Von Motoren und Generatoren.
Kraft auf stromdurchflossenen Leiter und Induktion durch Bewegung sind verwandte Effekte.
Die hier beschriebenen Experimente können als Einstieg in dieses Thema entweder im Unterrichtsgespräch oder auch in einem kleinen Lernzirkel eingesetzt werden. Hat man genügend der Geräte zur Verfügung, sind auch Experimente "in gleicher Front" denkbar.
Die Drehbewegung (Motor, Generator) ist stets komplizierter und schwieriger zu verstehen und erklären als eine lineare Bewegung. Als Zwischenstufe zwischen Motor / Generator und einer einfachen, bewegten Stange ist daher das Paar Lautsprecher / Mikrofon zu empfehlen.
1) Experimente mit zwei DynaMot (Drehbewegung).
Als motivierender Einstieg bietet sich die Arbeit mit zwei
DynaMot an. Diese bekommt man z.B. bei
Conatex.
Durch die Drehbewegung wird allerdings zunächst nur das Prinzip klar, dass
man einen Motor auch als Generator nutzen kann, jedoch nicht so sehr, was dabei
genau passiert. Folgende Versuche sollten dabei durchgeführt werden, wie
sie ablaufen, zeigen die kurzen Filmsequenzen.
(Diese müssen aus technischen Gründen in einem neuen
Browserfenster laufen, klicken Sie bitte jeweils auf den Link unter dem Bild,
schließen Sie nicht mehr benötigte Browserfenster)
Dynamot als Motor |
a) | Der DynaMot wird an eine Spannungsquelle
anschlossen, er bewegt sich wie ein Motor. Wird die Spannungsquelle umgepolt, dreht sich der Motor in die entgegengesetzte Richtung. Es wird elektrische Energie in mechanische Energie umgewandelt. |
Dynamot als Generator |
b) | An den gleichen DynaMot wird eine Lampe
angeschlossen, dreht man an der Kurbel, leuchtet die Lampe auf. Der Motor wird zum Generator, zum Dynamo, die mechanische Energie der Kurbeldrehung wird in elektrische Energie umgewandelt. |
Zwei Dynamot |
c) | Zwei DynaMot werden zusammengeschaltet. Kurbelt man am einen
DynaMot, dreht sich der andere und umgekehrt. Kurbelt man in die
entgegengesetzte Richtung, ändert sich auch die Drehrichtung des als Motor
betriebenen DynaMot. Jeder der beiden kann also als Motor oder Generator arbeiten. |
Man kann danach mit den Schülern folgende Tabelle entwickeln (oder auch erst im Abschluss der ganzen Versuchsreihe)
Elektromotor | Generator |
Eine Leiterschleife dreht sich in einem Magnetfeld, wenn sie von einem Strom durchflossen wird. | Wird eine Leiterschleife (von Hand) in einem Magneten gedreht, so entsteht eine Spannung. |
Ursache: angelegte Spannung / Strom in der Leiterschleife Vermittlung: Magnetfeld Wirkung: mechanische Drehbewegung |
Ursache: mechanische Drehbewegung der Leiterschleife Vermittlung: Magnetfeld Wirkung: eine elektrische Spannung entsteht |
Elektromotor und Generator sind ähnlich,
lediglich Ursache und Wirkung sind vertauscht. Jeder Elektromotor kann auch als Generator betrieben werden und umgekehrt. |
2) Der Fahrradgenerator als Motor.
- Aber funktioniert das auch wirklich?
Der nächste Versuch überzeugt die Schülerinnen und
Schüler dann sicher von dem Konzept. Alle kennen den Fahrradgenerator
("Dynamo"). Wird er gedreht, so entsteht eine Spannung, welche die
Vorderlampe und das Rücklicht mit elektrischer Energie versorgt.
(vergleiche zum Aufbau eines Fahrradgenerators auch diese Seite auf dem
Landesbildungsserver
Seite zum Fahrradgenerator
(Aufbau)).
- Lässt sich dieser Generator auch als Motor betreiben?
Fahrradgenerator als Motor |
Man muss dazu den Fahrradgenerator an eine Quelle anschließen, die
eine Spannung abgibt, wie sie auch im Generatorbetrieb produziert wird - an
eine Wechselspannung von etwa 6 Volt. Was dahinter steckt, erfahren Sie auf dieser Seite im Bereich Didaktik: Hintergründe zum Fahrradgenerator als Motor |
3) Experimente mit Lautsprecher / Mikrofon.
Die Drehbewegung eines Motors / Generators ist relativ kompliziert
zu erklären. Möchte man das Prinzip der 3-Finger-Regel auch auf die
Induktion anwenden, wird man dies wahrscheinlich leichter an einer linearen
Bewegung vermitteln können.
Als Zwischenstufe zur "Rollstange" (siehe weiter unten) bietet sich
dabei das Paar Lautsprecher / Mikrofon an.
Die Experimente sind dabei analog zu denen mit den DynaMot. Der letzte
Versuch (c) wird dabei leider nicht gelingen, weil die Wirkungsgrade der
Lautsprecher zu schlecht sind.
Lautsprecher mit niedriger Frequenz |
a) | Ein Lautsprecher wird an eine Wechselspannung niedriger Frequenz ( hier
etwa 1 Hz aus einem Tongenerator) angelegt, die Membran bewegt sich dabei gut
sichtbar nach vorne und hinten. Es wird elektrische Energie (Tongenerator) in mechanische Energie (Bewegung der Membran) umgewandelt. Bei diesem Lautsprecher ist die Sicke (Gummirand) schon wegen Materialermüdung eingerissen und defekt. |
Lautsprecher als Mikrofon |
b) | An den gleichen Lautsprecher wird statt des Generators ein
Spannungsmessgerät angeschlossen, bewegt man die Membran vorsichtig mit
dem Finger, wird eine Spannung angezeigt. Die Polung der Spannung hängt von der Bewegungsrichtung der Membran ab. Geeignet ist hier z.B. ein Steckskaleninstrument mit einer Empfindlichkeit von 30 mV (PHYWE) Der Lautsprecher wird hier zum Mikrofon, mechanische Energie der Membranbewegung wird in elektrische Energie umgewandelt. Man kann den Lautsprecher auch an ein Oszilloskop (Empfindlichkeit etwa 10mV) anschließen und die auftretende Spannung und ihre Polung so sichtbar machen. Benutzt man keinen Finger zum Bewegen der Membran und die Klasse macht richtig "Krach", kann man so auch die gewandelte Schallinformation sichtbar machen. |
Lässt man Schülerinnen und Schüler diesen Versuch selber machen, sollte man sie unbedingt darauf hinweisen, dass sie nicht allzu kräftig auf die Membran drücken dürfen, sonst ist der Lautsprecher schnell kaputt. |
4) Experimente mit der Rollstange.
Als weitere Elementarisierung und Übergang zur 3-Finger-Regel bietet
sich danach das Problem der Rollstangen im Magnet an. Hier wird dann
nur ein einfaches und gerades Leiterstück betrachtet, das linear bewegt
wird.
Auch hier kann man wieder parallel vorgehen wie schon bei den Dynamot und /
oder den Lautsprechern.
Rollstange als "Motor" |
a) | Die Rollstange wird an eine Spannung angelegt, je nach Polung und Richtung
des Magnetfeldes bewegt sie sich dabei nach vorne oder nach hinten. Die Richtung der Bewegung kann man mit der 3-Finger-Regel vorhersagen. Es spielt also auch noch die Richtung des Magnetfeldes eine Rolle. Es wird elektrische Energie (Spannungsquelle) in mechanische Energie (Bewegung der Stange) umgewandelt. |
Rollstange als "Generator" |
b) | An die Stange wird (über einen Messverstärker) ein
Spannungsmessgerät angeschlossen, bewegt man die Stange mit der Hand, wird
eine Spannung angezeigt. Die Polung der Spannung hängt von der
Bewegungsrichtung der Stange ab. Die Elektronen sind in der Stange "eingesperrt", müssen also deren Bewegung mitmachen. Durch die Bewegung im Magnetfeld tritt eine Lorentzkraft in Richtung der Stange auf, die Elektronen werden verschoben. Es entsteht eine Spannungsdifferenz zwischen den Enden der Stange. |
Vgl. hierzu auch folgende Seiten auf dem Landesbildungsserver:
rollende Stange
rollende Stange zweidimensional
erklärt
Induktion 1.Art mit LEDs
5) Weiterführende Themen.
Man kann an dieser Stelle auch die Funktion von
Pumpspeicherkraftwerken ansprechen.
Dort wird das Wasser aus einem höher gelegenen Stausee über eine
Druckleitung auf eine Turbine geleitet, die mit einem Generator gekoppelt ist.
Läuft Wasser aus dem Stausee, dreht sich die Turbine und der Generator
erzeugt elektrische Energie, die in das Stromnetz eingespeist wird.
Wird von anderen Kraftwerken mehr elektrische Energie bereitgestellt als
gebraucht wird (vor allem nachts), dann wird mit dieser Energie derselbe
Generator als Motor betrieben. Diesmal jedoch wird er mit einer Pumpe
gekoppelt, die das Wasser aus dem unteren Stausee wieder in den oberen Stausee
zurückpumpt.
Der "Maschinensatz" kann also wahlweise als Generator arbeiten (wenn
er mit der Turbine gekoppelt wird) als auch als Motor (wenn er mit der Pumpe
gekoppelt wird).
Das Bild zeigt einen solchen Maschinensatz im Kavernenkraftwerk
Wehr des Schluchseewerks am Hochrhein nahe Bad Säckingen.
Dieses Kraftwerk ist in einem Berg gelegen, und nur durch einen 1,3 km langen
Stollen erreichbar (Kavernenkraftwerk). Der gelbe "Kasten" ist der Motor / Generator. Im Vordergrund ist die Pumpe, die über die (rote) Kupplung im Pumpbetrieb mit dem Motor verkoppelt wird. Hinter dem Motor / Generator sieht man die Turbine. Am ihrem linken Ende endet das Druckrohr, das zum höhergelegenen Hornbergbecken führt. (Foto von Stefan-XP aus Wikipedia GNU) |
Entgegen der häufigen Meinung ist das bekannte
Walchenseekraftwerk in Kochel / Bayern - nahe der A 95
München-Garmisch-Partenkirchen gelegen - kein Pumpspeicherwerk.
|
( Foto: Grüninger) |
In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Pumpspeicherkraftwerke - vor
allem im Südschwarzwald - betrieben von den
Schluchseewerken.
Es gibt aber auch eines an der Schwäbischen Alb bei Glems nahe Metzingen,
das die ENBW betreibt.
vgl. dazu
diese Seite bei Wikipedia oder
diese Seite bei der
ENBW.
Die ENBW betreibt auch noch das
Pumpspeicherkraftwerk bei Forbachim Nordschwarzwald und ist an den Vorarlberger Illwerken
beteiligt.
Eine Liste mit Leistungs- und Baudaten deutscher Pumpspeicherkraftwerke findet
man ebenfalls bei
Wikipedia.
Das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands ist derzeit das
Kraftwerk Goldisthal in
Thüringen betrieben von Vattenfall Deutschland.
Alle Filme :
Klaus-Dieter Grüninger, Landesbildungsserver, 2011