstützungs- und Ganztagsangebote sowie Zeiten, in denen Lernende z. B. Hausaufgaben bearbeiten und Seminararbeiten erstellen.
- Ziel der individuellen Förderung im Unterricht und darüber hinaus ist es, den Lernenden den Zugang zu Lerninhalten zu erleichtern, ihre individuellen Stärken zur fördern und individuelle Lücken auszugleichen.
- Um dies zu ermöglichen, sind regelmäßige Ermittlungen des Lernstandes und wechselseitige Rückmeldungen zwischen Lernenden und Lehrenden nötig.
- Voraussetzungen für individuelle Förderung sind vor allem
- ein lernförderliches Klima,
- eine effiziente Führung der Lerngruppe
- und eine motivierende, aktivierende Lernzeitgestaltung.
- Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Lehrkräfte - am besten im Team - binnendifferenzierte und individualisierte Prozesse umsetzen, z. B. durch Aufgabenstellungen, die unterschiedliche Lerntempi, Lernzugänge oder Schwierigkeitsgrade berücksichtigen.
- Die Lehrkräfte gewinnen zeitliche Freiräume, indem sie sich in der Stoffvermittlung zugunsten schüleraktiver Unterrichtsmethoden zurücknehmen. Diese Freiräume ermöglichen es z. B. pädagogische Diagnosen durchzuführen.
- Nur wenn die Lernenden bereit sind, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen, kann individuelle Förderung gelingen.
- Die Schulleitung kann wesentlich zum Gelingen beitragen, indem sie z. B. die Lernräume an den Erfordernissen der individuellen Förderung ausrichtet oder die Stundenpläne so gestaltet, dass sich Lehrkräfteteams bilden können.
Auszug aus "Basismodell zur individuellen Förderung an beruflichen Schulen" Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2013
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