Cicero, Reden gegen Verres: Historischer Hintergrund und Inhalt der Reden |
Cicero und der Prozess gegen Verres
Auf der Basis von: Manfred Fuhrmann, Cicero und die römische Republik, München / Zürich 1989
Mit der Tabelle zur römischen Geschichte lassen sich die historischen Zusammenhänge des Prozesses gegen C. Verres erarbeiten.
In den Jahren 73 - 71 herrschten in Italien die Spartacus-Unruhen; in diesen Jahren war Gaius Verres Praetor in Sizilien. Er blieb auch deswegen so lange in diesem Amt, weil sein Nachfolger wegen der Sklavenunruhen zurückgehalten wurde.
Die Skrupellosigkeit des Verres wurde in Rom bekannt, als Sthenius, ein reicher und einflussreicher Sizilier, nach Rom kam und Hilfe suchte, weil Verres ihn seiner Kunstschätze beraubt hatte und nun mit einem ungerechtfertigten Prozess überzog.
Die Senatoren wollten verhindern, dass mit Verres einer der Ihren verurteilt würde. Hintergrund dieser Furcht war, dass Sulla während seiner Diktatur (82 - 79) die Macht der Senatoren gestärkt hatte; nun gingen aber Pompeius und Crassus daran, dem Volk wieder mehr Macht zu geben.
Die einzige juristische Möglichkeit für Provinzen, sich gegen einen allzu habgierigen Proconsul oder Proprätor zu wehren, waren Anklagen wegen Erpressungen (Repetunden-Prozesse). Die Sizilier baten nun Cicero, den sie als ehrenhaft kannten, als Ankläger für sie und gegen Verres aufzutreten. Cicero hatte sonst fast nur als Verteidiger agiert. Die Freunde des Verres schoben einen anderen Ankläger vor (Q. Caecilius Niger), der das Verfahren in ihrem Sinne leiten sollte. In einer ersten Rede (Divinatio in Caecilium) weist Cicero den Anspruch des Caecilius ab und wird zum Ankläger bestellt.
Im Frühjahr 70 v. Chr. begab sich Cicero nach Sizilien und erhob das Beweismaterial.
Wegen Verzögerungen, die vermutlich die Freunde des Verres durchsetzten, begann der Prozess im August des gleichen Jahres. In der actio [Gerichtsrede] prima legte Cicero nun sofort dar, dass Verres 40 Millionen Sesterzen von den Siziliern erpresst hatte.
In der im September 70 folgenden, durch verschiedene Feste bedingten Prozesspause floh Verres nach Massilia, dem heutigen Marseille, weil er seine Sache für aussichtslos hielt. Seine geraubten Reichtümer nahm er mit.
Cicero hatte mit seinem Erfolg auch Verres' Verteidiger, Hortensius, überwunden und galt von nun an als erster Redner Roms. Er veröffentlichte nicht nur die actio prima in schriftlicher Form, sondern auch die nicht gehaltene actio secunda, die man also als eine fiktive Anklagerede ansehen kann.
Inhalt der actio secunda:
- Vorleben des Verres
- Verres' als Richter - die Korrumpierung der Rechtspflege (der Statthalter war auch der oberste Richter der Provinz)
- Steuererpressungen
- Kunstraub
- Verres missbraucht seine Macht auch gegen römische Bürger; Vernichtung der sizilischen Flotte durch Verres' Schuld.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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