Didaktische Hinweise - Vorschläge zum Einsatz der Texte im Lateinunterricht

Vorschläge für Arbeit mit den Texten der lateinischen Autoren Aulus Gellius, Publilius Syrus und Valerius Maximus

Diese Seite richtet sich an Lehrkräfte. Sie zeigt auf, wie die Texte von Aulus Gellius und Valerius Maximus und Publilius Syrus im Lateinunterricht eingesetzt werden können.

1. Übersicht

Die drei Autoren sind eher unbekannt und kommen kaum im Lateinunterricht vor, obwohl sie einige Anregungen auch für Schülerinnen und Schüler geben können. Gemeinsam ist den hier ausgewählten Texten, dass sie relativ kurz sind und sich sowohl für kurze Zwischenphasen zwischen längeren Unterrichtseinheiten oder Vertretungsstunden als auch für thematische oder auf einzele Autoren bezogene Unterrichtssequenzen eignen.

  • Zu allen Texte gibt es Aufgaben zur Interpretation. Die Arbeitsaufträge sind überwiegend so gestaltet, dass die Schülerinnen und Schüler die Beschreibung von Stilmitteln und erzählerischer Gestaltung üben können (Grundlage: Arbeitsblätter zur Interpretation).
  • Alle Texte können auch in den Formaten PDF, WORD und OpenOffice/LibreOffice Writer heruntergeladen werden, damit sie z. B. gekürzt oder vereinfacht werden können. Der Link zum Downloadordner ist immer in der linken Navigationsspalte zu finden.
  • Ein übergreifendes Thema der Texte besteht in den religiösen Vorstellungen in der römischen Antike. Damit wird eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ideen vom Göttlichen und Übernatürlichen möglich; siehe hierzu den Vorschlag zu einer Unterrichtsequenz (unten Abschnitt 3).
  • Über die Autoren Aulus Gellius, Valerius Maximus und Publilius Syrus findet man Informationen in der Seite Sprüche und Anekdoten: Die Autoren. Der literarische Wert des Werks von Valerius Maximus wird oft nicht so hoch eingeschätzt wie derjenige anderer Autoren; hierüber kann anhand der Textbeispiele durchaus eine Diskussion im Unterricht geführt werden.
    Über Aulus Gellius steht eine neuere wissenschaftliche Abhandlung zum freien Download zur Verfügung:
    Beate Beer (2020): Aulus Gellius und die ›Noctes Atticae‹. Die literarische Konstruktion einer Sammlung, Verlag De Gruyter, DOI: https://doi.org/10.1515/9783110695083
  • Für Schülerinnen und Schüler gibt es eine Seite mit Lerntipps.

2. Charakterisierung der Texte

Text
mit Link zum
Arbeitsblatt
Hauptthema des Textes
mit deutscher
Über-setzung
mit
Über-setzungs-
hilfen
Schwierig-keitsgrad
bzw.
Klassen-stufe

Möglichkeiten des Einsatzes

(sprachlich und historisch)

Themen der Interpretations-fragen

(in den Arbeitsblättern bzw. als Anknüpfung an die

Publilius Syrus:
Sprüche
verschiedene Themen in Einzelversen   x ab Klasse 9 Einzelstunden, einfache Einführung in philosophische Fragen Menschenbild, Rolle von Frau und Mann
Aulus Gellius:
Noctes Atticae 5, 10
Über das Paradox von Euathlos
Darstellung eines logischen Paradoxes x   ab Klasse 10 auch als Basis für Referate geeignet

Erarbeitung der logischen Problematik

Stilfragen: Ironie

Aulus Gellius:
Noctes Atticae 13, 17
Über den Begriff der Bildung
Reflexion über den Begriff der humanitas (Menschlichkeit und Bildung) x   ab Klasse 10

relativ kurzer Text, in einer Doppelstunde zu bearbeiten

auch als Basis für Referate geeignet

Bildungsbegriff

Übung zur Begriffsbestimmung

Aulus Gellius:
Noctes Atticae 15, 22
Sertorius und die weiße Hirschkuh - Originaltext
Der Usurpator Sertorius überzeugt seine Umgebung mit einer Wunder-geschichte.   x ab Klasse 9 oder 10

Übersetzungs-übung

Deponentien, Sinnrichtungen der Kasus

Gliederung erkennen

und

direkte und indirekte  Charakterisierung

(mit Verwendung von Arbeitsblättern zur Interpretation)

Auseinandersetzung mit dem Wort bzw. Begriff barbari

Aulus Gellius:
Noctes Atticae 15, 22
Sertorius und die weiße Hirschkuh - vereinfachte Fassung
  x

ohne nd-Formen und Deponentien, vereinfachter Satzbau

ab Klasse 8 oder 9

Übersetzungs-übung

Sinnrichtungen der Kasus

(Darstellung im Verzeichnis Sprache)

Aulus Gellius:
Noctes Atticae 4, 18
Scipio rechtfertigt sich nicht
Weigerung eines nobilis, sich vor dem Volk zu rechtfertigen   x ab Klasse 9 oder 10

Übersetzungs-übung:
Periodenbau

Römische Geschichte: Republik und die Perspektive der Kaiserzeit auf die Republik

Politisches System und Konflikte in der Republik

Stellungnahme zum Kommentar eines Historikers

Stilmittel

direkte und indirekte Charakterisierung

Valerius Maximus:
Facta et dicta 1, 8, 1:
Wundergeschichten

Definition von Wundern

2 Wunder-erscheinungen:
Castor und Pollux; Caesar

  x

leicht vereinfacht

ab Klasse 9

Übersetzungs-übung

Diskussion über unterschiedliche religiöse Vorstellungen, interkulturelle Kompetenz (Bildungsplan: interkulturelle Kompetenz)

Analyse von Stilmitteln

Textarbeit: Beschreibung des Caesarbildes

Valerius Maximus:
Facta et dicta 1, 8, 2:
Die Schlange des Aesculap
Wunder-erzählung: Eine Schlange, Verkörperung des Heilgottes Aesculap, rettet Rom vor einer Pest.   x

vereinfachte und gekürzte Version

ab Klasse 9, bei weiterer Bearbeitung Klasse 8

AcI der Nachzeitigkeit

Partizipien

Topographie Roms (Stadtplan Roms im Arbeitsblatt)

Religiöse Vorstellungen

Historisch übergreifend:
Umgang mit Epidemien

 

3. Vorschlag für eine Unterrichtssequenz zum Thema Religion, Wundergläubigkeit und Toleranz

Anlage und Bezug zum Bildungsplan

Die drei Texte von Valerius Maximus und Aulus Gellius' Geschichte über Sertorius geben einen Anlass, nach dem religiösen Alltagsglauben in der römischen Gesellschaft zu fragen. Die Schülerinnen und Schüler bekommen eine Gelegenheit, sich zur Glaubenspraxis anderer Kulturen und zur Frage des Wunderglaubens zu positionieren.

Die Bezüge im Bildungsplan:

Aufbau der Einheit

1. Drei Texte von Valerius Maximus

  1. Die Wundergeschichten des Aulus Gellius (Facta et dicta 1, 8, 1:
    Wundergeschichten) behandeln übernatürliche Erscheinungen.
  2. Die Geschichte über die Schlange des Aesculap berichtet davon, wie eine im Aesculap-Heiligtum in Epidauros gehaltene Schlange nach Rom transportiert wird, dort die Römer vor einer Pest rettet und zugleich zum Anlass einer Kultübertragung wird. (Facta et dicta 1, 8, 2: Die Schlange des Aesculap)

Das Handbuch des Valerius Maximus ist darauf ausgerichtet, im Alltag der Redner verwendbare Beispiele zu liefern. Die Geschichten in seinem Buch können von einem durchschnittlichen Römer also kaum als absurd oder völlig unglaubwürdig eingeschätzt worden sein, sonst hätte niemand sein Buch verwendet.

2. Aulus Gellius: Sertorius und die weiße Hirschkuh (Noctes Atticae 15, 22)

Aulus Gellius beschreibt einen Aberglauben: Dem Usurpator Sertorius sei es gelungen, leichtgläubige Menschen in der lusitanischen Provinz davon zu überzeugen, dass eine weiße Hirschkuh ihm Ratschläge erteilt. Der Text handelt davon, wie ein Demagoge die Glaubensbereitschaft seiner Umwelt ausnützt. Dieser Text, der deutlich komplexer als die Texte des Valerius Maximus ist, kann auf die Stellung der Erzählerstimme zu dem geschilderten Verhalten der Lusitanier befragt werden.

Texte und Lerneinheiten für eine Weiterführung dieser Unterrichtseinheit:

  • Römische Göttinnen und Götter - die Gottheiten können im Rahmen einer Unterrichtseinheit zur antiken Alltagsgläubigkeit darauf hin untersucht werden, welche Lebensbereiche nach Auffassung der Menschen in der Antike besonderen göttlichen Schutzes bedurften.
  • Das Asyl und seine Wurzeln in der antiken Religion als Thema in der Unterrichtseinheit Flucht, Asyl und Exil im antiken Rom. Hier steht z. B. ein Text von Plautus zur Verfügung, in dem die Sitte des Asyls an einem Altar beschrieben wird.

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Quelle: https://www.schule-bw.de

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