Das interkulturell geprägte Leitbild wirkt in alle Bereiche der Unterrichts- und Schulentwicklung hinein. Die explizite Berücksichtigung interkultureller Perspektiven kann an allen schulischen Entwicklungszielen, die erkannt und formuliert werden, ansetzen. Sie stehen im Zusammenhang mit Zielen wie Demokratiebildung, Empowerment, Chancengleichheit, Nachhaltigkeit, Lernkultur, etc., die alle nicht getrennt voneinander in Angriff genommen werden können (vgl. Interkulturelle Schulentwicklung).
Umsetzungsschritte hin zum interkulturellen Leitbild
- Das Leitbild formuliert zunächst globale Ziele.
- Diese werden dann auf ihre interkulturellen Perspektiven hin überprüft. Die Normalität der kulturellen Vielfalt im Klassenzimmer und in der Gesellschaft ist dabei handlungsleitend.
- Im nächsten Schritt geht es darum, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der interkulturellen Ziele auch beim Individuum spürbar zu machen. Das hängt im Wesentlichen davon ab, dass es gelingt, das Leitbild für die Unterrichts- und Schulentwicklung in konkrete Handlungsziele umzusetzen (s. Tabelle).
Diese werden dann auch regelmäßig beobachtet, evaluiert und reflektiert. Hierbei helfen die Fachberaterinnen und Fachberater Schulentwicklung.
Eine interkulturelle Öffnung muss nicht auf ein fertiges interkulturelles Leitbild warten. Zunächst können im Kleinen begonnene Maßnahmen mit den dahinterstehenden interkulturellen Perspektiven in bestehenden Leitbildern verankert und verstetigt werden. So tragen sie nach und nach zum Prozess der Entstehung eines interkulturellen Leitbildes bei.
Beispiele für die Umsetzungsschritte eines interkulturellen Leitbildes
Globale Aussage |
Interkulturelle Perspektive |
Mögliche Operationalisierungen für Schritte im Schulentwicklungsprozess |
respektvoller und wertschätzender Umgang |
Kulturelle Vielfalt ist in unserer Schule sichtbar und wird im Schulalltag thematisch passend, respektvoll und wertschätzend aufgegriffen.
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Die Fachschaften überprüfen Themen des Bildungsplans auf ihre interkulturelle Perspektive und fügen interkulturelle Lernziele, die zur Verwirklichung unseres Leitbilds beitragen, dem Schulcurriculum hinzu. Wir führen in den achten Klassen im Globalen Klassenzimmer einen Workshop zu Nachhaltigkeit und Chancengleichheit durch. |
Wir lehnen diskriminierendes Verhalten wie z.B. Schimpfwörter und Gesten ab, die sich auf die Herkunftskultur und die kulturelle Identität von Mitmenschen beziehen. |
Wir führen eine Projektwoche zum Thema „Schule ohne Rassismus“ durch, die in eine Ausstellung mündet. Unsere Schulgemeinschaft schließt einen Vertrag ab, in dem wir diskriminierendes Verhalten ächten. Wir bewerben uns für den Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. |
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gelebte Chancengleichheit |
Wir gestalten unsere Kommunikationsroutinen transparent und zugänglich im Hinblick auf eine mehrsprachige, kulturell vielfältige Schulgemeinschaft. Durch eine möglichst barrierefreie Kommunikation, haben alle die Möglichkeit gut informiert zu sein. |
In Elterngesprächen werden unterschiedliche Erwartungshaltungen wertschätzend thematisiert und einander angenähert mit dem Ziel einer partnerschaftlichen Erziehungsarbeit auf Augenhöhe. Standpunkte werden dokumentiert. Bei Bedarf werden Dolmetscherdienste in Anspruch genommen. Wir gestalten unseren Webauftritt mehrsprachig/interkulturell/mit Rücksicht auf Menschen, die nicht gut Deutsch können. |
friedliches Lernen und Leben; Konflikte ohne Gewalt lösen; freiheitlich-demokratische Grundsätze |
Die Bearbeitung kultureller Missverständnisse und Konflikte erfolgt auf der Basis freiheitlich-demokratischer Grundsätze. Wir verstehen kulturelle Konflikte als Lernanlässe: Wir überprüfen unsere eigenen Standpunkte und erweitern unseren kulturellen Horizont. |
Unser Streitschlichterteam ist in interkultureller Kommunikation ausgebildet. Unser pädagogisches Personal ist in interkultureller Kommunikation ausgebildet.
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Je nach Grad der kulturellen Vielfalt der jeweiligen Schule und ihrer Umgebung hat das Thema Interkulturalität unterschiedliche Ausprägungen und Ziele. Vor der Erarbeitung eines Leitbildes steht also eine Analyse der Schulsituation hinsichtlich ihrer schon vorhandenen interkulturellen Maßnahmen und Bedarfe.
Links und Literatur zur Vertiefung
Auernheimer, G. (82016): Einführung in die interkulturelle Pädagogik. WBG. Darmstadt
Welthaus Stuttgart e.V.: Globales Klassenzimmer
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2004): STEBS. Handreichung zur Entwicklung eines schulischen Leitbildes. Stuttgart
Online abrufbar hier
Aktion Courage e.V.: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
Zech, R. (o.J.): Leitbildentwicklung in Schulen. In: Dammann, M. et al (Hrsg.): PraxisWissen SchulLeitung. Carl Link. Neuwied, Kapitel 21.21
Online abrufbar hier
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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