Übergang

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Die Zielsetzungen der Maßnahmen für schulisch nichtsozialisierte und nichtalphabetisierte Schülerinnen und Schüler sind im Thema Ausgangssituation - Zielsetzungen formuliert.
Die Lernenden werden nach dem Besuch der Vorbereitungsklasse in eine ihrem Alter oder ihren Fähigkeiten entsprechende Regeklasse bzw. VAB/VABO aufgenommen.
Um diesen Übergang zu gestalten, bedarf es einer strukturierten Vorbereitung und einer engen Begleitung. Grundsätzliches zum Übergang aus einer Vorbereitungsklasse in eine Regelklasse ist nachzulesen unter Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit, Kapitel 4, Rechtliches (z. B. Dauer und Verbleib in VKL; Noten) ist nachzulesen unter : Verwaltungsvorschrift

ÜBERGANGSDIAGNOSTIK

Wie erfolgt die Entscheidung für den Übergang?
Die bisherigen Ausführungen der vorliegenden Publikation machen deutlich, dass eine Entscheidung für den Übergang der Schülerinnen und Schüler nicht alleine auf sprachlichen und fachlichen Kompetenzen basieren kann. Zu fragen ist, welche Bereiche in die Entscheidung miteinbezogen werden und wie der Übergang gestaltet wird.
Umfangreiche Hilfestellungen für pädagogische Übergangsgespräche und zur Einschätzung, ob die Lernende / der Lernende für den Übergang bereit ist, sind im Orientierungsrahmen Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit – Grundlagen und Anregungen für die Spracharbeit in Vorbereitungsklassen (Kapitel 4) formuliert und dort nachzulesen.
Grundsätzlich ist eine Entscheidung für den Übergang immer individuell unter Einbezug der vielfältigen Einflussfaktoren zu treffen.


Müssen die Kriterien von denen „der anderen“ abweichen?
Wichtig ist, dass der Übergang als Prozess angesehen wird. Er kann nicht von heute auf morgen erfolgen. Die Schülerinnen und Schüler benötigen Zeit, um sich auf die neue Situation einstellen zu können. Die Lernenden müssen vor allem mental, aber auch sprachlich in der Lage sein, sich den Anforderungen der Regelklasse zu stellen. Es bedarf eines gewissen sprachlichen Grundrepertoires, um dem Unterricht in der Regelklasse folgen zu können. Wichtiger, gerade bei Schülerinnen und Schülern, die vor einem Besuch der VKL schulisch nichtsozialisiert und nichtalphabetisiert waren, ist, dass sie es sich zutrauen und auch von den Lehrpersonen zugetraut bekommen, am Regelunterricht teilzunehmen. Genauso wichtig ist, dass für die Einschätzung der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler der individuelle Fortschritt im Vordergrund steht und der Vergleich mit anderen oder der sachlichen Norm damit in Bezug gesetzt wird (siehe Bezugsnormproblematik). Der Prozess des Übergangs muss durch Gespräche und Reflexionen begleitet werden (siehe Kapitel 4 in Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit) und die Lernenden müssen im Weiteren durch eine nachgehende Förderung / Anschlussförderung unterstützt werden.

Die Übergangsdiagnostik berücksichtigt drei Bereiche:  

image/svg+xml INDIVIDUELLE ÜBERGANGSFAKTOREN DER LERNENDEN INSTITUTIONELL-SCHULISCHE ÜBERGANGSFAKTOREN VORBEREITUNGSKLASSE REGELUNTERRICHT Sprachstand , Sprachlernerfahrung, die für die Teilintegration in bestimmte Fächer oder für die vollständige Integration notwendig sind fachlicher und methodischer Lernstand, Vorkenntnisse, die für die Integration in bestimmte Fächer notwendig sind, Teilintegration in bestimmte Fächer oder für die vollständige Integration notwendig sind Leistungsfähigkeit und - bereitschaft, schulische Vorerfahrungen, Resilienzfaktoren Umfang, Art und Qualität des Förderangebots als Vorbereitung auf den Regelunterricht Umfang, Art und Qualität des additiven Angebots in der Anschlussförderung je nach Ressourcen und Konzept Umfang, Art und Qualität des Angebots in der integrierten Förderung im sprachsensiblen Fachunterricht Schulart, Jahrgangsstufe und Anforderungen in den einzelnen Fächern Umfang, Art und Qualität des Angebots einer kontinuierlichen Begleitung bei institutioneller Einheit oder Verschiedenheit von Vorbereitungsklasse und Regelunterricht, in den integriert wird Abb.: individuelle und schulische Übergangsfaktoren

Aus der Übersicht wird deutlich, dass an dieser diagnostischen Station mehr als nur der Sprachstand erhoben werden muss. Resilienzfaktoren sowie fachliche und methodische Kompetenzen der Lernenden müssen für den Übergang in den Regelunterricht ebenfalls beachtet werden. Dabei spielt auch eine Rolle, wie das Förderangebot nach dem Übergang von der Schule gestaltet wird (s. u. Kapitel „Anschlussförderung“).
Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, die Schülerinnen und Schüler in einen durch Fördermaßnahmen gut begleiteten Regelunterricht zu integrieren, auch wenn es noch sprachliche Hürden gibt, der wertvolle Entwicklungs- und Motivationsschub durch den Regelunterricht jedoch sinnvoll genutzt werden soll.
Eine umfangreiche Orientierungshilfe für pädagogische Übergangsgespräche und relevante schulische Kompetenzen und Fragestellungen bietet der Orientierungsrahmen VKL, Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit.


Für die Erhebung der für die Übergangsdiagnostik relevanten Kompetenzen werden folgende Materialien und Maßstäbe herangezogen:

  • Resilienzfaktoren
  • Sprachstands- und Sprachentwicklungsdokumentation
    • orientiert am Basisniveau des Curriculums, gegebenenfalls in Einzelfällen auch am Aufbauniveau des Curriculums
    • orientiert an den fachsprachlichen und methodischen Anforderungen der jeweiligen Jahrgangsstufe, die im Austausch mit den Fachlehrkräften deutlich werden
  • fachliche und methodische Lernstandsdokumentationen
    • orientiert an den jeweiligen Bildungsplänen
    • orientiert an den fachsprachlichen und methodischen Anforderungen der jeweiligen Jahrgangsstufe, die im Austausch mit den Fachlehrkräften deutlich werden.


Geeignete Verfahren bzw. Methoden für Übergangsentscheidungen
Der Orientierungsrahmen Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit – Grundlagen und Anregungen für die Spracharbeit in Vorbereitungsklassen bietet für den Übergang Orientierungshilfen in den folgenden Bereichen (siehe Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit – Grundlagen und Anregungen für die Spracharbeit in Vorbereitungsklassen, Kapitel 4):

  • Basiskompetenzen Schulbesuch
  • Lern- und Arbeitsverhalten
  • Kontext Alltagssprache
  • Kontext Bildungssprache
  • Resilienzfaktoren/Schutzfaktoren


Weitere Möglichkeiten für eine Diagnose/Feststellung des Lern- und Sprachstandes wurden unter „Diagnostik“, bereits ausführlich dargestellt. Weitere Informationen über diese und weitere Verfahren sind zu finden in bzw. unter:

  • Landesinstitut für Schulentwicklung (2015): Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule, Kapitel 4 (Publikation steht als kostenloser Download zur Verfügung)
  • Gutachten zu Verfahren der Sprachstandserhebung an GS
  • Landesinstitut für Schulentwicklung Baden- Württemberg (2016): Viele Sprachen – eine Schule. Zielsprache Deutsch in allen Fächern der Sekundarstufe I. Stuttgart. Kapitel 6.
  • Gutachten zu Verfahren der Sprachstandserhebung an der Sek I
  • Schnieders/Komor (2007): Eine Synopse aktueller Verfahren der Sprachstandsfeststellung. In: Ehlich et al.: Anforderungen an Verfahren der regelmäßigen Sprachstandsfeststellung als Grundlage für die frühe und individuelle Förderung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. BMBF. Berlin, Bonn. S. 261-342

 

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ÜBERGANGSMANAGEMENT

Beim Übergang in eine Regelklasse sind sowohl ein regelmäßiger Austausch sowie eine enge und regelmäßige Kooperation zwischen VKL- und Regelklassenlehrkraft notwendig. Je nach gewähltem Modell der Integration und nach den Voraussetzungen der Schülerin / des Schülers sieht die Entscheidung für ein Modell des Übergangs unterschiedlich aus. Dies ist bei einem Übergang, der an derselben Schule stattfindet, einfacher zu handhaben, als bei einem Wechsel in eine andere Schule. In beiden Fällen ist eine Kooperation notwendig, diese gestaltet sich aufgrund der Erreichbarkeit der verschiedenen Personengruppen jedoch unterschiedlich. Elementar sind in beiden Fällen die Informationsweitergabe und die Begleitung der Lernenden.

Wichtige Informationen zu den Voraussetzungen, der Entwicklung und dem Lernstand der Lernenden sollten schriftlich fixiert werden. Geeignet sind hier Übergabeprotokolle, die Informationen zu verschiedenen Aspekten enthalten
Tipp: Übergabeprotokolle im Fachportal „Integration – Bildung – Migration“ -> Übergänge

 

Info Das Vorhandensein einer nachgehenden Förderung/Anschlussförderung ist ein wichtiger Faktor für den Übergang  

Ein Übergang in die Regeklasse kann unterschiedlich aussehen. Wenn möglich, sollte er sukzessive erfolgen, d. h. zunächst sollte eine Teilintegration in einzelnen Stunden bzw. Fächern erfolgen. Gut wäre es, wenn die Kinder und Jugendlichen bereits vor der Teilintegration in bestehende Arbeitsgemeinschaften und Angebote der Klasse eingebunden werden könnten.

Ist dies aufgrund verschiedener Faktoren (Schulwechsel / Schulortwechsel) nicht möglich, dann erfolgt der Übergang zu einem festgelegten Zeitpunkt. Auch kann es in Einzelfällen sinnvoll sein, von einer sukzessiven Teilintegration abzusehen und eine Vollintegration zu einem bestimmten Zeitpunkt zu befürworten, z. B. wenn die Schülerin / der Schüler aufgrund schlechter Vorerfahrungen mit der offenen und flexiblen Situation des sukzessiven Übergangs emotional überfordert wäre.

Info Wichtig ist in beiden Fällen die Kommunikation aller beteiligten im Vorfeld und auch während und gegebenenfalls einige Zeit nach dem Übergang sowie die Betreuung der Schülerinnen und Schüler in einer nachgehenden Förderung/ Anschlussförderung.


Literaturtipp

BiSS-Trägerkonsortium (Hrsg.) (2020): Übergänge gestalten. Sprachliche Bildung für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche. Köln. Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.

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Quelle: https://www.schule-bw.de

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